# taz.de -- Proteste gegen Netanjahu in Israel: Es wird eng
       
       > Die hohe Zahl an Neuinfektionen in Israel ist nicht nur Missmanagement.
       > Spätestens jetzt erkennen viele: Netanjahu kümmert sich nicht um die
       > Israelis.
       
 (IMG) Bild: Sie wollen, dass ihr Premierminister sich endlich um die Sorgen des Landes kümmert
       
       Es war ein traumhafter Frühling für den israelischen Ministerpräsidenten.
       Netanjahu rühmte sich mit den weltweit niedrigsten Corona-Infektions- und
       Todeszahlen, es schien ihm außerdem gelungen, seinen Herausforderer Benny
       Gantz auf seine Seite zu ziehen. Seine Likudpartei erreichte in Umfragen
       Spitzenwerte, Gantz’ Blau-Weiß lag darnieder.
       
       Doch jetzt im Sommer findet Netanjahu sich in seinem Alptraum wieder. Die
       [1][Infektionszahlen schnellen in die Höhe] und mit den Maßnahmen dagegen
       zugleich die Arbeitslosenzahlen. Der Unmut auf den Straßen wird immer
       lauter, und er kommt auch, aber nicht mehr nur von denen, die den
       Ministerpräsidenten längst im Knast sehen wollen.
       
       Mehr als zehntausend Israelis demonstrierten am Samstagabend in Tel Aviv
       gegen die Finanzpolitik der israelischen Regierung in Anbetracht der
       Coronakrise. Einige blockierten danach Straßenkreuzungen, auch die Scheibe
       einer Bank soll zu Bruch gegangen sein. Für Israels Protestkultur ist das
       einiges. Tausende Anhänger der Black-Flag-Bewegung protestieren seit
       Monaten gegen die Korruption und [2][den „Crime Minister“].
       
       Seit drei Wochen in Folge finden die Proteste an Straßenkreuzungen über das
       ganze Land verteilt statt. Die Sozialarbeiter*innen streiken angesichts
       ihrer unzumutbaren ökonomischen Situation und des zunehmenden Drucks in der
       Pandemie. Selbst einige seiner langjährigen ultraorthodoxen
       Koalitionspartner von Schas und United Torah Judaism trauen Bibi nicht mehr
       über den Weg und sehen in Benny Gantz den vertrauenswürdigeren Partner.
       
       Die Situation in Israel ist nicht nur Missmanagement oder Corona-Pech.
       Spätestens jetzt erkennen selbst viele von Netanjahus Anhänger*innen:
       Netanjahu kümmert sich nicht [3][um die Israelis], sondern nur darum, von
       seinen Korruptionsvorwürfen abzulenken und Gerichtstermine aufzuschieben.
       Und statt sich um die eine Million Arbeitslosen zu kümmern, [4][diskutiert
       er die Annexion des Westjordanlands].
       
       Doch es scheint, dass die Israelis aufwachen und es eng wird für Netanjahu.
       
       13 Jul 2020
       
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