# taz.de -- Unwetter in Asien: Mehr als 190 Tote durch Zyklon „Ditwah“ in Sri Lanka
       
       > Teile der Hauptstadt Colombo stehen unter Wasser, für Verletzte gibt es
       > kaum Blutkonserven. Viele Tote auch bei Fluten in Indonesien und
       > Thailand.
       
 (IMG) Bild: In Kelaniya, einem westlichen Vorort von Colombo, überquert ein Mann eine überflutete Straße
       
       afp/rtr | In Sri Lanka hat der Zyklon „Ditwah“ eine Spur der Verwüstung
       hinterlassen. Nach einer Woche heftiger Regenfälle infolge des Wirbelsturms
       standen am Sonntag den Behörden zufolge in der Hauptstadt Colombo ganze
       Stadtteile unter Wasser. Die Zahl der Todesopfer stieg nach
       Überschwemmungen und Erdrutschen demnach auf 193. 228 Menschen wurden noch
       vermisst.
       
       Nach Angaben des sri-lankischen Katastrophenschutzzentrums waren die
       nördlichen Viertel von Colombo infolge des raschen Anstiegs des Flusses
       Kelani überflutet. Obwohl der Zyklon weitergezogen sei, hätten „starke
       Regenfälle flussaufwärts nun zu Überschwemmungen in tiefer gelegenen
       Gebieten entlang des Kelani-Flusses“ geführt, erklärte ein Sprecher am
       Sonntag.
       
       Viele Häuser in Colombo standen am Sonntag komplett unter Wasser. Darunter
       war auch das Haus der 46-jährigen Selvi aus dem Vorort Wennawatte. Sie
       wisse nicht, wohin sie gehen solle, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.
       Sie hoffe, mit ihrer Familie in einer sicheren Notunterkunft Zuflucht zu
       finden.
       
       Unterdessen gelang es den Helfern in der am stärksten betroffenen
       Zentralregion des Landes, die durch umgestürzte Bäume und Erdrutsche
       blockierten Straßen freizuräumen. Dabei wurde nach Behördenangaben erstmals
       das Ausmaß der Schäden deutlich.
       
       ## „Noch nie“ solche Wassermassen gesehen
       
       In der rund 250 Kilometer nordöstlich von Colombo gelegenen Stadt
       Manampitiya sanken die Wasserstände und gaben den Blick auf massive
       Zerstörungen frei. Solche Wassermassen habe er „noch nie gesehen“, sagte
       der 72-jährige Bewohner S. Sivanandan örtlichen Medien. Geschäfte und
       Häuser seien massiv beschädigt worden, ein herumgewirbeltes Auto sei
       kopfüber direkt vor seinem Laden aufgeprallt.
       
       Obwohl die Zahl der Verletzten verhältnismäßig niedrig blieb, meldete Sri
       Lankas Blutspendedienst einen massiven Mangel an Blutkonserven. Der Leiter
       des Dienstes rief in örtlichen Medien zum Blutspenden auf, da wegen der
       sturmbedingten Störungen statt der täglich benötigten 1.500 Konserven nur
       236 vorrätig seien.
       
       Die für die Stabilität von Berghängen zuständige Organisation für
       Gebäudeforschung warnte unterdessen vor einem unvermindert hohen Risiko
       weiterer Erdrutsche. Die Hänge seien noch immer mit Regenwasser
       vollgesogen.
       
       Sri Lankas Präsident Anura Kumara Dissanayake hatte am Samstag den
       Katastrophenfall ausgerufen, der ihm besondere Rechte einräumt, um
       Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. Die Armee unterstützte die laufenden
       Hilfseinsätze. Zudem bat er die internationale Gemeinschaft um
       Unterstützung. Das große Nachbarland Indien schickte daraufhin am Samstag
       Hilfsgüter und zwei Hubschrauber mit Besatzung für Rettungseinsätze nach
       Sri Lanka. Zwei weitere Hubschrauber sollten am Sonntag eintreffen.
       
       Laut Sri Lankas Luftwaffe entsandte auch Pakistan Rettungsteams. Zudem
       kündigte Japan die Entsendung eines Teams zur Feststellung des
       unmittelbaren Bedarfs an und sagte weitere Hilfe zu.
       
       ## 25.000 Häuser zerstört
       
       Rund 147.000 Menschen, deren Häuser durch die einwöchigen heftigen
       Regenfälle zerstört wurden, wurden in staatliche Notunterkünfte gebracht.
       Insgesamt wurden 25.000 Häuser zerstört. Weitere 968.000 Menschen brauchen
       laut dem Katastrophenschutzzentrum staatliche Hilfe, weil sie wegen der
       Überschwemmungen ihre Wohnungen oder Häuser verlassen mussten.
       
       Im Bezirk Anuradhapura konnten am Samstag nach einer 24-stündigen
       Rettungsaktion mit Hubschrauber und Marinebooten in Not geratene Insassen
       eines Busses gerettet werden. Ein Passagier berichtete lokalen Medien in
       einer Klinik, Soldaten hätten den Insassen geholfen, auf das Dach eines
       Hauses in der Nähe zu klettern. Zuvor hätten die Soldaten Seile gespannt,
       damit sie sicher durch die Fluten waten konnten.
       
       „Wir hatten viel Glück. Während wir auf dem Dach waren, brach ein Teil
       davon ein. Drei Frauen fielen ins Wasser, aber ihnen konnte zurück aufs
       Dach geholfen werden“, sagte W. M. Shantha. Eine Rettung per Hubschrauber
       habe abgebrochen werden müssen, weil die Wirbel der Rotorblätter das Dach
       wegzufegen drohten. Später seien sie mit Marinebooten gerettet worden.
       
       „Ditwah“ war am Mittwoch in Sri Lanka auf Land getroffen, seine
       Auswirkungen hatte der südasiatische Inselstaat aber bereits seit
       vergangenem Montag zu spüren bekommen. Der Zyklon bewegt sich nun in
       Richtung Indien.
       
       ## Über 600 Tote nach Sturm in Südostasien
       
       In Südostasien ist die Zahl der Toten nach den verheerenden
       Überschwemmungen und Erdrutschen der letzten Woche auf über 600
       angestiegen. Allein in Indonesien wurden bis Sonntag 435 Todesopfer
       bestätigt, wie aus Regierungsdaten hervorging. Thailand meldete 170 Tote,
       Malaysia drei. Insgesamt waren in den drei Ländern offiziellen Angaben
       zufolge mehr als vier Millionen Menschen von der Unwetterkatastrophe
       betroffen – davon fast drei Millionen im Süden Thailands und 1,1 Millionen
       im Westen Indonesiens. Rettungskräfte setzten ihre Suche nach Hunderten
       Vermissten fort und versuchten, obdachlos gewordene Familien und von der
       Außenwelt abgeschnittene Orte per Hubschrauber mit Lebensmitteln und
       Hilfsgütern zu versorgen. Zehntausende Menschen mussten weiterhin in
       Notunterkünften ausharren.
       
       Große Teile der betroffenen Länder waren tagelang von sintflutartigen
       Regenfällen heimgesucht worden, nachdem sich in der Straße von Malakka,
       einer Meerenge zwischen dem indonesischen Sumatra und dem westmalaysischen
       Festland, ein seltener Tropensturm gebildet hatte. Hochwasser und
       Erdrutsche verursachten schwere Verwüstungen, Stromausfälle und einen
       Zusammenbruch der Kommunikationsnetze. Am Wochenende beruhigte sich die
       Wetterlage. In Malaysia hoben die Meteorologen ihre Warnungen vor Sturm und
       Dauerregen auf.
       
       30 Nov 2025
       
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