# taz.de -- Kriegsreporter Peter Arnett gestorben: Die ruhige Stimme aus dem Inferno
> Peter Arnett scheute keine Gefahr, um zu berichten, wie Krieg aussieht.
> Seine Schilderung der US-Angriffe 1991 auf Bagdad haben viele bis heute
> im Ohr.
(IMG) Bild: Peter Arnett (l.) marschiert mit vietnamesischen Truppen in Vietnam, 11. November 1965
ap | Der durch seine Berichte aus Vietnam und dem Irak bekannt gewordene
Kriegsreporter Peter Arnett ist tot. Der frühere Mitarbeiter der
Nachrichtenagentur AP und des Fernsehsenders CNN sei am Mittwoch im Alter
von 91 Jahren in Newport Beach gestorben, sagte sein Sohn Andrew Arnett.
Familie und Freunde seien bei ihm gewesen. Arnett litt an Prostatakrebs.
„Peter Arnett war einer der größten Kriegsberichterstatter seiner
Generation – unerschrocken, furchtlos und ein wunderbarer Autor und
Geschichtenerzähler. Seine Berichte in gedruckter Form und vor der Kamera
werden für kommende Generationen ein Vermächtnis für angehende Journalisten
und Historiker bleiben“, sagte Edith Lederer, die mit ihm 1972 bis 1973 als
AP-Kriegskorrespondentin in Vietnam arbeitete und heute
AP-Chefkorrespondentin bei den Vereinten Nationen ist.
Arnett berichtete [1][von 1962 bis zum Kriegsende 1975 für die AP aus
Vietnam]. Zu einem Begriff wurde er jedoch 1991, als er für CNN während des
ersten Golfkriegs live aus dem Irak berichtete. Während fast alle
westlichen Reporter in den Tagen vor dem US-geführten Angriff aus Bagdad
geflohen waren, blieb Arnett.
Als Raketen in der Stadt einschlugen, sendete er von seinem Hotelzimmer aus
einen Live-Bericht per Handy. Nach einem lauten Knall erläuterte er mit
ruhiger Stimme: „Es gab eine Explosion ganz in meiner Nähe, die Sie
vielleicht gehört haben.“ Während er weiter sprach, heulten im Hintergrund
Luftschutzsirenen. „Ich glaube, das Telekommunikationszentrum wurde
getroffen“, berichtete er weiter. „Sie treffen das Stadtzentrum.“
## Ein köstliches Gefühl vor dem Schreibtisch
Arnett kam am 13. November 1934 in Riverton in Neuseeland zur Welt. Seine
erste journalistische Erfahrung war kurz nach dem Schulabschluss ein Job
bei seiner Lokalzeitung Southland Times. „Ich erinnere mich an den ersten
Tag, als ich als Angestellter das Zeitungsbüro betrat und meinen kleinen
Schreibtisch vorfand, und ich hatte ein – Sie wissen schon – ungeheuer
köstliches Gefühl, dass ich meinen Platz gefunden hatte“, sagte er 2006 zu
AP.
Als Arnett 1962 in das AP-Büro in Saigon kam, fand er sich inmitten einer
beeindruckenden Riege von Journalisten wieder, darunter Büroleiter Malcolm
Browne und Fotoredakteur Horst Faas, die zusammen drei [2][Pulitzer-Preise]
gewinnen sollten. Besonders Browne habe ihm viele Überlebenstricks
beigebracht, die ihm in den nächsten 40 Jahren in Kriegsgebieten das Leben
retten sollten, sagte Arnett später.
Dazu gehören: Halte dich nie in der Nähe von Sanitätern oder Funkern auf,
denn sie gehören zu den ersten, auf die der Feind schießen wird. Und wenn
du einen Schuss von der anderen Seite hörst, schau nicht, wer ihn
abgefeuert hat, denn der nächste Schuss wird wahrscheinlich dich treffen.
Wie wichtig solche Verhaltensregeln sind, sollte Arnett am eigenen Leib
erfahren. Im Januar 1966 schloss er sich US-Soldaten an, die
nordvietnamesische Scharfschützen vertreiben wollten, und stand neben dem
Bataillonskommandeur, als ein Offizier innehielt, um auf die Landkarte zu
schauen. „Als der Oberst auf die Karte blickte, hörte ich vier laute
Schüsse, während die Kugeln durch die Karte in seine Brust einschlugen, nur
wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt“, erinnerte sich Arnett 2013
in einem Vortrag vor der American Library Association. Der Offizier war
tot.
## Interviews mit Saddam Hussein und Osama bin Laden
1981 wechselte Arnett von AP zum neu gegründeten Fernsehsender CNN. Zehn
Jahre später war er in Bagdad, um über einen weiteren Krieg zu berichten.
Er berichtete nicht nur über die Kämpfe an der Front, sondern gewann auch
exklusive und kontroverse Interviews mit dem damaligen Präsidenten Saddam
Hussein und [3][dem späteren Drahtzieher der Anschläge des 11. September
2001, Osama bin Laden].
Arnett trat 1999 bei CNN zurück, nachdem der Sender einen
Untersuchungsbericht zurückgezogen hatte, in dem behauptet wurde, dass 1970
in Laos tödliches Sarin-Nervengas gegen desertierende amerikanische
Soldaten eingesetzt worden sei.
Über den zweiten Golfkrieg 2003 berichtete Arnett für NBC und National
Geographic und wurde entlassen, weil er dem irakischen Staatsfernsehen ein
Interview gegeben hatte, in dem er die Kriegsstrategie des US-Militärs
kritisierte. In den USA wurde das als antiamerikanisch kritisiert.
Anschließend berichtete er für Sender in Taiwan, den Vereinigten Arabischen
Emiraten und Belgien über den Krieg.
Im Jahr 2007 nahm Arnett eine Stelle als Dozent für Journalismus an der
chinesischen Shantou-Universität an. Nach seiner Pensionierung 2014 zogen
er und seine Frau Nina Nguyen in den südkalifornischen Vorort Fountain
Valley. Arnett hinterlässt seine Frau und seine Kinder Elsa und Andrew.
„Er war wie ein Bruder“, sagte der pensionierte AP-Fotograf Nick Ut, der
mit Arnett über die Kämpfe in Vietnam berichtete und ein halbes Jahrhundert
lang sein Freund blieb. „Sein Tod wird eine große Lücke in meinem Leben
hinterlassen.“
18 Dec 2025
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