# taz.de -- Neue Serie „The Beast in Me“ bei Netflix: Der Millionär nebenan
> „The Beast in Me“ erzählt von reichen New Yorkern, edlen Vororten, Angst
> und Gewalt. Angesichts des Wahlerfolgs von Zohran Mamdani ist das
> hochaktuell.
(IMG) Bild: Matthew Rhys (l.) als Nile Jarvis und Claire Danes als Aggie Wiggs in „The Beast in Me“
Können sich reiche Menschen die Welt mit ihrem Geld nach eigenem Gutdünken
so zurechtbiegen, wie sie es wollen? Angesichts von [1][Nähe und Einfluss
einiger Milliardäre auf die derzeitige US-Regierung] ist das eine durchaus
brisante und politische Frage, die auch das zentrale Motiv der
Netflix-Serie „The Beast in Me“ ist. Das macht diesen Krimi-Achtteiler so
interessant. Im Zentrum der Geschichte steht die erfolgreiche
Schriftstellerin Aggie Wiggs ([2][Claire Danes]). Nach dem Tod ihres
achtjährigen Sohnes und der folgenden Trennung von ihrer Lebensgefährtin
sitzt sie mit Schreibblockade in ihrem Haus auf Long Island und muss ihrer
Verlegerin ein Manuskript liefern. Dann zieht der skandalumwitterte
Immobilienmogul Nile Jarvis (Matthew Rhys) ins Nachbaranwesen.
Aggie steht dem neuen Nachbarn in der reichen New Yorker Vorortgegend
abweisend gegenüber. Gerüchten zufolge soll Jarvis seine Ex-Ehefrau
ermordet haben. Außerdem macht ihn ein Luxusbauprojekt in Manhattan, das er
zusammen mit seinem Vater (Jonathan Banks) plant, zur Zielscheibe einer
medienwirksamen Anti-Gentrifizierungs-Kampagne. Aber Aggie und Niles lernen
sich kennen und sie beschließt – trotz ihrer Vorbehalte und sehr zur Freude
ihrer Verlegerin – ein Buch über den umstrittenen Promi-Nachbarn zu
schreiben.
„The Beast in Me“ erzählt von einem rücksichtslosen Mann, der es gewohnt
ist, Widerstände aus dem Weg zu räumen. Das beginnt schon beim
asphaltierten Joggingpfad, den er durch das angrenzende Waldstück bauen
lassen will und wofür er Aggies Einverständnis braucht. Die ist vom reichen
Nachbarn, dessen Wachhunde plötzlich durch ihren Garten rennen, während
nachts seine Alarmanlage in ohrenbetäubender Lautstärke losjault, erst mal
total genervt. Er selbst wünscht sich nichts mehr, als anerkannt zu werden,
vor allem von der bildungsbürgerlichen Nachbarin, die seinen Reichtum
verachtet. Und bald findet Niles auch Aggies wunden Punkt und nutzt den
Druck aus, den ihre Verlegerin macht. Sie soll nun ein Buch schreiben und
ihm ein besseres Image verschaffen. Das führt zu Konflikten.
Denn Aggie ist gefeierte Sachbuchautorin mit hohem gesellschaftlichem
Renommee und will sich nicht vor den Karren des Immobilienmaklers spannen
lassen. Plötzlich meldet sich dann auch noch ein FBI-Agent bei ihr, der
jahrelang gegen Niles Jarvis ermittelt hat und sie vor ihm warnt. Ist
womöglich an den Anschuldigungen doch was dran? Hat der superreiche Makler
seine Ex-Frau ermordet? Als dann auch noch der junge Mann verschwindet und
angeblich Selbstmord verübt hat, den Aggie für den Unfalltod ihres Sohnes
verantwortlich macht, beschleicht sie ein schrecklicher Verdacht.
Auch wenn weite Teile der Serie im Vorort der Schönen und Reichen spielen,
geht es immer wieder um Immobilienverwertung in New York und den Protest
der dortigen Bevölkerung. [3][Angesichts des Wahlerfolgs von Zohran
Mamdani] ist das hochaktuell, wenngleich die linke Gegenspielerin,
Council-Woman Olivia Benitez (Aleyse Shannon), etwas zu holzschnittartig
geraten ist.
Spannungsgeladen erzählt „The Beast in Me“ von Beziehungsproblemen,
Kunstproduktion, brutal hierarchischen Arbeitsverhältnissen, Missbrauch und
dem Kampf um Wahrheit. Es geht in die Villen superreicher New Yorker, in
Kunstgalerien, auf Demos, in FBI-Büros, in heruntergekommene Brachen, auf
in den Himmel wachsende Baustellen und in Verlegerbüros mit Blick über Big
Apple. Dabei zeigt die Serie gekonnt, wie sehr Reichtum und die damit
verbundene Macht Menschen ködert und wie attraktiv es sein kann, sich in
deren Einflussbereich zu begeben. Oder kommen die oberen Zehntausend dann
doch nicht mit allem durch?
16 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Florian Schmid
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