# taz.de -- Angriffe von Islamisten: Der Terror kehrt nach Mali zurück
       
       > Bei einem Anschlag mitten in Malis Hauptstadt Bamako starben fünf
       > Menschen. Ein UN-Camp in Kidal wurde mit Raketen beschossen.
       
 (IMG) Bild: Wurden zum Ziel islamistischen Terrors: Bars in Bamako.
       
       BERLIN taz | Zwei Jahre nach der französischen Militärintervention gegen
       radikale Islamisten in Mali hat die Hauptstadt des Sahelstaates ihren
       bisher schwersten Terroranschlag erlebt. Fünf Menschen starben und rund
       zehn wurden verletzt, als ein bewaffneter Angreifer in der Nacht zum
       Samstag in die bei Europäern beliebte Bar „La Terrasse“ in der malischen
       Hauptstadt Bamako eindrang und das Feuer eröffnete.
       
       Drei der Toten sind Malier, dazu kommen ein Franzose sowie ein belgischer
       Sicherheitsbeamter der EU-Mission in Mali. Unter den Verletzten sind zwei
       Schweizer Soldaten sowie mehrere internationale Mitarbeiter der UN-Mission
       in Mali.
       
       In der Nacht zum Sonntag bekannte sich die Islamistengruppe Al-Mourabitoun
       zu dem Anschlag. Die „Almoraviden“ unter Leitung des schon mehrfach
       totgesagten Algeriers Mokhtar Belmokhtar sind die im Sommer 2013 gegründete
       Nachfolgeorganisation der „Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika“
       (Mujao), eines der Hauptziele der französischen Militärintervention in Mali
       Anfang 2013. Der Anschlag in Bamako kommt genau zwei Jahre nach den
       heftigsten Kämpfen zwischen Frankreichs Armee und Mujao damals.
       
       Ein Franzose, der sich in der Bar befand, berichtete gegenüber
       französischen Medien, der Anschlag habe sich „nach Mitternacht“ ereignet.
       Der Angreifer habe erst vor der Tür auf der Straße Granaten geworfen, aber
       das habe wohl keiner gemerkt, und so sei er zum ersten Stock hochgestiegen,
       der voller tanzender und vermutlich schon angetrunkener Weißer war, und
       habe dort mit seinem Sturmgewehr auf die Menge gehalten. Danach sei er
       wieder auf heruntergegangen und im Auto eines wartenden Komplizen
       weggefahren. Verfolger wurden mit weiteren Granaten auf Distanz gehalten.
       
       Der Anschlag macht deutlich, dass die radikalen Islamisten, die Malis
       Nordhälfte vom Frühjahr 2012 bis zum Eingreifen der Franzosen 2013
       beherrscht hatte, keineswegs so besiegt sind, wie es Frankreich seit seiner
       Intervention glauben machen will. Anschläge und Überfälle im Norden Malis
       haben in den letzten Monaten wieder zugenommen.
       
       ## Abkommen mit „Azawad“
       
       Im Dezember 2014 war der Chef von Al-Mourabitoun in Mali, Ahmed el-Tilemsi,
       bei einem Feuergefecht nahe der Stadt Gao getötet worden. Am Sonntag wurde
       das UN-Blauhelmlager in der nordostmalischen Stadt Kidal von Unbekannten
       mit Raketen beschossen; es gab nach UN-Angaben mindestens drei Tote.
       
       In Bamako hatte es bisher keine Gewaltakte gegeben, von einem ungeklärten
       Mordversuch auf einen General abgesehen. Malis Präsident Ibrahim Boubacar
       Keita hatte allerdings in Januar den Zorn von Islamisten und Konservativen
       auf sich gezogen, als er als einziger afrikanischer Präsident in Paris bei
       der gigantischen Trauerkundgebung für die getöteten
       Charlie-Hebdo-Karikaturisten in der ersten Reihe der Staatschefs
       mitmarschiert war. Deutlich wird nun aber auch, dass die nach wie vor
       ungeklärte Zukunft Nord-Malis die Stabilität des gesamten Landes bedroht.
       
       Bei der Vertreibung der Islamisten durch die Franzosen hatten nordmalische
       Tuareg-Rebellen eine entscheidende Rolle gespielt, und Malis Regierung
       kontrolliert den Norden des Landes bis heute nicht komplett. Verhandlungen
       mit den Tuareg-Rebellen über eine stärkere Autonomie für Nord-Mali, das die
       Tuareg „Azawad“ nennen, laufen seit Monaten in Algerien.
       
       Am 1.März paraphierte die malische Regierung in Algier einen
       Abkommensentwurf, der die Bildung einer Region „Azawad“ mit eigener
       Regierung und weitgehenden Autonomierechten vorsieht. Aber die Zustimmung
       der Tuareg-Gruppen zu diesem Entwurf steht noch aus, während in Bamako
       bereits nationalistische Oppositionsgruppen gegen den „Ausverkauf“ des
       Nordens mobilisieren.
       
       Mit dem neuen Anschlag dürften jene radikalen Gruppen Auftrieb erhalten,
       die jede Konzession der Regierung als Nachgiebigkeit gegenüber Terroristen
       ablehnen und fordern, die Bevölkerung möge ihre Sicherheit in die eigenen
       Hände nehmen. Am Samstag abend wurde bekannt, zwei angebliche „Terroristen“
       seien in der Stadt Gao von einer Selbstverteidigungsmiliz gelyncht und
       lebendig verbrannt worden.
       
       8 Mar 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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