# taz.de -- Israelischer Militäreinsatz im Westjordanland: Luftangriffe als Antwort
       
       > Die Lage nach der Tötung von zehn Palästinensern im Westjordanland bleibt
       > äußerst angespannt. Eine israelische Razzia im Flüchtlingslager war der
       > Auslöser.
       
 (IMG) Bild: Feuer und Rauch nach einem israelischen Luftangriff im Zentrum des Gazastreifens am Freitag, 27. Januar
       
       Gaza/Jerusalem afp/ap | [1][Nach der jüngsten Eskalation der Gewalt
       zwischen Israelis und Palästinensern] hat der israelische
       Verteidigungsminister Bereitschaft zu deeskalierenden Schritten
       signalisiert. Das Militär werde seine Luftangriffe auf Ziele im
       Gazastreifen einstellen, wenn militante Palästinenser ihre Raketenangriffe
       auf den Süden Israels beendeten, sagte Minister Joav Galant am Freitag.
       Tags zuvor war es im besetzten Westjordanland zum folgenschwersten
       Militäreinsatz in dem besetzten Gebiet seit zwei Jahrzehnten gekommen.
       
       Beide Seiten schienen sich mit ihren Reaktionen zurückzuhalten, um einen
       großen Konflikt zu vermeiden. Seit der Machtübernahme der Hamas im
       Gazastreifen 2007 kam es zwischen Israel und der militanten Gruppe zu vier
       Kriegen und mehreren kleineren Konflikten.
       
       Das muslimische Freitagsgebet in der Jerusalemer Al-Aksa-Moschee, das
       häufig ein Auslöser von Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der
       israelischen Polizei war, verlief am Mittag vorerst ruhig. An den Zugängen
       zu dem Gelände waren zahlreiche israelische Sicherheitskräfte postiert.
       
       Die im Westjordanland regierenden Fatah rief einen Generalstreik aus. Die
       meisten Geschäfte in palästinensischen Städten blieben am Freitag
       geschlossen.
       
       ## Israelische Luftangriffe auf den Gazastreifen
       
       Inmitten der äußerst angespannten Lage nach der Tötung von zehn
       Palästinensern im Westjordanland hat Israel am Freitag mehrere Luftangriffe
       auf den Gazastreifen ausgeführt. Diese seien eine Reaktion auf aus dem
       Palästinensergebiet abgeschossene Raketen gewesen, erklärte die Armee. Die
       Luftangriffe hätten Stellungen der radikalen Hamas-Bewegung gegolten.
       
       Die Raketen aus dem Gazastreifen wurden laut Israel vom Luftabwehrsystem
       des Landes abgefangen. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die
       Angriffe aus dem Palästinensergebiet. Aber sowohl die Hamas als auch der
       Islamische Dschihad hatten Vergeltung geschworen, nachdem die israelische
       Armee bei Auseinandersetzungen im Westjordanland am Donnerstag zehn
       Menschen getötet hatte.
       
       [2][Bei einer israelischen Razzia im Flüchtlingslager Dschenin wurden am
       Donnerstag neun Menschen getötet]. Die israelische Armee sprach von einer
       „Anti-Terror-Operation“. Die Palästinenser warfen der Armee vor,
       absichtlich Tränengas in die Kinderstation eines Krankenhauses geschossen
       zu haben. Israel bestritt dies.
       
       Eine so hohe Opferzahl bei einem einzigen israelischen Einsatz im
       Westjordanland hat die UNO seit Beginn ihrer Zählungen im Jahr 2005 noch
       nicht festgehalten. Zudem wurde am Donnerstag ein Mann dem
       palästinensischen Gesundheitsministerium zufolge von israelischen Soldaten
       in al-Ram nahe Jerusalem getötet.
       
       Die palästinensische Autonomiebehörde hat am Donnerstag einen Stop ihrer
       Koordination in Sicherheitsfragen mit Israel angekündigt.
       
       Mit den Todesopfern von Donnerstag stieg die Zahl der in diesem Jahr
       getöteten Palästinenser im Westjordanland auf 30. Die meisten von ihnen
       wurden bei Auseinandersetzungen mit der israelischen Armee erschossen.
       
       27 Jan 2023
       
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