# taz.de -- Klimakonferenz in Peru startet: Lernen aus Kopenhagen
       
       > Die große Klimakonferenz in Lima startet optimistisch. Das geplante neue
       > Abkommen zwingt niemanden, sondern setzt auf Freiwilligkeit.
       
 (IMG) Bild: Die Wärmebildkamera zeigt: Auch in der unmittelbaren Umgebung eines Kohlekraftwerks wird es ganz schön warm
       
       BERLIN taz | Die Stimmung ist gut: Er habe sich „noch nie so optimistisch
       gefühlt“, sagte Tony de Brum, der Außenminister der Marshall-Inseln, vor
       Beginn des UN-Klimagipfels, der am Montag in Perus Hauptstadt Lima begann.
       Auch der US-Unterhändler Todd Stern erklärte, er erwarte nun die Vorschläge
       der anderen großen Verschmutzer: Indien, Japan, Brasilien und Russland.
       
       Aber nicht nur die Rhetorik ist anders, auch die Strategie. Auf dem Weg zum
       entscheidenden Gipfel in Paris in einem Jahr heißt es: Aus Fehlern lernen.
       Denn die Konferenz von Kopenhagen 2009 ist vor allem an einem Denkfehler
       gescheitert.
       
       Ähnlich wie das Kiotoprotokoll wollten vor allem die EU-Staaten einen
       Vertrag, der den Klimaschutz in rechtliche Verpflichtungen
       herunterrechnete: Wenn der Klimawandel unter 2 Grad bleiben soll, muss Land
       X seine Emissionen um y Millionen Tonnen reduzieren. Das ging schief, weil
       Schwellenstaaten wie China oder Indien keine Bremse für ihr Wachstum
       akzeptierten und die USA nicht vorangehen wollten.
       
       Nun wird das Verfahren umgedreht: Bis März 2015 sammeln die UN ein, was die
       Staaten auf den Tisch legen. Dann wird verglichen, was diese
       Verpflichtungen bringen. Schon jetzt ist klar: Die Lücke wird bei etwa 10
       Milliarden Tonnen CO2 im Jahr liegen – zehnmal der Ausstoß Deutschlands. In
       Paris sollen diese Selbstverpflichtungen der Länder, die ab 2020 gelten,
       dann festgeschrieben werden.
       
       ## Verbindlicher Kern
       
       Das Abkommen wird wohl einen kleinen Kern haben, der völkerrechtlich
       bindend ist. In ihm wird eine höchstmögliche Temperaturerhöhung von 2 Grad
       stehen, flankiert durch technische Fragen: Wie wird das gerechnet und
       verglichen? Alle fünf Jahre könnten diese Verpflichtungen überprüft und
       „nach oben gekurbelt werden“, heißt es in den Planungen. Sanktionen sind
       nicht geplant.
       
       Umweltschützer und Forscher könnten Klimaversager allerdings medienwirksam
       weltweit an den Pranger stellen. Verbindlich wären dagegen Zusagen für
       Finanzhilfen an arme Länder: Sie sollen helfen, den Klimawandel zu
       bewältigen, sowie Solar- und Windkraft fördern. Wie viel die Länder
       reduzieren wollen, soll in einem eigenen Anhang des Pariser Protokolls
       stehen und nur politisch bindend sein.
       
       ## Das Ziel: den US-Kongress umgehen
       
       Alles muss so geschneidert sein, dass US-Präsident Barack Obama die Regeln
       per Exekutivorder in Kraft setzen – und damit den widerspenstigen
       US-Kongress umgehen – kann. Paris steht und fällt mit dem politischen
       Druck, der in den wichtigen Hauptstädten aufgebaut wird.
       
       Deshalb läuft seit Herbst 2013 eine globale Choreografie der Klimaschützer:
       erst die alarmierenden Berichte des Weltklimarats IPCC, dann der
       UN-Sondergipfel in New York, nun das Vorbereitungstreffen in Lima. Das
       Argument „viel zu teuer“ sollte die hochkarätige „Calderón-Kommission“
       ausräumen.
       
       Sie rechnete vor, dass „Klimaschutz und Wirtschaftswachstum vereinbar
       sind“. Dann wurde der „Grüne Klimafonds“ mit knapp 10 Milliarden Dollar
       gefüllt. Und 2015 will Bundeskanzlerin Angela Merkel den deutschen Vorsitz
       bei den G 7 für weitere Vorstöße nutzen.
       
       1 Dec 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernhard Pötter
       
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