# taz.de -- El Fasher in Sudan: Berichte über Gräueltaten und Festnahmen in eroberter Stadt
       
       > Nach monatelanger Belagerung ist die Stadt El Fasher der Gruppe RSF in
       > die Hände gefallen. Hunderttausende Menschen brauchen dringend Hilfe.
       
 (IMG) Bild: Die RSF verbreitet Bilder, die die Einnahme der Stadt El Fasher zeigen sollen, am 26. Oktober auf ihrem Telegram-Kanal
       
       ap | In der [1][seit mehr als einem Jahr belagerten Stadt El Fasher] in
       Sudan soll es nach einem Vorstoß der paramilitärischen Gruppe RSF (Rapid
       Support Forces) zu Gräueltaten und Massenfestnahmen gekommen sein. Das
       sudanesische Ärztenetzwerk teilte am Montag mit, RSF-Kämpfer hätten nach
       ihrem Einmarsch in El Fasher am Sonntag Dutzende Zivilisten getötet und
       Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen geplündert.
       
       Das Darfur-Netzwerk für Menschenrechte berichtete von mehr als 1.000
       teilweise willkürlichen Festnahmen. Die RSF-Miliz könnte damit
       Kriegsverbrechen begangen haben, hieß es von der Gruppe. Unabhängig ließen
       sich die Angaben der beiden Organisationen nicht überprüfen. Offizielle
       Opferzahlen lagen nicht vor. Laut den Vereinten Nationen wurden mehr als
       26.000 Menschen zur Flucht aus ihren Häusern gezwungen.
       
       Die Miliz, die seit April 2023 gegen das Militär des Landes kämpft, hatte
       El Fasher, die Hauptstadt der Region Nord-Darfur, seit langem belagert und
       immer wieder beschossen. In der letzten Hochburg des Militärs in der Region
       lebten zuletzt 260.000 Menschen unter katastrophalen humanitären
       Bedingungen. Die Hälfte von ihnen seien Kinder, teilte das
       UN-Kinderhilfswerk Unicef mit.
       
       RSF-Kämpfer feierten ihren Vormarsch in einem eroberten Militärstützpunkt
       an einem Flugfeld in El Fasher, wie in mehreren Videos zu sehen war, die
       seit Sonntag online gestellt wurden. In einem der Videos war der
       stellvertretende RSF-Anführer Abdulrahim Dagalo zu sehen, der seine Leute
       aufforderte, nicht zu plündern und Zivilisten in Ruhe zu lassen. Ein
       anderes Video zeigte aber RSF-Kämpfer, die auf fliehende Menschen schossen
       und auf diese einprügelten. Einige der Einwohner wurden rassistisch
       beschimpft. Die RSF-Miliz war aus der arabischen Dschandschawid-Miliz
       entstanden, die schon während des Konflikts in Darfur in den 2000er Jahren
       Gräueltaten gegen die Bevölkerung verübt hatte.
       
       Von der Nachrichtenagentur AP analysierte Satellitenaufnahmen zeigten große
       Schäden an den Gebäuden des Stützpunktes. Aus Militärkreisen verlautete,
       dass sich die Soldaten unter heftigem Beschuss aus dem Stützpunkt in andere
       Verteidigungsstellungen zurückgezogen hätten. Eine Gruppe von
       Widerstandskämpfern teilte mit, am Montag seien an dem Flugfeld und im
       Westen der Stadt noch Gefechte im Gange gewesen. Die Soldaten hätten
       allerdings keine Unterstützung von der sudanesischen Luftwaffe erhalten,
       sondern seien auf sich allein gestellt gewesen.
       
       ## Kampf um Flugfeld
       
       Das Humanitarian Research Lab an der Universität Yale (HRL) berichtete auf
       Grundlage von eigenen Satellitenbildern von Straßenkämpfen rund um das
       Hauptquartier des Militärs. Außerdem gebe es Hinweise, dass die RSF-Miliz
       in und um den Flugplatz Gefangene gemacht habe.
       
       Laut dem sudanesischen Journalistenverband wurde von den RSF-Kämpfern auch
       einer der wenigen Journalisten festgenommen, die noch in El Fasher
       ausgeharrt hatten. Der Verband warnte vor ähnlichen Gräueltaten wie in
       einer anderen Stadt in Darfur im Jahr 2023, in der RSF-Kämpfer Hunderte
       getötet und Hunderttausende aus ihren Häusern vertrieben hätten.
       
       Das Ärztenetzwerk berichtete am Montag auch von mindestens 47 Toten bei
       Angriffen von RSF-Kämpfern in einer anderen Stadt in Sudan, in Bara in der
       Region Kordofan.
       
       ## Humanitäre Katastrophe
       
       Tom Fletcher, Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, äußerte sich
       „zutiefst besorgt“ über Berichte von zivilen Opfern und Zwangsvertreibungen
       in El Fasher. „Hunderttausende von Zivilisten sitzen fest und haben Angst –
       sie werden beschossen, hungern und haben keinen Zugang zu Nahrung,
       medizinischer Versorgung oder Sicherheit“, sagte er und forderte „sicheren,
       schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe“, um der in der
       Stadt verbliebenen Bevölkerung zu helfen.
       
       Sudan [2][war Mitte April 2023 in einen Bürgerkrieg gestürzt], als
       schwelende Spannungen zwischen dem Militär unter Führung von
       De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und der RSF-Miliz unter Mohammed
       Hamdan Dagalo in offene Gewalt umschlugen. Von der Hauptstadt Khartum
       breiteten sich die Kämpfe über das Land aus. Laut UN hat der Krieg mehr als
       40.000 Menschen das Leben gekostet und mehr als 12 Millionen [3][aus ihrer
       Heimat vertrieben].
       
       28 Oct 2025
       
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