# taz.de -- Offener Brief linker Grüner: Basis warnt vor Rechtsdrall
       
       > In einem offenen Brief an die Grünen-Spitze fordern linke Grüne einen
       > stärkeren Fokus auf die soziale Frage. Sie sehen die Partei nach rechts
       > abdriften.
       
 (IMG) Bild: Nicht jedem gefällt Schwarz-Grün
       
       BERLIN taz | Basismitglieder der Grünen äußern in einem offenen Brief an
       Partei- und Fraktionsspitze „sehr große Sorge“ über den aktuellen Kurs
       ihrer Partei. Die Verfasser kritisieren, die Grünen hätten die
       Sozialpolitik in öffentlichen Kampagnen zuletzt „weitgehend ignoriert“.
       
       Sie fordern, die soziale Frage müsse „unbedingt wieder stärker in den Fokus
       grüner Politik gestellt werden“. Es sei ein „sehr großes Problem“, wenn die
       Grünen nicht mehr als soziale Partei wahrgenommen würden – schließlich sei
       die Sozialpolitik den Grünen-Wählern nach der Ökologie am zweitwichtigsten.
       
       Zu den elf Verfassern und Erstunterzeichnern des Briefes, der der taz
       vorliegt, zählen neben dem nordrhein-westfälischen Grünen-Querdenker Robert
       Zion auch linke Basisgrüne aus Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt,
       Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.
       
       Bis Sonntag wollen sie bundesweit Unterschriften für den Appell sammeln –
       dann soll er an die Parteichefs Simone Peter und Cem Özdemir sowie die
       Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter gehen.
       Vorher werde man sich „aus Gründen der innerparteilichen Kultur“ nicht dazu
       äußern, teilte Zion der taz mit.
       
       ## Gegen Schwarz-Grün
       
       Nach dem schwachen Ergebnis bei der Bundestagswahl 2013 hatten die Grünen
       einen strategischen Kurswechsel eingeleitet. Statt einer Festlegung auf ein
       rot-grünes Profil verfechten sie seither eine Strategie der
       „Eigenständigkeit“, um sich verschiedene Bündnisoptionen für die Wahl 2017
       offenzuhalten.
       
       Die Parteispitze unterstützt ausdrücklich, dass in den Ländern verschiedene
       Koalitionsmodelle mit grüner Beteiligung erprobt werden: von Schwarz-Grün
       in Hessen bis Rot-Rot-Grün in Thüringen.
       
       Die Verfasser des offenen Briefs sehen jedoch einen zunehmenden Rechtsdrall
       in der Partei: „Das Profil unserer Partei wird von einigen bei uns immer
       konservativer definiert und bewegt sich in der öffentlichen Wahrnehmung
       daher im Parteienspektrum immer weiter nach rechts.“
       
       Es könne nicht sein, „dass unsere Partei zu einer ’realpolitischen‘ Partei
       wird“, in der die Visionen auf der Strecke blieben, warnen sie. Die Grünen
       würden nicht als Opposition wahrgenommen, sondern als „künftige
       Koalitionäre der CDU im Wartestand“. Befürchtung der Verfasser:
       „Schwarz-Grün im Bund aber überlebt diese Partei nicht.“
       
       20 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Astrid Geisler
       
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