# taz.de -- Ex-Terrorist Battisti wird ausgewiesen: Ein beliebter Mörder
       
       > Politisch Verfolgter oder mörderischer Terrorist? Diese Kontroverse
       > begleitet Cesare Battisti seit Jahrzehnten. Nun wird er aus Brasilien
       > abgeschoben.
       
 (IMG) Bild: 9. Juni 2011: Cesare Battisti verlässt das Gefängnis in Brasilia.
       
       Cesare Battisti soll aus Brasilien ausgewiesen werden. Eine Bundesrichterin
       entschied, dass der italienische Altterrorist das Land verlassen muss, weil
       er sich vor Jahren die Einreise mit gefälschten Papieren verschafft habe.
       Battisti wähnte sich seit 2011 in Sicherheit – seit der Entscheidung des
       damaligen Präsidenten Lula, seine Auslieferung an Italien zu verweigern.
       Politisch Verfolgter oder schlicht ein mörderischer Terrorist? Diese
       Kontroverse begleitet Battisti nunmehr seit Jahrzehnten.
       
       Battisti, 1954 in einer Kleinstadt südlich von Rom geboren, hat schon mit
       20 Jahren diverse Raubüberfälle auf dem Kerbholz. Im Gefängnis dann
       politisiert er sich, schließt sich einer kleinen linksterroristischen
       Formation namens „Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus“ an, will mit
       einer Handvoll Kumpanen den Roten Brigaden nacheifern, die in den 70er
       Jahren eine Blutspur quer durch Italien zogen.
       
       Zwischen Juni 1978 und Juli 1979 bringt es die Miniformation auf Dutzende
       Raubüberfälle und vier Morde; zwei Polizisten, ein Juwelier, ein Metzger
       fallen ihr zum Opfer. Doch schon im Jahr 1979 wird Battisti verhaftet,
       später wegen der Morde zu zweimal „lebenslänglich“ verurteilt. Battisti
       aber gelingt es, aus der Haft zu entweichen, er flieht über Frankreich nach
       Mexiko, kehrt 1990 dann wieder nach Paris zurück – und beginnt ein neues
       Leben als gefeierter Schriftsteller, Fach Noir.
       
       Wie so viele italienische Exterroristen genießt er den Schutz der
       „Mitterrand-Doktrin“, die deren Auslieferung verhindert. Doch 2004 ist
       Schluss: Ein Pariser Gericht ordnet seine Überstellung nach Italien an. Vor
       allem linke Intellektuelle – unter ihnen Gabriel García Márquez –
       solidarisieren sich mit ihm, der erklärt, er sei lediglich aufgrund der
       Aussagen dubioser Kronzeugen verurteilt worden und an keinem der Morde
       beteiligt gewesen.
       
       Pariser Freunde – vorneweg die Schriftstellerin Fred Vargas – verhelfen ihm
       schließlich zur Flucht nach Brasilien, wo er zunächst mit falschen Papieren
       einreist und untertaucht. Doch 2007 wird Battisti enttarnt und verhaftet;
       eine jahrelange politische und juristische Schlacht um die Auslieferung
       schließt sich an. Jetzt stellt Brasiliens Justiz erneut Battistis
       Bleiberecht infrage; nicht nach Italien ausliefern will sie ihn diesmal
       allerdings, sondern ihn nur aus Brasilien ausweisen. Seine Anwälte wollen
       gegen das Urteil Berufung einlegen.
       
       5 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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