# taz.de -- Kommentar Streit in der AfD: Vor der Entscheidung
       
       > Machthunger und Stillosigkeit: Die Afd zerlegt sich über ihren eigenen
       > Mangel an den viel beschworenen bürgerlichen Tugenden.
       
 (IMG) Bild: Parteichef Bernd Lucke am 10. Mai in Bremen
       
       So schnell kann es gehen. Noch im vergangenen Herbst flog die AfD von
       Wahlerfolg zu Wahlerfolg, schon sah sich die rechtskonservative Partei 2017
       im Bundestag. Die raschen Erfolge lenkten ab: von den unbestimmten
       politischen Positionen der AfD, den unterschiedlichen Vorstellungen von
       politischen Stil innerhalb der Partei, von den schwierigen Persönlichkeiten
       des Führungspersonals. Daran sind schon viele Parteien rechts von der Union
       gescheitert: zuletzt die Schill-Partei, der Bund Freier Bürger, die
       „Freiheit“.
       
       Wie rechtspopulistisch darf’s denn sein? Diese Kernfrage hat die AfD
       bislang nicht beantwortet, zumindest nicht einheitlich. Das hat eine Zeit
       lang gerade zu ihren Erfolgen beigetragen – jeder Wähler konnte das in der
       AfD sehen, wonach ihm war: Je nachdem, ob er den Fokus auf einen
       Wirtschaftsliberalen wie Parteichef Lucke legte oder einen
       Nationalkonservativen wie seinen Vize Gauland. Dessen Flügel setzt
       zunehmend auf Pegida, Flüchtlingshetze, Islamkritik und spielt mit der
       Grenze nach ganz rechts. Zuletzt äußerte Thüringens Landeschef Höcke gar
       Verständnis für manches NPD-Mitglied. Das geht Lucke und seinem Flügel zu
       weit.
       
       Der hofft, er könne mit der Drohung, auszusteigen, das Ruder noch einmal
       rumreißen: Denn viele in der Partei denken weiterhin, dass es ohne Lucke
       nicht geht. Dass der Parteichef aber kurz vor dem Bundesparteitag zur
       Entscheidungsschlacht bläst, hat nicht nur mit politischen Inhalten zu tun.
       
       Auf Feldern wie der Familienpolitik oder der inneren Sicherheit sind sich
       Lucke und seine schärfste Konkurrentin Frauke Petry nah: Sie sind beide
       erzkonservativ. Es geht um Stil und Machthunger, um die Unfähigkeit,
       miteinander zu reden: Es wäre nicht das erste Mal, dass eine sich
       bürgerlich gerierende Partei am Mangel bürgerlicher Tugenden scheitert.
       
       13 May 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
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