# taz.de -- Flusspferd-Baby im Berliner Zoo: Geboren in Gefangenschaft
> „Willi Wackelöhrchen“ tauft der Berliner Zoo das Flusspferd-Baby. Nach
> der Verkündung spielen sich triste Szenen ab – ein guter Anlass für
> Boykott.
(IMG) Bild: „Willi Wackelöhrchen“ mit seiner Mutter „Nala“
Feierlich verkündet der Berliner Zoo mitsamt Sponsoren am Dienstagmorgen
den Namen des neugeborenen Nilpferdjungen: „Der Name Willi Wackelöhrchen
passt einfach perfekt zu unserem Hippo“, freut sich Sven Riedel,
„Ehrenpate“ und Marketingmanager beim Ferrero-Konzern. Die Gelegenheit,
Werbung für die „Happy Hippo“-Schokoriegel zu machen, will man sich nicht
entgehen lassen.
Nach dem Event hält eine Reporterin einer Frau ein Mikrofon ins Gesicht und
fragt, ob „Willi Wackelöhrchen“ ein guter Name sei. „Ja, unbedingt“,
erwidert die Frau, sich der Ernsthaftigkeit des Themas allem Anschein nach
bewusst. Ein ebenfalls danach gefragtes Mädchen hätte „Drache“ besser
gefunden.
Bewegt man sich an diesem Morgen jedoch abseits der festlichen Vorstellung
durch den Zoo, ist die Stimmung weitaus bedrückender. Nicht weit von der
„Hippo Bay“-Anlage liegt zum Beispiel die „Adlerschlucht“, wo man in
maximal 8 Meter hohen Käfigen die anmutigen Bartgeier beim Freiheitsentzug
bestaunen kann. Beim Elefantenhaus wiederum lassen sich Tiere beobachten,
deren Streifgebiet in freier Wildbahn gerne mehrere hundert
Quadratkilometer weit reicht – hier in Berlin müssen sie mit einer kleinen
Wiese auskommen.
## Die Scham, ein Mensch zu sein
„Die sehen aber nicht glücklich aus“, sagt eine junge Frau auf dem Weg ins
Affenhaus zu ihrem Partner. Sie meint die zwei kleinen
Braunkopfklammeraffen, die apathisch und leblos hinter dem Schaufenster
sitzen. „Sehen aus, als wären sie verkatert“, scherzt der Partner, bevor
das Pärchen kichernd weiterzieht. Wenn man nach dieser Szene dem
benachbarten Kappengibbon zu lange in die Augen schaut, während er lustlos
mit einer halben Karotte spielt, schämt man sich kurz, Mensch zu sein.
Das Gefühl lässt einen nicht los, wenn man zu den Schimpansen und Gorillas
weitergeht, die in verfliesten, lieblosen Käfigen ausharren. Die
Tierrechtsorganisation Peta stellte 2022 bereits erfolglos Strafanzeige
gegen den Zoo, weil die Innenanlagen der Menschenaffen den vorgeschriebenen
Mindeststandards nicht gerecht würden. Zudem beklagt Peta die
tierschutzwidrige Einzelhaltung einer älteren Gorilladame.
Im „Reich der Jäger“ fallen vor allem die Verhaltensstörungen der
Wildkatzen ins Auge. Ein Jaguar und ein Tiger laufen dort unablässig im
Kreis durch ihr jeweils kleines Gehege – ein Verhalten, das auf mangelnde
Stimulation, zu wenig Bewegungsfreiheit und Stress durch Besucher*innen
hindeutet.
Die deprimierenden Eindrücke bekräftigen die Forderung, die
Tierrechtsorganisationen schon lange stellen: Konventionelle Zoos sollten
boykottiert werden. Nur eine Minderheit der Tiere ist tatsächlich vom
Aussterben bedroht – und selbst die, die es sind, sollten nicht zur
menschlichen Unterhaltung unter unwürdigen Bedingungen gehalten werden.
16 Dec 2025
## AUTOREN
(DIR) Anselm Mathieu
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