# taz.de -- Ausschreibung von Windkraftanlagen: Niemand will sie haben
       
       > Zum ersten Mal ist eine Ausschreibung für den Betrieb von Windanlagen im
       > Meer gescheitert. Den Investoren sind die Risiken zu hoch.
       
 (IMG) Bild: Diesmal guckt die Bundesnetzagentur in die Röhre: Bauteile für einen Windpark in der Nordsee
       
       Berlin taz | Zum ersten Mal hat bei einer Ausschreibung für den Betrieb von
       Windkraftanlagen im Meer kein einziger Interessent ein Gebot abgegeben. Das
       [1][teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch mit]. Bei der Ausschreibung
       zweier Windflächen mit einer Kapazität von 2,5 Gigawatt in der Nordsee
       „wurden zum Gebotstermin 01.08.2025 keine Gebote abgegeben“, hieß es. Der
       zuständige Branchenverband sieht darin ein alarmierendes Signal. „Der
       deutsche Offshore-Wind-Markt ist für Investoren derzeit nicht interessant“,
       sagte Stefan Thimm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie
       Offshore. Bundesverband der Windenergie Offshore
       
       Kommt der Ausbau der Windkraft im Meer, der sogenannten
       Offshore-Windenergie, ins Stocken, ist das schlecht für die Energiewende
       weg von fossilen Brennstoffen. Wegen der relativ konstanten Luftbewegungen
       im Meer liefern die Offshore-Windräder sehr zuverlässig Strom. Nach
       jetzigem Stand sollen im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Stroms aus
       erneuerbaren Quellen stammen. Bis dahin sollen Offshore-Windanlagen mit
       einer Kapazität von 30 Gigawatt entstehen. Die Branche rechnet allerdings
       schon einige Zeit damit, dieses Ziel erst 2031 zu erreichen.
       
       Zurzeit stehen in der deutschen Nord- und Ostsee 1.639 Windanlagen mit
       einer Kapazität von 9,2 Gigawatt. Nach Angaben des Branchenverbands
       Windenergie Offshore sind weitere knapp 80 Anlagen mit einer Kapazität von
       rund 1 Gigawatt fertig, liefern aber keinen Strom, weil sie nicht ans Netz
       angeschlossen sind. Die beiden Windflächen, für die sich kein Bieter fand,
       sollten 2030 und 2031 in Betrieb gehen. Die Bundesnetzagentur wiederholt
       die Ausschreibung nun mit dem neuen Gebotstermin 1. Juni 2026.
       
       Nach Auffassung des Verbands Windenergie Offshore ist es nicht
       überraschend, dass die Ausschreibung ins Leere gelaufen ist. „Dass sich bei
       dieser Auktion kein einziges Unternehmen beteiligt hat, ist ein Scheitern
       mit Ansage“, sagte Geschäftsführer Thimm. Die Branche warne seit Langem
       davor, den Unternehmen zu viele Risiken aufzubürden.
       
       ## Kosten gestiegen
       
       Das Problem aus Sicht der Branche: In den vergangenen Jahren sind die
       Risiken und Kosten für Offshore-Projekte stark gewachsen. Weil etwa die
       Preise für Rohstoffe gestiegen sind, sind die Baukosten höher. Sinkende
       Strompreise könnten dazu führen, dass die Erwartungen der Investoren nicht
       erfüllt werden – weshalb sie im Zweifelsfall kein Geld in neue Anlagen
       stecken. Auch die politischen Risiken sind derzeit hoch: Es ist unklar, ob
       die schwarz-rote Bundesregierung an den Ausbauzielen für die erneuerbaren
       Energien und damit für die Offshore-Windkraft festhält.
       Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) lässt zur Zeit ein
       Gutachten erstellen, [2][ein Energiemonitoring, das Grundlage für weitere
       Entscheidungen] zum Ausbau oder Anhalten der Energiewende sein soll.
       
       Um mehr Investitionssicherheit zu bekommen, fordert die Branche von der
       Bundesregierung die Einführung sogenannter
       Contracts-for-Difference-Verträge. Dabei sichert der Staat einen
       Mindestpreis für Strom. Überschreitet der Preis eine festgelegte Höhe,
       schöpft er diesen Gewinn ab. Banken erhalten so die nötigen Sicherheiten,
       um Investitionen zu finanzieren. „Ohne diese Reform könnten weitere
       Ausschreibungen scheitern – und mit ihnen die Energiewende“, warnte Thimm.
       
       ## Nicht wirtschaftlich genug
       
       Nach Auffassung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)
       ist die geringe Wirtschaftlichkeit der ausgeschriebenen Flächen in der
       Nordsee ein Problem. Wegen der vorgesehenen Dichte der Anlagen und der
       damit verbundenen Windverschattung sei der Ertrag gering. Allerdings war
       schon bei vorherigen Ausschreibungen für Offshore-Projekte im Juni das
       Interesse von Bietern gering. Auch der BDEW fordert die Einführung von
       Contracts-for-Difference-Verträgen.
       
       [3][Bundeswirtschaftsministerin Reiche] erklärte zu der gescheiterten
       Ausschreibung, möglicherweise seien die Risiken für das ausgeschriebene
       Gebiet unterschätzt worden oder Investoren würden durch mögliche negative
       Strompreise abgeschreckt. In Großbritannien habe es auch schon einmal eine
       Auktion ohne Bieter gegeben. Dort hätten die verantwortlichen Stellen die
       Ausschreibung nachgeschärft. „Es wäre sicherlich gut, wenn die
       Bundesnetzagentur einen Blick über den Kanal wirft und gegebenenfalls die
       Ausschreibungsbedingungen anpasst“, sagte sie. Es sei wichtig, das
       Potenzial der Offshore-Windkraft nicht zu verschenken.
       
       6 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/BK06/BK6_72_Offshore/Ausschr_vorunters_Flaechen/Ausschr_zentral_vorunters_Flaechen.html?nn=863118
 (DIR) [2] /Energiepolitik-der-Union/!6101985
 (DIR) [3] /Wirtschaftsministerin-Katherina-Reiche/!6099270
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Krüger
       
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