# taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Kiel: Auf der Suche nach der stärksten Kraft
       
       > Parteilos gegen Grün: Bei der Oberbürgermeisterwahl spielt die Partei,
       > die zu den Verlierern zählt, die entscheidende Rolle – die SPD.
       
 (IMG) Bild: Gerrit Derkowski, Oberbürgermeister-Kandidat in Kiel, im Gespräch mit Ex-Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz
       
       Gerrit Derkowski gegen Samet Yilmaz: Am Sonntag sind rund 190.000
       Kieler:innen aufgerufen, einen neuen Oberbürgermeister zu wählen. Die
       entscheidende Rolle bei dem Duell zwischen dem parteilosen Journalisten und
       dem grünen Politikwissenschaftler spielt eine Partei, die zu den
       Wahlverlierer:innen zählt – und zwar die SPD.
       
       [1][Im ersten Wahlgang kam die SPD, die zurzeit noch den Oberbürgermeister
       stellt, nur auf Platz drei.] Dieses historisch schlechte Abschneiden – noch
       nie gab es in Kiel eine Stichwahl ohne SPD – sei ein Signal, sagt die
       Co-Vorsitzende des Kreisvorstands, Bianca Wöller: „Der Kinnhaken hat
       ordentlich gesessen.“
       
       Der Vorstand will nun eine „deutliche sozialdemokratische Nachschärfung“
       einleiten, ein „Weiter so!“ reiche nicht aus. Für die Stichwahl will die
       Partei keine Empfehlung aussprechen. Das sei „Ausdruck des Respekts vor der
       politischen Mündigkeit und Vielfalt der Kieler*innen sowie der eigenen
       Mitglieder“, heißt es in einer Mitteilung.
       
       Im Stadtparlament, der Ratsversammlung, arbeitet die SPD mit den Grünen
       zusammen, die bei den vergangenen Wahlen stärkste Kraft in Kiel wurden. An
       dieser Zusammenarbeit wolle die SPD festhalten und eine „verlässliche
       Kraft“ im Rat bleiben.
       
       ## Gerrit Derkowski startet mit Vorsprung
       
       So müssen der 56-jährige Derkowski und der 44-jährige Yilmaz auf den
       letzten Metern allein mit ihrem Teams für sich werben. Beide setzen auf
       Straßenwahlkampf, suchen das Gespräch mit den Kieler:innen.
       
       [2][Gerrit Derkowski] startet mit einem Vorsprung. Er erhielt in der ersten
       Runde knapp 29 Prozent der Stimmen, 4 Prozent mehr als sein Gegenspieler.
       Dem gebürtigen Flensburger Derkowski hilft sein Bekanntheitsgrad: Er
       arbeitet freiberuflich als Journalist und Moderator für den NDR, zeitweise
       moderierte er die ARD-Tagesschau. Während des Wahlkampfes lässt der Vater
       von drei Kindern diese Arbeit ruhen.
       
       Als Parteiloser wolle er „einer für alle“ sein, verspricht er. Aber sein
       Wahlprogramm setzt auf einen wirtschaftsfreundlichen Kurs, den CDU und FDP
       unterstützen. Derkowski [3][lehnt den Bau einer Stadtbahn ab], er will
       stattdessen mehr Busse und Fähren. Die Verwaltung will er
       „bürgerfreundlicher“ umgestalten.
       
       Samet Yilmaz ist ein „echter Kieler Jung“, wie man hier sagt. Nach
       Hauptschulabschluss und Lehre machte er auf dem zweiten Bildungsweg sein
       Abitur, studierte und promovierte. Der Politik- und Islamwissenschaftler
       arbeitet in der Verwaltung, zuletzt im Kieler Innenministerium beim
       Verfassungsschutz. Auch er hat drei Kinder. „Kiel hat mir viele Chancen
       eingeräumt“, [4][sagte der Hobbyfußballer und Jogger bei einer
       Podiumsdiskussion der Kieler Nachrichten].
       
       ## Yilmaz setzt auf Wohnraum und Mobilität
       
       Die Wahl sei richtungsweisend für Kiel. Er setze sich für „echten
       Klimaschutz“ ein, für eine „gute Mobilität“, die die Stadtbahn einschließt.
       Mehr bezahlbaren Wohnraum und mehr Arbeitsplätze will er schaffen.
       
       Die Grünen waren bei den jüngsten Bundes- und Landtagswahlen in Kiel
       erfolgreich, holten – trotz der Übermacht der CDU mit ihrem beliebten
       Ministerpräsidenten Daniel Günther – Direktmandate im Stadtgebiet. Aber im
       Bürgermeisterwahlkampf hatte die Partei mit Problemen zu kämpfen.
       
       So kam ein Antrag der Grünen in einem Ausschuss mit einer AfD-Stimme durch,
       eine Panne, wie sich die Fraktion zerknirscht entschuldigte. [5][Yilmaz
       selbst wurde fälschlich in die Nähe der türkisch-nationalistischen Gruppe
       „Graue Wölfe“ gerückt] – Ausgang war ein Anruf, den er erhielt.
       
       Der Verfassungsschutz prüfte den Vorfall. Diese Tatsache wurde aus dem
       Dienst an die Presse durchgestochen, später verlangte die SPD eine weitere
       Überprüfung, die kein Ergebnis brachte.
       
       Ob ihm das schadet? Die rund 21.600 Menschen, die im ersten Wahlgang die
       SPD unterstützten und deren Stimmen am Sonntag entscheidend sein könnten,
       seien in der Frage „vielfältig aufgestellt“, sagt Bianca Wöllner vom
       Kreisvorstand. „Größtenteils Einigkeit“ bestehe aber bei den Mitgliedern
       darin, dass Gerrit Derkowski keine Eignung für das Amt des
       Oberbürgermeisters mitbringe.
       
       3 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [3] /Oberbuergermeisterwahl-in-Kiel/!6124362
 (DIR) [4] https://www.kn-online.de/lokales/kiel/talk-zur-ob-wahl-in-kiel-hier-im-video-schauen-4HE2JUKPPVFEJEPIBO2KVWOZRY.html
 (DIR) [5] /Kampagne-gegen-Kieler-OB-Kandidadaten/!6121962
       
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