# taz.de -- Totilas und die Olympischen Spiele: Wie das teuerste Pferd der Welt ausfiel
       
       > Der Hengst Totilas ist so wertvoll, dass man sein Sperma für mehrere
       > tausend Euro verkauft. Bei Olympia sollte er Gold holen. Aber dann kam
       > alles anders.
       
 (IMG) Bild: Totilas und sein Reiter Matthias Rath - im Regen
       
       Manchmal kann ein Dressurpferd wirken wie ein Luxusauto. Es hat etwas
       Edles, Exklusives. Es ist wie ein Zeichen für eine Welt, in der es an
       manchem mangeln mag, nur an Geld nicht. Es hebt seine Besitzer über die
       anderen hinaus. Jemand, der ein Dressurpferd besitzt, kann sehr abgehoben
       erscheinen. Wie die Besitzerin von Rafalca .
       
       Im August wird die Oldenburger Stute aus den USA bei den olympischen
       Spielen in London antreten. Ihren charakteristischen weißen Fleck über den
       Nüstern kennt man auch aus einem Fernsehspot der USA. In den vergangenen
       Tagen hat sie Wahlwerbung für die Demokraten gemacht. Rafalca gehört,
       zumindest teilweise, der Gattin des republikanischen
       Präsidentschaftsbewerbers Mitt Romney. Die Wahlkampfleute von Barack Obama
       lassen Rafalca durch einen aktuellen Anti-Romney-Spot tänzeln. Die
       Botschaft: Dieser Romney und seine Pferdefrau leben doch in einer sehr
       eigenen Diamantenwelt.
       
       Ann und Mitt Romney werden jedenfalls zu den Olympischen Spielen nach
       London fliegen, auch wegen Rafalca, die zwar Werbung gegen die Republikaner
       macht, aber trotzdem zu ihnen gehört.
       
       Matthias Alexander Rath dagegen wird eher zu Hause vor dem Fernseher sitzen
       und die Dressurwettkämpfe von dort beobachten müssen. Rath wohnt in der
       Nähe des sehr wohlhabenden hessischen Kronberg. In seiner Familie gibt es
       zwei Olympiasieger, die gemeinsam mit ihren Pferden gewonnen haben.
       
       ## Drei Weltmeistertitel, zwei Weltrekorde
       
       Eigentlich hätte Matthias Rath der dritte Olympiasieger werden wollen – und
       werden sollen. Auf Totilas, dem Hengst mit der schwarz-seidigen Fell, von
       dem man sagt, es sei eines der besten Pferde aller Zeiten. Aber dann bekam
       Rath das Pfeiffersche Drüsenfieber. Das teuerste Dressurpferd der Welt wird
       nicht bei Olympia antreten – weil sein Reiter krank ist.
       
       Der niederländische Reiter Edward Gal hat Totilas ausgebildet. Die drei
       Weltmeistertitel, die zwei Weltrekorde stammen aus ihrer gemeinsamen Zeit.
       Es fehlt den beiden nur noch die Teilnahme bei Olympia, Gold gilt ihnen als
       sicher, als Paul Schockemöhle, der wichtigste Züchter Europas, für Totilas
       bietet. Zehn Millionen Euro soll er den holländischen Besitzern 2010
       bezahlt haben. Den Preis hat er nie bestätigt, aber auch nicht dementiert.
       Eine solche Summe garantiert Aufmerksamkeit: Totilas ist nun das teuerste
       Pferd, das es im Dressur- und Springreiten je gegeben hat. Er ist der erste
       Star, dessen Namen man auch außerhalb von Reitplätzen und Fachzeitschriften
       kennt.
       
       Pferd und Reiter wachsen über Jahre zusammen. Sie müssen sich nicht nur
       kennenlernen, ihre Charaktere müssen auch zueinanderpassen. Es gibt
       fleißige Pferde, die gern lernen. Andere sind übermotiviert, die muss der
       Reiter bremsen, wieder andere sind schwerblütiger, die brauchen einen eher
       temperamentvollen Reiter. Wenn ein Pferd stark ist, wie Totilas, aber auch
       sensibel reagiert, braucht es womöglich einen durchsetzungsstarken, aber
       ebenso einfühlsamen Partner. Ein Pferd kann man nicht überreden, es ist
       kräftiger als der Mensch. Der Reiter muss ihm zeigen, die Hufe so über den
       Sand zu setzen, als wäre es Ballett. Manche halten das für Tierquälerei,
       andere sehen darin die größte Kunst im Sport.
       
       ## Totilas-T-Shirts und Totilas-Tassen
       
       Es war anfangs gar nicht einfach, einen Reiter für Totilas zu finden; die
       bekannte Isabell Werth etwa sagte ab. Dann wurde Matthias Rath präsentiert.
       Und nach den ersten Siegen sah auch alles so aus, als würde sich die
       Geschichte von Rath und Totilas zu einer Art Pferdemärchen entwickeln.
       Matthias Rath sagt, er hat laut auflachen müssen vor Glück, als er sich das
       erste Mal auf Totilas Rücken setzte.
       
       Es war alles perfekt geplant. Es gab Totilas-T-Shirts und Totilas-Tassen.
       Sein Sperma wurde für 4.000 Euro verkauft. Pferd und Reiter schienen sich
       angenähert zu haben – wenn auch mit manchmal fragwürdigen Methoden.
       
       Dann wurde Matthias Rath krank.
       
       Warum Matthias Rath sich mit dem Vorwurf beschäftigen muss, ihm sei Erfolg
       gekauft worden. Wie er auf dem Schafhof nahe dem hessischen Kronberg
       versucht hat, mit dem wachsenden Druck umzugehen und wie das Millionenpferd
       selbst beim Shooting mit einem Starfotografen seinen Reiter in den Schatten
       stellt, lesen Sie in der Ganzen Geschichte „Kein Wunder“ in der [1][sonntaz
       vom 21./22. Juli 2012]. Am Kiosk, [2][eKiosk] oder gleich im
       [3][Wochenendabo]. Und für Fans und Freunde: [4][facebook.com/sonntaz]
       
       21 Jul 2012
       
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