# taz.de -- Landwirte blockieren Discounter-Lager: Bauern gegen Aldi und ihre Verbände
       
       > Wieder blockieren Trecker Lager von Discountern. Der Verband „Land
       > schafft Verbindung“ lehnte solche Aktionen nach einem Gespräch mit dem
       > Handel ab.
       
 (IMG) Bild: Alarm in Niedersachsen: Bauern stellen mit Traktoren die Zufahrten zu einem Aldi-Lager in Weyhe zu
       
       Berlin taz | Trotz einer [1][Vereinbarung] der Bauernbewegung „Land schafft
       Verbindung Deutschland“ (LsV) mit den großen Supermarktketten haben
       Landwirte erneut Lager von Discountern blockiert. Von Montagabend bis
       Dienstagmorgen stellten sie laut Polizei mit rund 50 Traktoren das
       Aldi-Zentrallager in Weyhe bei Bremen zu. Bereits am Sonntag hatten Bauern
       mit etwa 100 Traktoren laut NDR ein [2][Netto-Depot] im niedersächsischen
       Hodenhagen blockiert. Gleichzeitig fand einem Teilnehmer zufolge eine
       ähnliche Aktion bei einem Lidl-Lager in Eschbach bei Freiburg statt. Die
       Blockierer fordern höhere Preise für ihre Produkte.
       
       Dabei hatte der LsV-Bundesvorstand nach früheren Blockaden und darauf
       folgenden Verhandlungen mit Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland vergangene
       Woche angekündigt, darauf hinzuwirken, „dass der Warenverkehr künftig
       ungehindert fließen kann“. Im Gegenzug versprachen die Händler Maßnahmen,
       um die deutsche Landwirtschaft zu stärken. Viele Bauern klagen, sie könnten
       mit den derzeitigen Preisen nicht ihre Produktionskosten decken. Schweine
       etwa haben sich in diesem Jahr stark verbilligt, weil der Export außerhalb
       der EU wegen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland
       zusammengebrochen ist und die Schlachthöfe aufgrund der
       Sicherheitsvorkehrungen gegen Corona-Infektionen weniger Tiere verarbeiten
       als normalerweise.
       
       Die Vereinbarung stieß bei Bauern auf Widerstand, da sie zwar zum Beispiel
       eine Ombudsstelle für Konflikte zwischen Konzernen und Landwirten sowie
       Arbeitsgruppen vorsieht, aber keine Preiserhöhungen. Angeblich verlangt
       Aldi gerade in Verhandlungen mit Molkereien, die Butterpreise stark zu
       reduzieren. „Wir haben gefordert, schnellstmöglich – am besten noch vor
       Weihnachten – Geld auf unsere Höfe zu bekommen“, sagte Milchbauer Jürgen
       Thielker der taz, der an der Blockade des Discounters teilnahm. „Aber in
       diesen Verhandlungsrunden wird nur darüber gesprochen, wo noch Fachgruppen
       gebildet werden sollen. Das hilft uns alles nichts, wenn wir diese Monate
       nicht Kostendeckung haben“, so Thielker.
       
       „Als Milchviehbetrieb kann ich sagen, dass wir immer so 30/40 Prozent unter
       unseren Kosten liegen. Und das zum Teil schon seit Jahren.“ Die Bauern
       hätten unter zwei Dürrejahren sowie „katastrophalen Milchpreisen“ 2015/16
       gelitten. „Wir haben uns davon nie erholt.“ Dazu kämen Tierschutz- und
       Umweltauflagen „ohne Ende“. Viele Höfe würden nur noch durch Umschuldungen
       überleben, zahlreiche müssten binnen einem halben Jahr aufgeben, wenn sich
       die Lage nicht bessert.
       
       ## Ultimatum an die Konzerne
       
       Ein Großteil der Blockadeteilnehmer hat an den Demonstrationen
       teilgenommen, die LsV seit Oktober 2019 organisierte. Doch von deren
       Führung fühlen sie sich nicht mehr vertreten. Diese sei auch nicht von der
       Basis gewählt worden, sagte einer. LsV-Sprecher Dirk Andresen stecke mit
       dem Bauernverband unter einer Decke, der nicht die Interessen der Landwirte
       vertrete. Andresen war bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme
       zu erreichen.
       
       Die Aldi-Blockade endete, nachdem ein Konzernvertreter versprochen hatte,
       ein Ultimatum an seine Chefs weiterzugeben: Die großen Ketten sollten
       spätestens Sonntag einen Termin bis zum 15. Januar für ein Gespräch mit
       Politik und Bauern festlegen. „Sonst sind wir wieder da“, drohte Teilnehmer
       Dieter Rempe. Anschließend seien knapp 30 Trecker zur größten deutschen
       Molkerei, DMK, in Bremen gefahren. Auch dort forderten die Bauern höhere
       Preise.
       
       22 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nach-Protesten-gegen-Dumpingpreise/!5734133
 (DIR) [2] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/lueneburg_heide_unterelbe/Bauern-blockieren-Netto-Zentrallager-in-Hodenhagen,aktuelllueneburg4922.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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