# taz.de -- Reaktionen beim Anschlag in Sydney: Selbstrettung ist auch Heldentum
> Vier Menschen werden als Helden gefeiert, weil sie sich gegen die
> Attentäter gewehrt haben. Sind sie deshalb Vorbilder?
(IMG) Bild: Menschen versuchen sich am Bondi Beach in Sydney in Sicherheit zu bringen
Die meisten rennen nur weg. Wirklich sehr viele bleiben erst mal stehen und
zücken das Handy, um zu filmen. Und gerade mal eine Handvoll Menschen
greift ein. Die Reaktionen der Menschen auf [1][den antisemitischen
Anschlag am Bondi Beach in Sydney] könnten nicht unterschiedlicher sein.
Die vier Menschen, die am Sonntag versucht haben, die beiden
[2][Attentäter] zu stoppen, werden nun weltweit als Helden gefeiert. Drei
von ihnen haben ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. Aber ist das wirklich
vorbildlich? Also zur Nachahmung empfohlen? Und wie ist das Verhalten der
anderen zu bewerten?
Beginnen wir bei den Videonauten, also jene, die die Kamera auf alles
halten, was sensationell erscheint. Oder auch tatsächlich weltbewegend ist.
Die ihre Schaulust nicht nur nicht bremsen können, sondern ihre Bilder auch
noch in die Welt posten. Muss man sich darüber aufregen?
Bei den Gaffern, die auf die herumliegenden Leichen zoomen, bestimmt. Aber
auch bei allen anderen? Auch im Wissen, dass ohne die omnipräsenten
Handykameras die Welt kaum etwas vom tatsächlich heroischen Einsatz von
[3][Ahmed al-Ahmed], [4][Reuven Morrison, Boris und Sofia Gurman] erfahren
hätte.
Die werden nun berechtigterweise gefeiert, weil sie tatsächlich
Übermenschliches versucht haben. Offenbar ohne Rücksicht auf das eigene
Leben. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Doch wenn es zum Maß
aller Handlungen wird, dass man sein Leben für einen höheren Wert opfern
soll, tendiert die Verehrung selbst der besten Helden zum Missbrauch. Denn
das ist, ob man will oder nicht, ausgerechnet der wahnsinnigen Logik der
Attentäter nicht unähnlich.
Deshalb darf bei allem Lob und Dank nicht vergessen werden, dass die vier
eine übermenschliche Reaktion gezeigt haben. Durchschnittsmenschlich wäre
anderes. Normalmenschlich heißt: Rette sich, wer kann. Und das ist
keineswegs schlimm. Im Gegenteil. Weglaufen, wenn Schüsse fallen, ist kein
hasenfüßiges Verhalten. Sondern purer Selbsterhaltungstrieb. Und auch die
Rettung des eigenen Lebens ist vorbildlich.
18 Dec 2025
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(DIR) Gereon Asmuth
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