# taz.de -- Neuer Oberbürgermeister in Bukarest: Sparfuchs wider Willen
       
       > Der National-Liberale Ciprian Ciucu will sich vor allem um die
       > Infrastruktur in der rumänischen Hauptstadt kümmern.
       
 (IMG) Bild: Noch etwas skeptisch: Ciprian Ciucu nach der Bekanntgabe der ersten Nachwahlbefragungen am Sonntag
       
       „Bukarest ist das Projekt meines Lebens“, erklärte Ciprian Ciucu am
       Sonntagabend. Er ist der neue Oberbürgermeister der rumänischen Hauptstadt.
       Dafür reichten dem 47-Jährigen, der für die National-Liberale Partei (PNL)
       angetreten war, 33 Prozent der Stimmen.
       
       Der Sieg Ciucus hat allerdings einen bitteren Beigeschmack, den seine
       Parteifreunde und sein wichtigster Unterstützer, [1][der PNL-Premier Ilie
       Bolojan], nicht ignorieren können. Von den etwa 1,8 Millionen
       Wahlberechtigten gaben nur rund 33 Prozent ihre Stimmen ab. Die anderen
       blieben zu Hause.
       
       Einige verfolgten die Wahl vor den Bildschirmen oder in den Sozialen
       Medien, andere wiederum folgten dem Aufruf des rechtsradikalen
       Präsidentschaftskandidaten Călin Georgescu, die Oberbürgermeisterwahl zu
       boykottieren und auf diese Weise deren Rechtmäßigkeit nicht anzuerkennen.
       
       Die Präsidentschaftswahl wurde vor einem Jahr vom Verfassungsgericht
       annulliert. Zur Begründung hieß es, Georgescu sei von ausländischen
       Akteuren unterstützt worden. In diesem Frühjahr musste die Wahl wiederholt
       werden. [2][Sieger war der neoliberale Bukarester Oberbürgermeister Nicuşor
       Dan]. Nach dessen Umzug in den Präsidialpalast musste sein frei gewordener
       Sessel neu besetzt werden.
       
       ## Knapp 23 Prozent für die völkischen „Souveränisten“
       
       Die PNL und Premier Ilie Bolojan werten den Sieg Ciucus als klares Signal
       für den pro-europäischen Kurs und die rechtsliberale Linie der politisch
       heterogenen Vier-Parteien-Koalition.
       
       Die auf Platz zwei gelandete Kandidatin einer rechtsradikalen Allianz, Anca
       Alexandrescu, erhielt fast 23 Prozent der abgegebenen Stimmen und bestätigt
       damit den unaufhaltsamen Aufstieg der völkischen „Souveränisten“. Ihr
       euroskeptischer und regierungskritischer Ton zielt insbesondere auf die
       unpopulären drastischen Sparmaßnahmen des liberalen Regierungschefs und
       dessen Versuche, den Staatshaushalt in Ordnung zu bringen und ein weiteres
       Anwachsen des Schuldenbergs zu bremsen.
       
       Ciprian Ciucu folgt in seinem Programm für die Sanierung der rumänischen
       Hauptstadt den Sparvorgaben der Regierung. Dennoch verspricht er, in den
       kommenden drei Jahren die marode Infrastruktur zu modernisieren, dem
       Verkehrschaos ein Ende zu setzen, Fahrradwege auszubauen und Grünflächen zu
       erweitern. Auch um die Förderung von Kunst und Kultur will er sich kümmern.
       
       ## Langjährige Erfahrung
       
       Dabei setzt er auf seine seit 2020 gesammelten Erfahrungen als
       Bürgermeister des 6. Bukarester Bezirks und seine langjährige Tätigkeit in
       diversen Gremien und Nichtregierungsorganisationen. 1996 begann der 1978 in
       Piteşti geborene Ciucu ein Studium der politischen Wissenschaften in
       Bukarest, das er 2000 abschloss.
       
       Bereits als 23-Jähriger arbeitete er in der Presseabteilung des
       Staatspräsidenten und war verantwortlich für den Inhalt der offiziellen
       Verlautbarungen und die Organisation von Pressekonferenzen. Diese Tätigkeit
       hat ihre Spuren in seinen Auftritten hinterlassen und ihren Niederschlag in
       geschickten diplomatischen Formulierungen gefunden, mit denen gewiefte
       Politiker unbequemen Fragen ausweichen.
       
       Ciucu gilt als ein harter Gegner der Sozialdemokratischen Partei (PSD).
       Eine Beteiligung an der Regierung der nach wie vor stärksten Partei des
       Landes konnte er nicht verhindern. So weit reichte sein Einfluss als einer
       der Vizepräsidenten seiner Partei dann doch nicht.
       
       8 Dec 2025
       
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