# taz.de -- Krieg in Sudan eskaliert: Regierungsarmee verliert Sudans größtes Ölfeld
       
       > Die Ölquellen von Heglig in der Region Kordofan fallen an Sudans
       > aufständische RSF-Miliz. Das betrifft auch vitale Interessen des Nachbarn
       > Südsudan.
       
 (IMG) Bild: Öltanks in den Förderanlagen von Heglig, hier im April 2012, mit Schäden nach Kämpfen zwischen Sudan und Südsudan
       
       Sudans aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces) hat erneut einen
       militärischen Durchbruch erzielt. Am Montag eroberte die paramilitärische
       Truppe Sudans größtes Ölfeld Heglig und dessen Raffinerie im Bundesstaat
       West-Kordofan und kontrolliert damit nun die wichtigsten Bodenschätze des
       Landes.
       
       „Die Befreiung der Ölregion Heglig ist angesichts ihrer wirtschaftlichen
       Bedeutung ein entscheidender Schritt für die Befreiung des gesamten
       Landes“, erklärte die RSF auf Telegram. [1][Videos zeigen], wie RSF-Kämpfer
       auf ihren Panzern sitzen und Gott danken, dass sie die Schlacht gewonnen
       haben.
       
       Vor Heglig hatte die RSF bereits andere Ölquellen in der Nähe besetzt. Seit
       Monaten versuchen die RSF-Truppen, von ihren Hochburgen in Darfur aus die
       Region Kordofan zu erobern. [2][Die Ölfelder in West- und Süd-Kordofan]
       zählen zu den wichtigsten Finanzquellen des sudanesischen Regierung und
       ihrer Armee.
       
       Die RSF-Miliz will nun die Ölförderung fortsetzen und die Einnahmen daraus
       in die eigene Kasse leiten. Auf Telegram verspricht sie, „allen
       Ingenieuren, Technikern und Arbeitern auf den Ölanlagen den notwendigen
       Schutz zu gewähren und ihnen ein geeignetes Arbeitsumfeld zu schaffen“.
       
       ## Die Ölfelder liegen beiderseits der Staatsgrenze
       
       Heglig ist nicht nur für Sudan strategisch wichtig, sondern ebenso für das
       Nachbarland Südsudan. Die Ölfelder liegen beiderseits der Staatsgrenze, die
       nur rund 15 Kilometer südlich von Heglig verläuft. In Heglig wird auch
       Rohöl aufbereitet, das Südsudan im eigenen Staatsgebiet fördert und nach
       Heglig zur Aufbereitung pumpt.
       
       Von dort aus geht es weiter per Pipeline über El Obeid und Khartum nach
       Port Sudan am Roten Meer, von wo aus Sudans Öl den Weltmarkt erreicht.
       Südsudan verdient daran, zahlt dafür aber auch Transit- und
       Verarbeitungsgebühren an Sudans Regierung – vor Ausbruch des Krieges rund
       150 Millionen Dollar pro Monat.
       
       Inzwischen sind es nur noch rund 50 Millionen. Mehrfach sind im Verlauf des
       im April 2023 begonnen Krieges die Ölpipelines Ziel von RSF-Angriffen
       geworden. Im vergangenen Jahr floss fast sieben Monate lang kein einziger
       Tropfen. Damit fehlten auch Einnahmen für Sudans Staatskasse.
       
       Auch das bitterarme und selbst von Konflikten erschütterte Südsudan musste
       deswegen enorme Einbußen hinnehmen – 98 Prozent des Staatsbudgets kommen
       aus Öleinnahmen. Als die Pipeline in Sudan 2024 still lag, fehlten
       Südsudans Staatskasse fast sieben Millionen US-Dollar am Tag. Fast ein Jahr
       lang wurden gar keine Löhne an Soldaten und Beamte ausgezahlt. Aus
       Geldmangel sagte Südsudans Präsident Salva Kiir auch die für Ende 2026
       angesetzten Wahlen ab.
       
       Seit Dezember 2024 fließt das Öl wieder, doch nur noch rund 70.000 Barrel
       pro Tag im Vergleich zu 150.000 in Vorkriegszeiten. In Sudan sieht es nicht
       besser aus. Wegen Drohnenangriffen steht die Förderung in Heglig seit
       August still. Die chinesischen Förderunternehmen in Sudan erwägen einen
       Rückzug aus den umkämpften Ölgebieten.
       
       ## Südsudan wird von beiden Kriegsparteien umworben
       
       Das Öl wird zu einem Spielball zwischen Südsudans Regierung, Sudans
       Regierung und der RSF. Im Oktober war Südsudans Außenminister Monday Semaya
       Kumba zu Gast in Port Sudan, er traf dort Staats- und Armeechef General
       Abdelfattah al-Burhan. Diskutiert wurden laut offiziellen Angaben der
       Austausch von Geheimdienstinformationen, die Zusammenarbeit im Kampf gegen
       den Terrorismus und die Stärkung der Grenzsicherung. Hinter den Kulissen
       soll al-Burhan dem südlichen Nachbarn gedroht haben, bloß keine Annäherung
       an die RSF zu wagen.
       
       Der Grund: Südsudans Präsident Kiir war allein in diesem Jahr drei Mal in
       den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), um Investitionen anzulocken.
       [3][Die Emirate liefern der RSF Waffen und Ausrüstung]. Als im März in
       Südsudan ein VAE-gesponsortes Feldkrankenhaus an der Grenze zu den
       RSF-kontrollierten Gebieten Sudans eröffnet wurde, kursierten Gerüchte, die
       RSF würde dort ihre Verwundeten versorgen lassen.
       
       Auch jetzt kursieren Gerüchte um eine Kooperation zwischen RSF und Südsudan
       in der Schlacht um Heglig. Die RSF postet [4][Videos], in denen ein
       Offizier der südsudanesischen Armee mit RSF-Kämpfern im Auto sitzt. Ein
       RSF-Kämpfer erklärt in die Kamera, man sei „aus Versehen“ über die Grenze
       nach Südsudan vorgestoßen und „herzlich empfangen“ worden.
       
       Südsudans Armee hingegen bekräftigt jetzt ihre „strikte Neutralität“, so
       General Johnson Olony, Südsudans stellvertretender Armeechef. Er bestätigt,
       dass sich Soldaten von Sudans Regierungsarmee nach der verlorenen Schlacht
       über die Grenze gerettet hätten, samt Panzern und Raketenwerfern. Sie
       stünden nun unter Schutz von Südsudans Armee.
       
       9 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://x.com/PopularFront_/status/1998356846168391856
 (DIR) [2] /Mobilmachung-im-Sudan/!5095929
 (DIR) [3] /Illegale-Ruestungsexporte-in-den-Sudan/!6127396
 (DIR) [4] https://x.com/AfriMEOSINT/status/1998128699573768568
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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