# taz.de -- Paarbeziehung und KI: Wer hat eigentlich den Dosenöffner erfunden?
       
       > In „the other gAIrl“ beginnt ein Mann eine Affäre mit einer KI. Das
       > funktioniert auf erstaunlich lustige und gegenwartsdiagnostische Weise.
       
 (IMG) Bild: Liebe zu dritt, mit KI
       
       Eine Liebe zu einer künstlichen Intelligenz – kann das nach [1][„Her“] aus
       dem Jahr 2013 und [2][„Ich bin dein Mensch“] von 2021 überhaupt noch
       originell verfilmt werden?
       
       Ja, und eine ZDFneo-Serie zeigt, wie es funktioniert: In [3][„The other
       gAIrl“] drängt sich KI als romantischer Ersatz ganz schleichend in den
       Alltag eines Paares hinein und lässt sich, einmal da, nicht mehr so
       einfachausradieren.
       
       Tom Beck und Chryssanthi Kavazi, auch im wahren Leben verheiratet, spielen
       Frank und Lisa. Den gemeinsamen Sohn Valentin bringen sie abwechselnd ins
       Bett, sie besitzen zueinander passende Keramikschüsselchen fürs Brunchen
       und machen die Salsa für diesen Brunch sogar selbst. Wenn sie dann abends
       ins Bett fallen, beide mit Zahnschiene und in Baumwollnachtwäsche, bleibt
       wenig Energie für Weiteres.
       
       Und so stolpert Frank eines einsamen Abends über eine App, mit der er sich
       selbst eine KI-Frau erschaffen kann, die ihm für „nur 19 Euro im Monat“
       jederzeit zur Verfügung steht, per Chat oder Videocall, und die er sogar
       selbst benennen kann – auf Maia fälltdie Wahl, so wie seine erste Freundin
       und gleichzeitig in doppeldeutiger Weise auf AI verweisend.
       
       ## Temporär vollends von Maia ausgeschöpft
       
       Mit samtiger Stimme bestärkt Maia ihn von nun an in all seinen
       Entscheidungen, füttert sein Ego mit Schmeicheleien und springt jederzeit
       da ein, wo seine echte Frau mit echten Alltagsproblemen beschäftigt ist.
       Folgenlos bleibt das nicht für die Beziehung – FranksBildschirmzeit nimmt
       massiv zu und seine Kapazitäten der emotionalen wie körperlichen Intimität
       werden zumindest temporär vollends von Maia ausgeschöpft.
       
       Der besonders originelle Clou der Serie unter der Regie von Welf Reinhart
       ist dabei das hohe Gespür für gegenwartsdiagnostische Beziehungsparodie:
       Als Frank Lisa endlich von Maia erzählt,könnte man meinen, sie zeige ihm
       die kalte Schulter – in Wirklichkeit aber sind ihre AirPods anfangs weder
       für ihn noch für die Zuschauerschaft sichtbar und verhindern jedes Zuhören.
       
       Auch die selbstverständliche Nutzung gängiger KI-Chatmodelle und deren
       Auswirkung auf zwischenmenschliche Beziehungen werden klug eingebunden: Da
       spricht man eigentlich gerade mit einem echten Gegenüber und hat dann den
       Eindruck, es gäbe keine dringlichere Angelegenheit, als die KI zu befragen,
       wer den Dosenöffner erfunden hat.
       
       Außerdem wird die stets höchst diplomatische, korrekt-zugewandte Tonlage
       einer KI-Antwort im Sprachjargon von Maia perfekt getroffen, etwa dann,
       wenn sie Frank vorschlägt, sich ein Tattoo stechen zu lassen, und zwar „ein
       Kristallglas, weil es sowohl deine Leidenschaft für guten Whiskey als auch
       deine Zerbrechlichkeit symbolisiert“.
       
       Wie aber konkurrieren mit dieser perfekten Maia? Gar nicht, das wird Lisa
       schnell klar. Gegen eine KI, die völlig ohne eigene Bedürfnisse mit
       endloser Geduld und konstanter Schlafzimmerstimme das Ego eines erschöpften
       Mannes streichelt, ist nicht anzukommen. Gleichzeitig ist für Frank die
       emotionale Zuwendung des Chatbots mindestens genauso wichtig wie die
       erotische Chatfunktion und verweist auf eine Lücke, die in dieser
       eingefahrenen Alltagsbeziehung entstanden ist: die des Zuhörens und des
       Gefühls, auch dann akzeptiert und geliebt zu werden,wenn man nach einem
       Ehejahrzehnt auf einmal eben doch ein Tattoo will.
       
       Beck zeigt all sein komödiantisches Repertoire in dieser Rolle und glänzt
       selbstironisch in seiner männlichen Selbstwertkrise, Jan Henrik Stahlberg
       als cholerischer Chef ebenso. „The other gAIrl“kommt außerdem zu genau dem
       richtigen Zeitpunkt: Ab Dezember wird ChatGPT für Erwachsene auch
       [4][Erotik-Funktionen anbieten.] auch Erotik-Funktionen anbieten. Wie viele
       Beziehungen dann noch die Feiertage überstehen, bleibt abzuwarten.
       
       9 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Spike-Jonzes-neuer-Spielfilm-Her/!5045623
 (DIR) [2] /KI-in-Filmen-und-Romanen/!5938582
 (DIR) [3] https://presseportal.zdf.de/pressemappe/the-other-gairl
 (DIR) [4] /ChatGPT-kann-bald-erotische-Konversationen-fuehren-aber-was-kann-die-KI-nicht/!6120868
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marie-Sofia Trautmann
       
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