# taz.de -- Vorgezogene Parlamentswahl in Kirgistan: Kirgisischer Präsident Schaparow will seine Macht festigen
> An diesem Sonntag stimmen die Kirgisen über ihr Parlament ab. Die
> Bewerber:innen kandidieren offiziell als Unabhängige und nicht im
> Namen einer Partei.
(IMG) Bild: Wahl in Kirgistan: Durch die fehlende Parteienzuordnung der Kandidat:innen dürfte das Endergebnis schwer zu interpretieren sein
afp | In Kirgistan wird an diesem Sonntag eine vorgezogene Parlamentswahl
abgehalten, mit der Präsident Sadyr Schaparow seine Macht festigen will.
Die rund 4,3 Millionen Wahlberechtigten sollen über die künftige Verteilung
der 90 Sitze im Parlament entscheiden, von denen 30 für Frauen reserviert
sind. Zur Wahl stehen 467 Bewerber, die offiziell alle nicht im Namen einer
politischen Partei kandidieren, sondern als Unabhängige.
Durch die fehlende Zuordnung der Kandidaten zu Parteien dürfte das
Endergebnis sehr zersplittert und schwer zu interpretieren sein. Damit
verfolgt Präsident Schaparow Experten zufolge das Ziel, seine Macht in
Kirgistan zu stärken und die Volksvertretung zu schwächen.
Die gebirgige frühere Sowjetrepublik hatte lange als Land mit der am
stärksten ausgeprägten Demokratie [1][in Zentralasien] gegolten – erlebte
aber auch drei Revolutionen in den Jahren 2005, 2010 und 2020. Unter dem
seit 2020 amtierenden Präsidenten Schaparow hat sich die
[2][Meinungsfreiheit] nach Angaben von Nichtregierungsorganisationen
verschlechtert. Regelmäßig werden Politiker oder [3][regierungskritische
Journalisten festgenommen].
Das Parlament hatte im September für seine eigene Auflösung gestimmt und so
den Weg für Neuwahlen freigemacht. Kritiker sahen darin ein Manöver
Schaparows, der damit seinen politischen Rückhalt im Parlament stärken
wolle. Anfang November sagte Schaparow: „Von nun an werdet Ihr Putsche nur
in Euren Träumen erleben.“ Er sei „zuversichtlich“, dass er bei der für
2027 geplanten Präsidentenwahl 90 Prozent der Stimmen gewinnen könne.
## Zuvor waren zehn Oppositionspolitiker verhaftet worden
Gut eine Woche vor der Parlamentswahl hatten die Behörden zehn Politiker
der Opposition in Untersuchungshaft genommen. Vor Gericht in Bischkek wurde
den neun Ex-Abgeordneten und einem ehemaligen Geheimdienstvertreter die
Vorbereitung von Massenunruhen und eines Umsturzes vorgeworfen. Das
Innenministerium erklärte mit Blick auf die bevorstehende Wahl, die
Festgenommenen hätten eine „Reihe von Versammlungen im ganzen Land nach
Bekanntgabe der Ergebnisse geplant, um eine Unzufriedenheit der Bevölkerung
zu simulieren“.
Die Festgenommenen sind mehrheitlich Anhänger von Ex-Präsident Alsambek
Atambajew (2011 bis 2017), der im Juni wegen verschiedener Vorwürfe in
Abwesenheit zu elfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. Atambajew
hatte Schaparow im November wegen seines Umgangs mit der Energiekrise und
der Verschlechterung der Meinungsfreiheit kritisiert.
Rund zwei Drittel der sieben Millionen Kirgisen sind unter 35 Jahre alt und
haben keine Erinnerung an die Zeit, als ihr Land Teil der Sowjetunion war.
30 Nov 2025
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