# taz.de -- Verbot der rechtsextremen Hammerskins: Der Druck muss hoch bleiben
> 30 Jahre lang konnten die rechtsextremen Hammerskins ungestört
> netzwerken. Auch nach ihrem überfälligen Verbot bleibt die Szene
> gefährlich.
(IMG) Bild: Jamel, Mecklenburg-Vorpommern: Durchsuchung beim bundesweit bekannten Rechten Sven Krüger
Berlin taz | Das Treiben ging schon ewig. Schon vor rund 30 Jahren
organisierten die [1][rechtsextremen Hammerskins] Konzerte, verbreiteten
Hassmusik in der Szene. Schon 2002 gab es bundesweite Razzien gegen die
Gruppe, später bewegten sich einige Hammerskins im NSU-Umfeld. Nun, im Jahr
2023, erfolgt das Verbot.
Wenn man bei einer Gruppierung die Frage stellen kann, warum sie erst jetzt
verboten wird, dann bei dieser. Zuletzt tauchten Hammerskins nicht mal mehr
in Verfassungsschutzberichten auf – dabei waren sie weiter aktiv. Zwar mied
die Gruppe die Öffentlichkeit, aber sie gab sich mit Logos auf Konzerten
oder Tonträgern zu erkennen. Und sie übte in der Szene einige
Anziehungskraft aus: Als selbst erklärte Elite und „Bruderschaft“
organisierten sich dort langjährig aktive Kader.
Die Behörden schauten zu – und die Rechtsextremen konnten sich in all den
Jahren vernetzen, auch international, konnten [2][mit Konzerten und
Kampfsport Gelder akquirieren] und Neumitglieder, die sich über Jahre
erproben mussten, auf strammste Ideologie trimmen. Kurz: Sie konnten eine
Maschinerie des Hasses am Laufen halten.
Wie gefährlich die ist, zeigen die Waffenfunde bei den Durchsuchungen am
Dienstag – und die Ermittlungen wegen Waffenverstößen gegen einige
Beschuldigte. Es ist daher überfällig, dass Nancy Faeser die Hammerskins
verbietet. Schon bei Amtsantritt hatte die Sozialdemokratin angekündigt,
[3][rechtsextreme Netzwerke] zerschlagen zu wollen. Die Behörden gingen
gegen Reichsbürger vor – sonst aber folgte nichts. Dabei hatte selbst
Faesers Vorgänger Horst Seehofer wiederholt zu Verboten gegen die
rechtsextreme Szene gegriffen.
Bleibt zu hoffen, dass Faesers Schlag gegen die Hammerskins nicht nur ein
hessisches Wahlkampfmanöver ist, sondern dass sie ab jetzt dauerhaft den
Druck auf die Neonaziszene hoch hält. Nötig wäre es. Dass die langjährig
konspirativ organisierten „Brüder“ nun einfach aufgeben, ist
unwahrscheinlich. Auch sonst ist die Zahl der gefährlichen
Rechtsextremisten im Land weiter viel zu hoch.
19 Sep 2023
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(DIR) Konrad Litschko
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