# taz.de -- Blockupy-Treffen in Frankfurt am Main: Wollen, wollen, können
       
       > Seit Jahren wartet das Blockupy-Bündnis auf seinen großen Tag X. Im März
       > ist es nun soweit. Die Vorbereitungen bei Polizei und Aktiven laufen.
       
 (IMG) Bild: Die erste Hürde ist genommen: Blockupy-Protest im November 2014.
       
       FRANKFURT taz | Dass diese Postautonomen immer alles selber bestimmen
       wollen, ist ja nun klar. Sie wollen „den Herrschenden die Party vermiesen“
       und sie wollen „das Event der Macht und des Kapitals“ unterbrechen. Sie
       wollen, wollen, wollen. Um wen es geht? Blockupy.
       
       Seit drei Jahren nun schon kommt unter diesem Stichwort in recht
       regelmäßigen Abständen eine Protestkohorte zusammen, die zumindest ihrem
       Anliegen nach ambitioniert ist: Als paneuropäisches Bewegungsprojekt
       versuchen kapitalismuskritische AktivistInnen, ein paar linke
       Organisationen und unter ihnen ganz besonders die Rosa-Luxemburg-Stiftung
       ein Graswurzelprojekt in Frankfurt zu etablieren.
       
       Vor allem durch sein grenzübergreifendes Anliegen soll es bestechen: Die
       Probleme der verarmten südeuropäischen Peripherie im Finanzzentrum des
       stolzen Mitteleuropas abzubilden. Es geht um Frankfurt, um das „Herz der
       Bestie" und so weiter. Hunderte Reisestunden und ein gepflegtes
       Dolmetscherwesen gehören dabei inzwischen zur Bewegungsbilanz, doch eine
       Frage stellt sich immer drängender: Wird es sich denn am Ende auch gelohnt
       haben?
       
       Immerhin: Mit dem 18. März steht inzwischen der Termin fest, zu dem nun
       also europaweit Gruppen aufrufen. Doch wann genau und was genau dann
       geschehen soll, das wird erst an diesem Sonntag wirklich festgelegt. In
       Frankfurt kommen dazu AkivistInnen aus ganz Europa zusammen, um das
       Szenario auszumalen. Dass es jedoch - zumindest für die Stadt Frankfurt -
       ein besonderes werden dürfte, so viel zumindest steht fest.
       
       ## Test für Polizeieinsätze
       
       Denn für die Stadt sowie die Frankfurter Polizei ist das linke bis
       linksradikale Krisenbündnis bereits von Anfang an ein Testobjekt für
       Einsatzstrategien gewesen. Im Juni 2013 ging die Frankfurter Polizei
       dermaßen übertrieben gegen eine Blockupy-Demonstration vor, dass der
       berüchtigte Kessel-Einsatz bis heute in Hessen Parlamentarier und Gerichte
       beschäftigt.
       
       Bei der letzten Blockupy-Demonstration im November setzte die Polizei
       dagegen auf extreme Zurückhaltung: Sie ließ die rund 80 Vermummten unter
       den rund 2000 Demonstranten nicht nur in aller Ruhe die Zäune zur
       Europäischen Zentralbank übersteigen und deren Fassaden mit Farbeiern
       verzieren, sondern verzichtete auch auf Personalienfeststellungen – des
       Klimas wegen.
       
       Für den März aber will Frankfurts neuer Polizeichef Gerhard Bereswill eine
       weiträumige Sicherheitszone um die Europäische Zentralbank einrichten, die
       an diesem Tag mit zahlreichen Staatschefs und großer Verspätung ihren
       längst beendeten Umzug in ein neues Gebäude feiern will. Dagegen will das
       Blockupy-Bündnis mit tausenden Menschen aus ganz Europa demonstrieren – und
       mit Straßenblockaden und zivilem Ungehorsam „intervenieren“. Das ist die
       Sprache der sogenannten Postautonomen und bedeutet: Ein bisschen Stunk
       machen.
       
       „Ich gehe davon aus, dass das, was Ende November an der EZB war, eine
       Kleinigkeit war im Vergleich zu dem, was uns im März erwartet“, sagte
       Polizeipräsident Bereswill zuletzt. Ihm mache es Sorgen, „dass schon so
       früh darüber gesprochen wird, sich nicht an Regeln und Gesetze zu halten
       und Gewalt in Kauf zu nehmen.“
       
       Früh? Das ist nun wahrlich treffend. Gesprochen wird über die Proteste der
       Zukunft bei Blockupy bereits seit drei Jahren. Um Gewalt im klassischen
       Sinne geht es dabei allerdings nicht. Das Bündnis hat sich auf
       Demonstrationen und zivilen Ungehorsam verständigt, eine Protestform, die
       unter bestimmten Voraussetzungen auch juristisch unproblematisch ist.
       Militanz im klassischen Sinne ist kein originärer Bestandteil des
       Protestprojektes und der Bündnisarbeit - könnte aber im März dennoch eine
       Rolle spielen.
       
       ## Anarchos oder Reisekostenabrechnung
       
       Ob das jedoch in nennenswertem Umfang der Fall sein wird, dürfte auch von
       den Entscheidungen abhängen, die am Sonntag in Frankfurt getroffen werden -
       und die Frage, wer alles anreist: Wird das anarchistische Spektrum aus
       Athen vertreten sein, dem nicht unbedingt Scheu vor der Konfrontation
       nachzusagen ist? Oder kommen eher ein paar Syriza-Abgeordnete mit Flaggen
       und Banderolen, solche, die später für ihre Dienstreise die
       Reisekostenbelege einreichen dürfen?
       
       In der linken Szene zumindest werden die geplanten Blockupy-Proteste im
       März als das zentrale Protestereignis des Jahres gehandelt. In Frankfurt
       muss allerdings auch erst noch entschieden werden, wann genau diese
       Proteste stattfinden sollen. Der 18. März ist ein Mittwoch und somit für
       Massenproteste kein besonders anreisefreundliches Datum.
       
       Die Frage ist also: Soll es am Samstag vorher eine große Demonstration
       geben, mit Reisebussen, vielen Reden und anschließendem Nachhausefahren?
       Oder soll der 18. März ganz im Mittelpunkt stehen, ohne vorgelagerte
       Barrierefreiheit in Sachen Massenmobilisierung? Tendenz derzeit: Letzteres.
       Am Sonntag abend wird dazu mehr feststehen. Dann rückt die große Stunde
       immer näher, wenn endlich alle sagen können was sie wollen. Und zeigen: Was
       sie können.
       
       18 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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