# taz.de -- Türkischer Religionsvertreter in Köln: Anwalt des Propheten
       
       > Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion wirkt eher im
       > Hintergrund. Nun freut sich ihr Vorsitzender über den Rückzug eines
       > Karnevalswagens.
       
 (IMG) Bild: Findet Mohammed-Satire nicht witzig: Nevzat Yasar Asikoglu – hier mit Manuela Schwesig.
       
       BERLIN taz | Üblicherweise machen die Vorsitzenden des größten
       Islam-Verbands in Deutschland nicht viel Aufhebens von sich. Aus Ankara
       entsandt, ziehen sie bei der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für
       Religion (Ditib), der deutschen Außenstelle des türkischen
       Religionsministeriums, im Hintergrund die Strippen. Doch der Vorsitzende
       Nevzat Yasar Asikoglu sorgt, knapp vier Monate im Amt, für Aufsehen.
       
       Vor Journalisten kritisierte er jüngst ein Gymnasium in Köln-Deutz, das in
       einer Glasvitrine das Cover des Satiremagazins Charlie Hebdo ausgelegt
       hatte. Das Titelblatt fördere Ressentiments, wenn es nicht inhaltlich
       eingeordnet werde, und „sollte in einer Schule nicht ausgelegt werden“,
       befand Asikoglu. Es sei „nicht förderlich für Menschen, die eine gewisse
       geistige Reife noch nicht erreicht haben“, kritisierte der Professor für
       Religionspädagogik und Vater dreier erwachsener Kinder.
       
       Schulleiter Rolf Scheid zeigt sich von der Kritik schockiert. Eine neunte
       Klasse des Gymnasiums habe anlässlich des Anschlags eine kleine, rein
       schulinterne Ausstellung zum Thema „Pegida & Co“ organisiert. „Niemals wäre
       es unser Ziel, einen Teil der Schülerschaft in seinen Gefühlen zu
       verletzen“, schrieb er in einer Stellungnahme. Aber zu einer offenen
       Gesellschaft gehöre, „den freien Ausdruck einer anderen Meinung zu
       ertragen, auch wenn sie wehtun sollte“.
       
       Auch dass Asikoglu – im Unterschied zu anderen Islam-Verbänden – den
       Rückzug eines Kölner Karnevalswagen zum Charlie-Hebdo-Massaker als „sehr
       positiv“ begrüßt hatte, ohne das genaue Motiv zu kennen, war auf
       Unverständnis gestoßen. Sein Verband spricht nun von einem
       „Missverständnis“ und erklärt, es sei „generell nicht unsere Aufgabe, einen
       Karnevalswagen zu kommentieren“.
       
       Dabei hatte Ditib den Terror-Anschlag auf das Satiremagazin auf das
       Schärfste kritisiert und als Zeichen der Solidarität vor deutschen
       Medienhäusern sogar Mahnwachen organisiert. Als Freibrief zur Beleidigung
       des Propheten sollte man diese Geste aber nicht missverstehen, stellt
       Asikoglu nun klar. Offenbar will er sich als Anwalt der gekränkten Muslime
       profilieren. Dafür muss er sich künftig aber wohl bessere Anlässe suchen.
       
       4 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Bax
       
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