# taz.de -- Unruhen im Irak: Etliche Tote auf den Euphratbrücken
       
       > Im Irak eskalieren die antiiranischen Proteste. Mindestens 15 Menschen
       > werden am Donnerstag getötet. In Nadschaf brennt ein Konsulat.
       
 (IMG) Bild: Brennende Barrikaden während regierungskritischer Proteste in Nadschaf, Irak, am 27. November
       
       Berlin taz | Es ist nicht irgendeine irakische Stadt, in der sich in dieser
       Woche antiiranische Proteste Bahn brechen. Nadschaf liegt im Süden Iraks,
       fast alle Einwohner sind Schiiten. Hier steht die Imam-Ali-Moschee, einer
       der wichtigsten Orte des schiitischen Islam. Doch auch in Nadschaf – wie in
       der Hauptstadt Bagdad und in vielen anderen Städten des Landes – regt sich
       Widerstand gegen den Einfluss des schiitischen Regimes in Teheran.
       
       Einen Höhepunkt erreichten die antiiranischen Proteste am Mittwochabend,
       als Demonstranten das Konsulat des Iran in Brand setzten. Die Mitarbeiter
       konnten gerade noch durch eine Hintertür entkommen. Als Reaktion forderte
       die Regierung in Teheran von der Führung in Bagdad „entschiedenes,
       effektives“ Vorgehen gegen die „Aggressoren“, wie ein Sprecher des
       iranischen Außenministeriums am Donnerstag sagte.
       
       Auch in der südirakischen Stadt al-Nasirija kam es zu Gewalt. Die
       Sicherheitskräfte stürmten zwei besetzte Euphratbrücken und erschossen
       mindestens 15 Demonstranten. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre.
       
       [1][Die Proteste im Irak] hatten Anfang Oktober begonnen. Die Menschen
       gehen gegen die politische Elite des Landes und die ausufernde Korruption
       auf die Straßen. Im Zentrum ihrer Forderungen steht der Rücktritt der
       Regierung von Adel Abd al-Mahdi. Zwischen 300 und 400 Menschen sollen
       bereits getötet worden sein, ein Großteil davon Demonstranten.
       
       Der Iran hat seinen Einfluss im Nachbarland seit dem Sturz des
       Langzeitdiktators Saddam Hussein durch die USA systematisch ausgebaut.
       Teheran stützt die Mahdi-Regierung und nimmt insbesondere durch [2][den
       Milizenverband „Volksmobilisierung“] Einfluss.
       
       Seit 2014 konnten die Milizen durch den Kampf gegen den „Islamischen Staat“
       (IS) Ansehen und auch politische Macht im politischen Gefüge des Irak
       erringen. Mittlerweile haben sie Teile des irakischen Staats unterwandert
       und vor allem über das Büro von Regierungschef al-Mahdi, der seit gut einem
       Jahr im Amt ist, an Einfluss gewonnen.
       
       Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war von Tigrisbrücken
       die Rede. Die Stadt al-Nasirija liegt jedoch am Euphrat. Wir haben den
       Fehler korrigiert.
       
       28 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Proteste-im-Irak/!5637979
 (DIR) [2] /Drohnenangriffe-im-Irak/!5618065
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Protest
 (DIR) Irak
 (DIR) Irak
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Bagdad
 (DIR) Schlagloch
 (DIR) Adel Abdel Mahdi
 (DIR) Adel Abdel Mahdi
 (DIR) Schwerpunkt Iran
 (DIR) Bagdad
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Politische Morde im Irak: Im Visier der Todeskommandos
       
       Über zwei Dutzend junge Reformer wurden im Irak Opfer gezielter Anschläge.
       Am Wochenende wurden zwei weitere Aktivisten niedergeschossen.
       
 (DIR) US-Schlag gegen den Iran: Durst nach Rache
       
       Soleimani war nicht irgendein General, sondern der Mann hinter Irans
       Einfluss in der Region. Teherans Optionen sind nun schier unbegrenzt.
       
 (DIR) Protest im Irak: Revolte auf drei Rädern
       
       Sie holen die Verletzten und die Toten von der Frontlinie der Proteste: Die
       Fahrer von Motorrikschas, in Bagdad Tuk-Tuks genannt, leben gefährlich.
       
 (DIR) Proteste in Teheran: Iranische Verlassenheit
       
       Die Bevölkerung Irans wird durch etwas gehemmt, das eigentlich ihre Stärke
       sein könnte: ihre Diversität. Die jüngsten Proteste sind kein Grund zu
       frohlocken.
       
 (DIR) Nach Protesten im Irak: Mahdi kündigt Rücktritt an
       
       Seit fast zwei Monaten demonstrieren die Menschen im Irak für einen
       Systemwechsel. Nun will Ministerpräsident Adel Abdel Mahdi sein Amt
       niederlegen.
       
 (DIR) Proteste im Irak: Bagdad ist lahmgelegt
       
       Im Irak gehen Sicherheitskräfte gegen DemonstrantInnen vor, deren Unmut
       sich gegen die gesamte Elite richtet. Dabei werden zwei Menschen getötet.
       
 (DIR) Eskalierende Proteste im Irak: Gewalt schockiert Demonstranten
       
       Seit Anfang Oktober sind bei den landesweiten Protesten schon 250
       Protestierende gestorben, mehr als 6.000 wurden verletzt.
       
 (DIR) Vor Sitzung von irakischem Parlament: Neue Proteste in Bagdad
       
       40 Menschen sind am Freitag bei Protesten im Irak getötet worden. Trotzdem
       gehen die Demonstrationen gegen Korruption auch am Samstag weiter.