# taz.de -- Elbpanorama in Gefahr: Petition für ein paar Pappeln
       
       > Hamburg will seinen Hafen mal wieder erweitern. Diesmal soll eine
       > Pappelreihe fallen, die Anwohnern der Elbvororte die Aussicht
       > verschönert.
       
 (IMG) Bild: Dekorativ im Herbstlicht: Die Pappelreihe soll neuen Containerbrücken weichen
       
       Oh Gott, bloß nichts gegen den Hamburger Hafen! Die Seele der Stadt. Und
       ihre Gelddruckmaschine. Das Chinageschäft läuft, wie man hört, gerade gut.
       So gut, dass [1][Wachstumsraten vermeldet werden], das gab es in den
       vergangenen Jahren auch nicht immer.
       
       Der Hafen brummt derzeit, das ist auch vom bewohnten Elbufer aus zu sehen,
       die Schiffe kommen, die Ladekräne arbeiten, die Container krachen. Aber
       selbst in Hamburg ist der Hafen nicht alles, und so hört er flussabwärts
       irgendwann auf. Noch vor der Einfahrt nach Finkenwerder sind auf der
       anderen Elbseite nicht mehr Ladekräne und Kaimauern zu sehen, sondern:
       Bäume.
       
       Genauer gesagt sind es vor allem Pappeln, die sich da auf einem Kilometer
       aufreihen, eine Wohltat für das Auge zwischen dem Hafen und dem Airbuswerk,
       das weiter flussabwärts liegt. Ihre Silhouetten am anderen Ufer sind vom
       Elbstrand aus zu sehen, einem beliebten Ausflugsziel. Da sitzen die Leute
       und gucken drauf. Nur vielleicht nicht mehr lange: Die Pappeln sollen weg.
       
       Bekannt wurde das schon [2][im Sommer], damals luden Hafen und Senat zu
       einer prominent besetzten Barkassenfahrt, um zu zeigen, wie toll und modern
       sich der Hafen auf der anderen Elbseite weiter ausbreiten würde. Zwei neue
       Liegeplätze, auf dem neusten Stand der Technik, vollautomatisiert, dafür
       würde ein altes Hafenbecken hinter den Pappeln zugeschüttet. Und die
       Landspitze hin zu den anderen Terminals würde ganz wegkommen, um den
       Wendekreis für die immer größeren Schiffe zu erweitern.
       
       Die Resonanz war allerdings verhalten. Noch nicht lange, da hatten die
       Zahlen beim Hamburger Hafen stetig abwärts gezeigt im Vergleich zu der
       Konkurrenz in Rotterdam und Antwerpen, ganz zu Schweigen von den boomenden
       Häfen in Shanghai und Singapur. Wozu das viele Geld – die Rede war von fast
       zwei Milliarden Euro – ausgeben für einen Hafen, [3][dessen Zukunft
       ungewiss scheint]?
       
       Damals gründete sich der Verein „Elbwald retten“, der das Pappelmassaker
       verhindern will. „Wir sind nicht gegen den Hafen“, sagt der Vorsitzende
       Franz Hermann. Die Sache mit dem größeren Wendekreis kann er verstehen, er
       zweifelt aber an der Sinnhaftigkeit der neuen Liegeplätze, denen das Gros
       der Bäume zum Opfer fallen soll. „Der Hafen ist doch gar nicht
       ausgelastet“, sagt Hermann. „Wo soll denn der Bedarf herkommen?“
       
       Tatsächlich sind die Pläne für die Erweiterung des hinter den Bäumen
       liegenden Eurogate-Terminals alt. Der Planfeststellungsbeschluss ist von
       2016 und enthielt rosige Zukunftsprognosen, die von einer Verdoppelung des
       Containerumschlags ausgingen. Trotz des kleinen Aufschwungs in diesem Jahr
       ist der Hafen von solchen Zahlen weit entfernt.
       
       Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die Wiedergeburt der Erweiterungspläne
       mit der Suche von Eurogate nach einer Reederei zusammenhängt, die bei dem
       Hamburger Terminal einsteigt. Im November wurde bekannt, dass die
       französische Reederei CMA CGM [4][20 Prozent übernimmt].
       
       ## Handfeste Interessen
       
       Damit wäre dann genug Kapital da, um das Terminal auf den neusten Stand der
       Technik zu bringen. Um das laufende Geschäft nicht zu gefährden, soll das
       nebenan geschehen – eben auf der neu zu schaffenden Fläche, auf der die
       Bäume stehen.
       
       Das sind handfeste Interessen. Ob sich ein Verein dagegen durchsetzen kann?
       „Wir fangen jetzt an zu sammeln“, sagt Franz Hermann. Es soll eine
       Volkspetition werden, wenn 10.000 Unterschriften zusammen sind, muss sich
       die Bürgerschaft damit befassen.
       
       „Die Resonanz ist positiv“, sagt Hermann, der am Elbstrand oft mit seinem
       Hund spazieren geht. „Die Leute sind ganz erschrocken, wenn ich ihnen sage,
       dass die Bäume weg sollen.“
       
       10 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.hafen-hamburg.de/de/presse1/news/umschlag-im-hamburger-hafen-bleibt-auf-wachstumskurs/
 (DIR) [2] /Hafenerweiterung-in-Hamburg/!6106697
 (DIR) [3] /Stadtforscher-ueber-Hamburger-Hafen/!5996055
 (DIR) [4] https://www1.eurogate.de/eurogate-und-cma-terminals-vereinbaren-strategische-partnerschaft-am-eurogate-container-terminal-hamburg/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Wiese
       
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