# taz.de -- Mildes Urteil für Kreml-Kritiker: Bewährung für Nawalny
       
       > Ein Moskauer Gericht hat den Oppositionellen Alexej Nawalny zu
       > dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Sein Bruder muss ins
       > Gefängnis.
       
 (IMG) Bild: Aktivist Alexej Nawalny (links) und sein Bruder Oleg (rechts) vor Gericht.
       
       MOSKAU afp | Der führende Kremlkritiker Alexej Nawalny ist zu dreieinhalb
       Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gericht in Moskau sprach
       den russischen Oppositionellen und seinen Bruder Oleg am Dienstag in einem
       umstrittenen Betrugsprozess schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn
       Jahre Lagerhaft gefordert. Nawalny weist die Vorwürfe als politisch
       motiviert zurück.
       
       Während Alexej Nawalny mit einer Bewährungsstrafe davonkommt, muss sein
       Bruder Oleg für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Er wurde in Handschellen
       aus dem Gerichtssaal abgeführt. Sein Bruder verurteilte dies lautstark als
       Versuch, „Druck“ auf ihn auszuüben. Das sei eine „Schweinerei“, sagte
       Alexej Nawalny.
       
       Die Brüder sollen den französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher um fast 27
       Millionen Rubel (laut damaligem Wechselkurs knapp eine halbe Million Euro)
       [1][betrogen haben], als das Unternehmen ihren Vertriebsdienst benutzte.
       Der Finanzdirektor der russischen Filiale von Yves Rocher, Christian
       Melnik, gab allerdings eine Erklärung ab, nach der dem Unternehmen durch
       die Kooperation mit dem Vertriebsdienst der Brüder Nawalny letztlich kein
       Schaden entstand. Ursprünglich hatte Yves Rocher jedoch eine Klage gegen
       Unbekannt eingereicht, weil das Unternehmen zunächst davon ausgegangen war,
       der Transportdienst hätte billiger ausgeführt werden müssen.
       
       Nawalny hat fast das ganze Jahr unter [2][Hausarrest] verbracht, wobei er
       nur mit seinen Anwälten und Angehörigen kommunizieren durfte. Er hatte
       schon wiederholt mit der Justiz zu tun. So wurde er im Juli 2013 in einem
       anderen Betrugsprozess zu fünf Jahren Haft verurteilt, doch wurde die
       Strafe später ausgesetzt. Im April 2014 wurde er zu einer [3][Geldstrafe
       wegen Beleidigung] verurteilt. Bei der Wahl des Moskauer Bürgermeisters im
       September 2013 war der Blogger und Aktivist auf dem zweiten Platz gelandet.
       
       Das Gericht hatte die Urteilsverkündung kurzfristig um gut zwei Wochen
       vorgezogen. Nawalnys Umfeld vermutet, dass die Behörden damit eine geplante
       Demonstration am ursprünglichen Termin Mitte Januar ausbremsen wollen. Für
       Dienstagabend wurde jedoch bereits zu einer neuen Demonstration in Moskau
       aufgerufen.
       
       30 Dec 2014
       
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