# taz.de -- Internationale Verhandlungen gescheitert: USA verhindern Einigung auf Klimaschutz in Schifffahrt
       
       > Ein internationales System zur CO₂-Bepreisung im Schiffsverkehr wird es
       > vorerst nicht geben. Das liegt vor allem an der Trump-Regierung.
       
 (IMG) Bild: LNG-Tanker im deutschen Ostsee-Hafen Mukran: Wie kann die Schifffahrt klimafreundlicher werden? Erst mal wohl gar nicht
       
       afp | Die USA haben die Einführung eines internationalen Systems zur
       CO₂-Bepreisung im [1][Schiffsverkehr] vorerst verhindert. Auf massiven
       Druck aus Washington wurde die Abstimmung über eine im April dazu
       getroffene Vereinbarung der Mitgliedstaaten der Internationalen
       Seeschifffahrtsorganisation (IMO) auf unbestimmte Zeit verschoben. Das
       Klimaschutzabkommen galt als wichtiger Schritt im Kampf gegen den
       [2][Klimawandel]. Der Verband Deutscher Reeder sprach von einem
       „Rückschlag“.
       
       „Ich habe Ihnen im Moment nicht viel zu sagen. Das passiert nicht oft“,
       sagte IMO-Generalsekretär Arsenio Dominguez, als er am Freitag sichtlich
       niedergeschlagen vor die Presse trat. Damit geht eine turbulente Woche für
       die Vertreter der 176 IMO-Mitgliedstaaten in London ohne Ergebnis zu Ende.
       
       Die IMO ist eine Sonderorganisation der UNO. In der britischen Hauptstadt
       war der Umweltausschuss der Organisation zusammengekommen, um die
       vorläufige Einigung vom April zu besiegeln. Der Schifffahrtsektor steht für
       rund drei Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Die CO₂-Bepreisung
       sollte dafür sorgen, dass Schiffe verstärkt auf weniger klimaschädliche
       Kraftstoffe umgerüstet werden.
       
       Länder wie China, Brasilien, Großbritannien sowie die EU unterstützen das
       Vorhaben. Stark vom Klimawandel betroffenen Ländern wie den pazifischen
       Inseln gingen die vereinbarten Regeln nicht weit genug. Eine Reihe von
       großen Ölproduzenten wie Saudi-Arabien, Russland und die Vereinigten
       Arabischen Emirate waren dagegen. Doch in der Regel setzt die IMO auf
       Mehrheitsentscheide und Konsens, die nötige Zweidrittelmehrheit für das
       CO₂-Preissystem galt als wahrscheinlich.
       
       ## USA drohten anderen Ländern mit Visa-Problemen
       
       Die USA gingen in ihrem Widerstand gegen das Vorhaben jedoch so weit,
       Ländern mit Sanktionen wie Visabeschränkungen und Hafengebühren zu drohen,
       sollten sie sich für die CO₂-Bepreisung einsetzen. Präsident Donald Trump
       schaltete sich über seinen Onlinedienst Truth Social in die Debatte ein:
       „Die Vereinigten Staaten werden diese globale grüne neue Betrugssteuer auf
       die Schifffahrt nicht hinnehmen“, erklärte er.
       
       Trump hat den USA klimapolitisch eine Kehrtwende verordnet. Klimaschutz
       bezeichnet er als „Betrug“ und fördert die Nutzung fossiler Brennstoffe
       durch Deregulierung. Sein Außenminister Marco Rubio wertete die
       Verschiebung der Abstimmung in London am Freitag als „riesigen Sieg“ für
       Trump.
       
       Wegen des Drucks aus Washington galten etwa die Philippinen, die das
       weltweit größte Kontingent an Arbeitnehmern in der Schifffahrt stellen,
       sowie die karibischen Inseln, die wirtschaftlich von US-Kreuzfahrttouristen
       abhängig sind, als Wackelkandidaten bei der für Freitag angesetzten
       Abstimmung. Auch Argentinien, [3][dessen Präsident Xavier Milei als
       Trump-Verbündeter gilt und dem die USA ein Milliarden-Hilfspaket in
       Aussicht gestellt haben], wollte gegen das Abkommen stimmen.
       
       Teilnehmern zufolge [4][verliefen die Verhandlungen in den vergangenen Tage
       chaotisch]. Der brasilianische Vertreter kritisierte die „Methoden“ der
       USA. Er hoffe, „dass dies nicht die übliche Art und Weise ersetzen wird,
       Entscheidungen auf globaler Ebene zu treffen“. Schließlich beantragte
       Saudi-Arabien, die Abstimmung zu verschieben. Der Antrag wurde angenommen.
       
       „Die Chance auf einheitliche und wirksame weltweite Regeln ist damit in die
       Ferne gerückt“, bedauerte der Verband Deutscher Reeder (VDR). „Ob im
       kommenden Jahr ein Konsens gelingt, bleibt stark zu bezweifeln.“ Doch wenn
       die Entscheidung immer weiter verschoben werde, „droht der Prozess ganz
       stecken zu bleiben“.
       
       Die Regeln sollten ab 2027 greifen und große Schiffe mit mehr als 5000
       Tonnen Ladekapazität betreffen. Diese machen nach Angaben der IMO 85
       Prozent der gesamten CO₂-Emissionen der internationalen Schifffahrt aus.
       
       17 Oct 2025
       
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