# taz.de -- Videospiel „Anno 117: Pax Romana“: Für eine Handvoll Aale
       
       > Das Aufbauspiel „Anno 117“ spielt in der römischen Antike. Darin flext
       > man nicht nur mit Tempeln, sondern baut auch seltenen Schlamm ab. Wie
       > bitte?
       
 (IMG) Bild: Im keltischen Sumpf gibt's Ochsen und lecker Aale
       
       Wer das Sprichwort „Alle Wege führen [1][nach Rom]“ erfunden hat, war ein
       Idiot. Denn hier, in der keltischen Pampa, gibt’s nicht einmal Wege. Die
       Leute sind derb, saufen aus Hörnern, und will man ihnen die römischen
       Annehmlichkeiten wie Fußbodenheizungen oder Aquädukte bringen, schauen sie
       einen nur blöd an. Sie machen es [2][mir als Spieler] im neuen „Anno 117“
       nicht leicht.
       
       Als Antike-Fan war ich stinksauer auf die Anno-Reihe: Die Aufbauspielreihe
       hatten schon in der Frühen Neuzeit, im 19. Jahrhundert, ja sogar in der
       Zukunft gespielt, aber noch nie in der Antike, trotz des lateinischen
       Namens. Nun wurden meinen jahrelangen Gebete an Zeus und Jupiter endlich
       erhört: Anno 117 spielt zur Zeit der [3][Pax Romana], der römischen
       Friedensperiode.
       
       Darin baue ich mein eigenes Rom. Und jeder Pixel blutet den Glanz dieser
       Zeit. Da sind purpurfarbene Lavendelfelder, die sich durch die mediterrane
       Landschaft ziehen und mich an den letzten Toskana-Urlaub erinnern.
       Wohnhäuser reihen sich ein zwischen Tempeln und Statuen, die knallbunt
       waren und nicht weiß, [4][wie die Forschung heute weiß].
       
       Wenn ich an Häuser ganz nah heranzoome, schlängeln sich hunderte Menschen
       durch die Gassen. Ich kann meine Römer:innen sogar aus der
       Schulterperspektive selbst steuern. Moment, jagt da gerade wirklich ein
       Schwein zwei Kinder durch die Gasse?
       
       Wie im ersten Serienteil „Anno 1602“ erbaue ich auch in der römischen
       Antike mein eigenes Inselreich und erfülle Bewohnerinnen und Bewohnern ihre
       Bedürfnisse. Die können schnell nerven: Die Liberti, römische Bauern, sind
       mit Haferschleim und hässlichen Wollhüten zufrieden. Hochrangigere
       Bevölkerungsstufen wie Patrizier schauen mich schon fies an, wenn ich ihnen
       keine Austern mit Kaviar und Rotwein besorge.
       
       ## Das Spiel kitzelt den Schönbautrieb
       
       Dann gibt es noch den Norden, Britannien, dort leben die Kelt:innen. Im
       Spielverlauf gründet man in dieser nasskalten Region einen römischen
       Außenposten. Anders als die eitlen Tunikaträger:innen aus dem
       Mittelmeerraum werden die Kelt:innen sauer, wenn sie keine Aale zu
       futtern bekommen. Es geht dort derb zu: In Schlammfarmen baut man Schlamm
       als Baumaterial ab, ihre überschüssige Energie können die Kelt:innen auf
       dem Wettkampfplatz loswerden. Zu Würsten sagen sie auch nicht nein, aber
       die sind für die Römer:innen im Mittelmeerraum reserviert.
       
       „Anno 117“ erfordert ständiges Abwägen, sonst bricht das Chaos aus.
       Bäckereien bringen beispielsweise mehr Steuereinnahmen, wenn ich sie mitten
       ins Wohngebiet setze, erhöhen aber auch die Brandgefahr. Wenn die Kruste
       mal zu kross wird, sollte immer eine Feuerwache danebenstehen. Im sumpfigen
       Keltengebiet kann ich Ochsenhöfe und Aaljäger nur im Sumpf erbauen.
       Alternativ lege ich die Felder trocken für neuen Baugrund, dann gibt’s aber
       auch keine Aale mehr.
       
       Die alten Römer:innen haben vom nassen Britannien bis zum Euphrat mit
       ihren Bauwerken geflext. In „117“ werde auch ich zum Angeber, das Spiel
       kitzelt meinen Schönbautrieb. Wenn ich das römische Trier mit seinem
       Schachbrettmuster nachbaue, fühlt sich das sehr gut an. Genauso wie die
       Möglichkeit, diagonale Straßen zu bauen, wodurch sich Siedlungen
       realistischer anfühlen. Und zur Abwechslung führen sie auch mal nach Rom.
       
       19 Nov 2025
       
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