# taz.de -- Signa-Immobiliengesellschaften insolvent: Größte Pleite ever in Österreich
       
       > Die Filetfirmen des Benko-Konzerns sind zahlungsunfähig. Im Januar
       > startet in Wien ein Untersuchungsausschuss zur Rolle der Politik.
       
 (IMG) Bild: Noch eine offene Baustelle: Der Hamburger Elbtower gehört zu Signa Prime. Der Betrieb liegt dort schon länger still
       
       Wien taz | Es war zu erwarten: Auch die beiden Filetstücke von [1][René
       Benkos Immobilienkonzern Signa] sind insolvent, die Signa Prime Selection
       und die Signa Development. Beide Gesellschaften haben eine Sanierung in
       Eigenverwaltung am Handelsgericht Wien beantragt. Ziel sei „die geordnete
       Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs und die nachhaltige
       Restrukturierung“, teilte der österreichische Konzern mit.
       
       Es sei nicht gelungen, die erforderliche Liquidität für eine
       außergerichtliche Restrukturierung sicherzustellen. Als Ursachen nennt
       Signa „externe Faktoren“. Gemeint ist damit wohl vor allem das [2][Ende der
       Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank] (EZB), die den rasanten
       Aufstieg der Signa überhaupt erst ermöglicht hatte.
       
       Die Insolvenz ist die größte, die es in Österreich jemals gegeben hat.
       Allein bei der Signa Prime stehen laut Alpenländischem Kreditorenverband
       Gesamtforderungen von 4,5 Milliarden Euro aus. Der Standard berichtet, dass
       die Schulden mit 10,7 Milliarden Euro sogar noch deutlich höher seien, und
       beruft sich dabei auf ein Papier der Investmentbank JPMorgan. 5 Milliarden
       Euro Verbindlichkeiten der Dachgesellschaft Signa Holding kommen noch
       hinzu.
       
       Die Liquiditätsprobleme der Signa hatten sich lange aufgebaut. Bereits im
       Sommer mischte sich sogar die EZB ein und warnte Signa-Kreditgeber vor
       potenziellen Verlusten. Ende November meldete die Signa Holding Insolvenz
       an. Bis Jahresende wären Kredite in Höhe von 700 Millionen offen gewesen,
       die das Unternehmen offenbar nicht zurückzahlen konnte. Mehrere
       [3][Signa-Großbaustellen wie der Hamburger Elbtower stehen wegen
       unbezahlter Rechnungen seit Wochen still].
       
       ## Schuldzuweisungen nach außen
       
       Schon in früheren Aussendungen machte die Unternehmensleitung bloß äußere
       Umstände für die finanzielle Notlage verantwortlich. Etwa bei den
       [4][deutschen Kaufhäusern von Galeria Karstadt-Kaufhof.] Vor allem der
       stationäre Einzelhandel, sei „in den letzten Jahren aufgrund externer
       Faktoren in Europa stark unter Druck geraten“, so Signa im November.
       
       Dabei gibt es durchaus eigene Versäumnisse des Unternehmens, wie zahlreiche
       Experten erklären. „Äußere Entwicklungen sind nicht alles. Signa hat
       hochriskant kalkuliert und Transparenz vermieden. Bilanzen wurden nicht
       vorgelegt, Strafzahlungen dafür in Kauf genommen. Das ist hochgradig
       fragwürdig“, sagte etwa der [5][österreichische Ökonom Leonhard Dobusch
       kürzlich im taz-Interview.] Dass die Zinsen wieder ansteigen würden, sei
       allen klar gewesen. Die Investoren hätten dieses Risiko aber offenbar in
       Kauf genommen. Jahrelang lieferte die Signa schließlich hohe Dividenden.
       
       ## Offene Zukunft der Kaufhäuser
       
       Ein Teil des Erfolgsmodells waren die [6][engen Bande zur österreichischen
       Spitzenpolitik, insbesondere der ÖVP unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz].
       Diese werden ab dem 11. Januar von einem parlamentarischen
       Untersuchungsausschuss unter die Lupe genommen. Die Befragungen finden ab
       März statt.
       
       Vorbei sind die Zeiten, in denen Signa-Gründer Benko das Licht der
       Öffentlichkeit suchte. Jetzt muss sich Erhard Grossnigg, Vorstandssprecher
       der Signa Prime Selection, angesichts der Sanierung um Beruhigung bemühen:
       „Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es
       gilt, langfristige Lösungen zu finden“, sagte er am Donnerstag.
       
       Die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte in den
       deutschsprachigen Metropolen sei „sehr gut“. Eine taz-Nachfrage, wie es mit
       den aktuell brachliegenden Großbaustellen und den Mitarbeitern weitergehen
       könnte, beantwortete das Unternehmen nicht.
       
       28 Dec 2023
       
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