# taz.de -- Finanzhilfen für Griechenland: Deutsche als Krisenspieler
       
       > Deutschland hat seinen Kurs mithilfe von Entscheidern an wichtigen
       > Positionen durchgesetzt. Dabei steht bei Krediten Luxemburg vorn – pro
       > Kopf gerechnet.
       
 (IMG) Bild: Unklare Situation: die Verhandlungen um Kredite für Griechenland
       
       BRÜSSEL taz | „Das Schicksal Griechenlands hängt von den Launen des
       Bundestags ab.“ Unter diesem Titel berichtete der konservative Figaro aus
       Paris über den Tag der Entscheidung in Berlin. „Athen weicht seine Position
       auf, Berlin verhärtet sich“, hatte zuvor Le Soir aus Belgien gemeldet, als
       es noch um die Einigung in der Eurogruppe ging. Diese Reihe ließe sich
       beliebig fortsetzen. Für die Mehrzahl der Beobachter in Brüssel dominiert
       Deutschland die Griechenland-Debatte.
       
       Ist die deutsche Führungsrolle nur eine Fata Morgana der europäischen
       Medien? Verstecken sich „die anderen“ einfach nur hinter Finanzminister
       Wolfgang Schäuble (CDU) und dem Deutschen Bundestag? Oder steckt mehr
       dahinter? Erstaunlicherweise wird diese Frage in der deutschen Presse kaum
       aufgeworfen. Dabei stößt man im Fall Griechenland überall auf Deutsche –
       bei den Prozeduren und bei den Personen.
       
       Schäuble ist nur der bekannteste und sichtbarste Akteur. Hinter den
       Kulissen hat auch Kanzlerin Angela Merkel bei der Verlängerung des
       Hilfsprogramms eine zentrale Rolle gespielt. Nach dem harschen „Nein“
       Schäubles zum ersten Hilfsantrag ebnete sie per Telefon mit dem
       griechischen Premier Alexis Tsipras den Weg zum Kompromiss.
       
       Nach der Bundestagsentscheidung kommen weitere Deutsche ins Spiel. Wenn die
       griechische Regierung ihre Reformen umsetzen will, kann sie sich an Horst
       Reichenbach wenden, der bisher die Taskforce der EU-Kommission für
       Griechenland leitete. Wenn es dann an die Auszahlung von neuen
       Hilfskrediten geht, spielt Klaus Regling die erste Geige, der deutsche Chef
       des Euro-Rettungsfonds ESM. Regling spielt sogar eine doppelte Rolle, da
       ihm auch die Verwaltung von Geldern aus dem griechischen Bankenhilfsfonds
       übertragen wurde.
       
       ## Wille zum letzten Wort
       
       Ein Deutscher hat auch das letzte Wort, wenn es um Investitionen in
       Griechenland geht: Werner Hoyer, ein FDP-Politiker, leitet die Europäische
       Investitionsbank (EIB) in Luxemburg und entscheidet über die Mittelvergabe.
       Bisher gibt sich Hoyer extrem zugeknöpft: Mit 16,9 Milliarden Euro sei das
       von der EIB bereitgestellte Volumen bereits „atemberaubend“ – und derzeit
       sehe er keine lohnenden Investitionsprojekte in Hellas, sagte Hoyer.
       
       Das dürfte vor allem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ärgern.
       Denn der Luxemburger möchte mit einem 315 Milliarden Euro schweren
       Investitionsprogramm gerade Griechenland und anderen Südländern auf die
       Beine helfen.
       
       Die griechische Regierung hat es also an allen Ecken und Enden mit
       Deutschen zu tun. Natürlich gibt es in der Schuldenkrise auch andere
       Akteure wie eben Juncker. Doch das letzte Wort wollen immer diese Deutschen
       haben.
       
       Schließlich zahlen sie ja auch am meisten, oder? Das kommt darauf an, wie
       man rechnet. Pro Kopf liegt Luxemburg bei den Hilfskrediten vorn. Und wenn
       sie endlich einmal zusammenhalten würden, könnten Frankreich und Italien
       den Ton angeben. Rechnet man die Hilfskredite aus Paris und Rom zusammen,
       dann sind nämlich Franzosen und Italiener die „Zahlmeister“.
       
       26 Feb 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
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