# taz.de -- Waffenfunde in Schleswig-Holstein: Wieso die Behörden über radikalisierte Jugendliche schweigen
       
       > Bei vier Jugendlichen finden Polizist*innen mehrere Waffen und
       > Chemikalien. Zum politischen Hintergrund wollen die Behörden aber nichts
       > sagen.
       
 (IMG) Bild: Gewinnen Zulauf bei Jugendlichen: Rechtsextreme Gruppen wie „Jung und Stark“, hier bei einer Demo in Essen im Frühjahr 2025
       
       Sie sind noch jung – und offenbar so radikal wie anschlagsbereit gewesen:
       In Schleswig-Holstein musste die Polizei vergangene Woche gegen vier
       Jugendliche vorgehen. Bei den Durchsuchungen in den elterlichen Wohnungen
       der Verdächtigen im Alter von 15 bis 17 Jahren fanden die
       Polizeibeamt:innen [1][scharfe Waffen und Waffenbauteile,
       verschiedene Chemikalien sowie technische Geräte.]
       
       Zwei der Verdächtigen stehen deshalb im Verdacht, eine schwere
       staatsgefährdende Straftat geplant zu haben, sagt der Flensburger
       Oberstaatsanwalt Thorkild Petersen-Trö der taz. Bei den zwei anderen
       Verdächtigen werde geprüft, ob sie gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz
       verstoßen haben. Dass die vier Jugendlichen „die gefundenen Gegenstände
       auch zum Einsatz bringen“ wollten, bestätigt Petersen-Trö. Inwieweit aber
       schon konkrete Anschlagsziele anvisiert wurden, lässt er auf Nachfrage
       offen.
       
       Ebenso offen lässt er, ob ein politisch motivierter Hintergrund vorliegt.
       Dies sei möglich, vorerst wolle er diesen aber auf Nachfrage der taz nicht
       weiter erläutern. Auf Nachfrage der Lübecker Nachrichten allerdings
       antwortete Petersen-Thrö mit einer bemerkenswerten rhetorischen Frage:
       „Wenn Personen so viel zusammenbasteln und nicht ganz gesellschaftskonforme
       Einstellungen besitzen, stellt sich die Frage, was wollen die damit?“.
       
       Mit der Erwähnung von „nicht gesellschaftskonformen“ Einstellungen werden
       Spekulationen geweckt: Was ist gesellschaftskonform und was „nicht ganz“?
       Die Regionalen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Schleswig-Holstein
       (RBT) warnen deshalb vor einer Bagatellisierung der verdächtigten
       Jugendlichen und ihrer geplanten Taten. „In den Ermittlungen findet sich
       ein Ton der Verharmlosung – die Jugendlichen haben aber Waffen und
       Chemikalien zusammengetragen“, sagt RBT-Leiter Torsten Nagel.
       
       ## Rechtsextreme Szene gewinnt an Zulauf
       
       Aus der Praxis der Beratung berichtet er der taz, dass sich Jugendliche in
       der rechtsextremen Szene zuletzt [2][„enorm radikalisiert“] hätten. „Diese
       Tendenzen erleben wir auch in den Beratungen“, sagt Nagel. „In den Schulen
       treffen wir vermehrt nicht alleine auf rassistische Einstellungen, sondern
       auf rechtsextreme Einstellungen.“
       
       Woher sich die vier Verdächtigen kannten und wie sie sich hin zu „nicht
       ganz gesellschaftskonformen Einstellungen“ radikalisiert haben, ist zwar
       bislang noch offen – auch die Smartphones der Jugendlichen werden erst noch
       ausgewertet. Doch dass die Ermittler:innen nun auf eine politische
       Einordnung verzichten, hält Nagel angesichts der wachsenden Zahl
       rechtsradikalisierender Jugendlicher für falsch.
       
       Schließlich mussten Sicherheitskräfte im ganzen Land in den vergangenen
       Monaten [3][vermehrt gegen neue Netzwerke von jungen Rechtsextremen
       vorgehen, die Anschläge und Angriffe verübten oder Waffen und Material
       horteten.] Diese Szene gewinnt derzeit besonders männliche Jugendliche für
       ihren „nationalen“ Kampf gegen Geflüchtete, LGBTQs und Linke. Anders als
       die Flensburger Oberstaatsanwaltschaft nannten die ermittelnden
       Kolleg:innen in diesen Fällen den rechtsextremen Hintergrund klipp und
       klar.
       
       20 Oct 2025
       
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