# taz.de -- Kommentar Cameron und Überwachung: Nervt die Geheimdienste!
       
       > Wie im Reflex will Cameron alle Chats überwachen. Seine Panik sollte als
       > Aufruf verstanden werden: Verschlüsselt! Wehrt euch! Es lohnt sich!
       
 (IMG) Bild: Private Nachrichten? Nicht wenn es nach Cameron geht
       
       Dass der britische Premier [1][David Cameron nun fordert], dass es keinen
       Kommunikationsweg mehr geben dürfe, der nicht ausspioniert werden kann, mag
       bedrohlich klingen – doch das ist es nicht. Im Gegenteil: Seine Panik ist
       ermutigend. Denn sein Vorstoß offenbart, dass es sie noch geben muss, die
       Kommunikation, die vor den Geheimdiensten sicher oder zumindest so
       aufwändig zu entschlüsseln ist, dass ihnen dafür die Ressourcen fehlen.
       
       Seitdem Edward Snowden seine Dokumente über die Geheimdienstaktivitäten der
       USA und Großbritanniens veröffentlicht hat, macht sich ja eher Fatalismus
       breit. Immer wieder wurden Informationen veröffentlicht, was NSA und GCHQ
       noch alles mitlesen könnten, welche Knotenpunkte sie alles angezapft hätten
       und dass sie vor nichts und niemandem haltmachten. Die Erkenntnis der
       Machtlosigkeit verschaffte sich mehr und mehr Raum – und traf auf
       fruchtbaren Boden: unsere Faulheit. Denn erhoffte Privatsphäre kostet ein
       bisschen Aufwand.
       
       Camerons Angst vor verschlüsselten Mails, verschlüsselten Kurznachrichten,
       verschlüsselten Telefonaten sollte also als Aufruf verstanden werden:
       Verschlüsselt! Nervt die Geheimdienste! Es lohnt sich!
       
       Bedrohlich an Camerons Forderung ist eigentlich nur, dass sie einmal mehr
       offenbart, wie Cameron denkt, wie dämlich seine Schlüsse sind, die er aus
       den Attentaten auf die Freiheit zieht: noch mehr Überwachung, noch weniger
       Freiheit – begründet mit einem unhaltbaren Sicherheitsversprechen. Und
       Cameron ist mit dieser Sicht auf die Dinge nicht allein. Umso wichtiger ist
       es, sich gegen die Reflexe der Überwacher zu wehren, damit es sich auch in
       Zukunft lohnt, für eine demokratische, pluralistische und freie
       Gesellschaft einzustehen.
       
       14 Jan 2015
       
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