# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Jubel für Trump, Buh-Rufe für Netanjahu
> In Tel Aviv feiern Hunderttausende die bevorstehende Geiselfreilassung.
> Trump kündigt Friedensgipfel in Scharm el-Scheich an. Auch Kanzler Merz
> dabei.
(IMG) Bild: Die Erwartungen auf dem Platz der Geiseln sind hoch, dass endlich alle Entführten zurückkommen
So soll der Austausch der Geiseln gegen palästinensische Häftlinge
ablaufen:
+ vor Sonnenaufgang 5.37 MESZ (6.47 Ortszeit) soll nach Angaben der Hamas
die Übergabe der Geiseln abgeschlossen sein. Israel rechnet damit, dass die
Hamas nicht alle sterblichen Überreste von Geiseln übergeben kann
+ 0820 MESZ Ankunft US-Präsident Trump in Tel Aviv (Ortszeit 0920)
+ 0945 MESZ Trump trifft sich in der Knesset mit Geisel-Familien (Ortszeit
1045)
+ 1000 MESZ Trump hält eine Rede vor der Knesset (Ortszeit 1100)
+ 1200 MESZ Trump reist weiter nach Ägypten (Ortszeit 1300)
+ 1330 MESZ Gaza-Gipfel unter Vorsitz von Ägyptens al-Sisi und Trump im
ägyptischen Scharm el Scheich. (Ortszeit 1430) Möglich ist auch eine
Teilnahme von Bundeskanzler Merz.
+ 1600 MESZ Trump reist Richtung Washington zurück (dpa)
## So sieht der Fahrplan Nahost jetzt aus:
Im Gaza-Krieg ist eine Waffenruhe in Kraft getreten, und ein Besuch von
US-Präsident Donald Trump in der Region steht am Montag bevor. Die
israelischen Truppen haben sich Armeeangaben zufolge zu den vereinbarten
Demarkationslinien zurückgezogen, kontrollieren aber weiterhin mehr als die
Hälfte des Gazastreifens. So geht es nun weiter:
-> Eine 72 Stunden lange Frist zur Freilassung der Geiseln läuft am
Montagmittag ab. Aus Kreisen der Hamas hieß es, die Terrororganisation
werde alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln bis spätestens
Montagmorgen 5.00 Uhr MESZ übergeben. Nach israelischen Berichten könnte
dies bereits vorher geschehen. Die Rückkehr soll vom Internationalen
Komitee vom Roten Kreuz ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medienvertreter
organisiert werden. Nach Treffen mit Angehörigen und einer ersten
ärztlichen Untersuchung im Militärlager Reim am Rande des Gazastreifens
werden die Freigelassenen dann voraussichtlich in Krankenhäuser geflogen.
-> Israel soll im Gegenzug laut Trumps Friedensplan rund 250 wegen schwerer
Straftaten zu lebenslanger Haft verurteilte palästinensische Häftlinge und
etwa 1.700 weitere Palästinenser freilassen, die nach dem Massaker am 7.
Oktober 2023 inhaftiert wurden. Nach israelischen Medienberichten
veröffentlichte das Justizministerium eine Namensliste der 250
Palästinenser, von denen viele an tödlichen Anschlägen auf Israelis
beteiligt waren. Bis zuletzt herrschte den Berichten zufolge aber
Uneinigkeit zwischen Israel und der Hamas über Namen auf der Liste.
-> Im Rahmen der Vereinbarung werden die Hilfslieferungen in den
Gazastreifen ausgeweitet – nach Angaben beider Seiten fahren in der ersten
Phase rund 600 Lkw mit humanitärer Hilfe pro Tag ein. Zuletzt kamen nach
Angaben der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen
Behörde Cogat täglich im Schnitt rund 300 Lastwagen mit Hilfslieferungen,
in den Wochen zuvor waren es rund 200.
-> Voraussichtlich bis Dienstag soll der Grenzübergang Rafah nach Ägypten
wieder für den zivilen Personenverkehr oder für den Transport von
Verwundeten geöffnet werden. Auch die Rückkehr von vertriebenen
Palästinensern sollte dann wieder möglich sein.
-> In einer zweiten Verhandlungsphase sollen dann weitere Streitpunkte
geklärt werden, mit dem Ziel, den Krieg vollständig zu beenden. So sollen
sich die israelischen Soldaten weiter aus dem Gazastreifen zurückziehen und
von ihnen gehaltene Gebiete an eine internationale Stabilisierungstruppe,
die für Sicherheit sorgen soll, übergeben werden. Der Plan sieht auch eine
Entwaffnung der Hamas vor. Das lehnt die Terrororganisation bislang ab.
Sollte es in der Frage keine Einigung geben, könnte der Krieg wieder
ausbrechen.
-> Die USA planen, ein Kontrollzentrum zur Überwachung des Abkommens
einzurichten. Sie haben dafür einem Bericht zufolge bereits Soldaten nach
Israel geschickt. Der Sender ABC meldete unter Berufung auf zwei
US-Regierungsvertreter, US-Soldaten seien bereits in Israel eingetroffen.
Zuvor hatte das Weiße Haus mitgeteilt, dafür 200 Soldaten entsenden zu
wollen. Sie werden demnach nicht im Gazastreifen selbst eingesetzt. Auch
andere Staaten, darunter Ägypten, Katar und die Türkei, sollen bei dem
Kontrollzentrum mitwirken.
-> US-Präsident Trump wird am Montagmorgen in Israel erwartet. Er ist
eingeladen worden, vor dem israelischen Parlament, der Knesset, eine Rede
zu halten. Trump könnte auch bei der Freilassung der Geiseln vor Ort sein.
Er will anschließend nach Ägypten reisen, um dort am Nachmittag an einer
offiziellen Zeremonie anlässlich der mühsam errungenen Einigung
teilzunehmen. An dem Spitzentreffen von gut 20 Staats- und Regierungschefs
nimmt auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) teil. (dpa)
## Nahost-Friedensgipfel mit Trump
Die Freilassung der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln soll nach
Angaben der Hamas am Montagmorgen beginnen – am selben Tag planen die USA
und Ägypten ein Gipfeltreffen zur Umsetzung des US-Friedensplans im
ägyptischen Scharm el-Scheich. Zu dem von US-Präsident Donald Trump und
seinem ägyptischen Kollegen Abdel Fattah al-Sisi geleiteten Gipfel werden
auch zahlreiche europäische Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter
auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU).
In Tel Aviv versammelten sich am Samstagabend hunderttausende Menschen auf
dem sogenannten Geiselplatz und bejubelten Trump. „Gemäß der
unterzeichneten Vereinbarung soll der Gefangenenaustausch am Montagmorgen
beginnen – und es gibt keine neuen Entwicklungen in dieser Angelegenheit“,
sagte der hochrangige Hamas-Vertreter Osama Hamdan am Samstag der
Nachrichtenagentur AFP. Die genaue Logistik der Übergabe sei aber noch
nicht klar. Nach der Freilassung der Geiseln soll Israel gemäß den
ausgehandelten Bedingungen knapp 2000 palästinensische Häftlinge aus seinen
Gefängnissen freilassen. Über die genaue Liste der Häftlinge werde derzeit
noch verhandelt, sagte Hamdan.
Die Freilassung der Geiseln ist damit genau für den Tag geplant, an dem
Trump in Ägypten an einem Gipfeltreffen zu Nahost teilnehmen will. Die
ägyptische Präsidentschaft bestätigte am Samstagabend offiziell, dass das
Treffen am Montagnachmittag in Scharm el-Scheich stattfinden solle. Es
würden Staats- und Regierungschefs aus „mehr als 20 Ländern“ teilnehmen. In
Berlin verlautete aus Regierungskreisen, Merz habe eine Einladung von
al-Sisi „dankend entgegengenommen“, seine Teilnahme sei geplant.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Italiens Regierungschefin
Giorgia Meloni, Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez und der britische
Premierminister Keir Starmer werden zu dem Treffen reisen.
UN-Generalsekretär António Guterres wird ebenfalls teilnehmen. Ziel des
Gipfels sei es, „den Krieg im Gazastreifen zu beenden, die Bemühungen um
Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu verstärken und eine neue Ära
regionaler Sicherheit und Stabilität einzuläuten“, hieß es in der Erklärung
der ägyptischen Präsidentschaft.
Zuvor hatte Trump erklärt, er werde am Montag eine „Menge“ Staats- und
Regierungschefs in Ägypten treffen, um über die Zukunft des Gazastreifens
zu sprechen. Die Hamas verkündete, sie werde an der „offiziellen
Unterzeichnung“ des Friedensplans nicht teilnehmen. Die Hamas handele
„hauptsächlich durch katarische und ägyptische Vermittler“, sagte ein
Vertreter des Politbüros der radikalislamischen Palästinenserorganisation,
Hossam Badran.
Badran unterstrich außerdem erneut die Weigerung der Hamas, den
Gazastreifen zu verlassen. „Gerede darüber, Palästinenser aus ihrem Land zu
vertreiben, egal ob sie Hamas-Mitglieder sind oder nicht, ist absurd und
unsinnig“, sagte er AFP. Die zweite Phase des US-Friedensplans werde daher
„viele Komplexitäten und Schwierigkeiten beinhalten“. (afp)
## Freude auf dem Platz der Geiseln
In Tel Aviv kamen hunderttausende Menschen auf dem Geiselplatz zusammen.
Viele Teilnehmer trugen T-Shirts mit den Gesichtern der Geiseln, die am
Montag freikommen sollen. Die Menge schwenkte israelische und US-Flaggen,
einige Demonstranten riefen „Danke, Trump!“. „Endlich haben wir Hoffnung,
aber wir können und werden jetzt nicht aufhören“, sagte Zairo Shachar Mohr
Munder, dessen Onkel die israelische Armee nach dem brutalen Angriff der
Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 tot aus dem Gazastreifen geborgen
hatte. „Donald Trump! Sie haben Geschichte geschrieben“, sagte Efrat
Machikawa, Nichte der nach 482 Tagen in Gefangenschaft befreiten Gadi
Moses.
Nach Angaben von Regierungschef Benjamin Netanjahu sind 20 der aus Israel
verschleppten Geiseln noch am Leben, 28 Geiseln sind tot. Auch der
US-Gesandte Steve Witkoff ergriff auf dem Geiselplatz das Wort: „Ihr kommt
nach Hause“, sagte er an die Geiseln gerichtet. An die Familien der Geiseln
gewandt sagte er: „Euer Mut hat die Welt bewegt.“ Trump hatte Witkoff und
seinen Schwiegersohn Jared Kushner in den Nahen Osten geschickt, um die
Verhandlungen über die Waffenruhe und die Geiselfreilassung abzuschließen.
„Wir alle sind Präsident Trump zu tiefstem Dank verpflichtet“, sagte
Witkoff vor Angehörigen und Freunden der Verschleppten sowie zahlreichen
Teilnehmern einer Großkundgebung in Tel Aviv. Sobald der Name Trump fiel,
wurde Witkoff von langanhaltendem Applaus und „Danke Trump“-Rufen
unterbrochen. Ein Sprecher der Familienangehörigen sagte, auf dem Platz
seien rund 400.000 Menschen.
Als Witkoff auch die Rolle von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu
hervorhob, schlug der Jubel jedoch in Buh-Rufe und Pfiffe um, die Witkoff
fast aus dem Tritt brachten. „Leute, lasst mich meine Gedanken zu Ende
bringen“, bat er. Netanjahu habe alles für dieses Land gegeben, betonte er.
Viele Angehörige und Freunde der Geiseln werfen Netanjahu jedoch vor, nicht
genug für die Freilassung der Verschleppten getan zu haben.
Im Gazastreifen war am Freitag eine Waffenruhe in Kraft getreten, nachdem
Israel und die Hamas dem ersten Teil eines von Trump vorgeschlagenen
Friedensplans zugestimmt hatten. Demnach sollen binnen 72 Stunden nach
Inkrafttreten – also bis Montagvormittag – alle verbliebenen israelischen
Geiseln im Gazastreifen freikommen. Im Gegenzug hat Israel zugesagt, knapp
2000 palästinensische Häftlinge zu entlassen.
Die israelische Armee zog sich zudem wie vereinbart aus mehreren Bereichen
des Palästinensergebiets zurück. Im Gazastreifen setzten derweil
hunderttausende vertriebene Palästinenser ihren Fußmarsch in den Norden des
Küstenstreifens fort. Seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe seien mehr als
500.000 Menschen in die Stadt Gaza zurückgekehrt, erklärte der
Hamas-Zivilschutz. (afp/dpa)
## Auch EU-Ratspräsident Costa und Erdogan in Ägypten erwartet
Auch der der Präsident des Europäischen Rates, Antonio Costa, kündigt seine
Teilnahme an dem Nahost-Gipfel am Montag in Ägypten an. Das sagt ein
EU-Vertreter. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan wird laut einem
Bericht des Senders NTV ebenfalls nach Ägypten reisen. Zahlreiche weitere
Staats- und Regierungschefs haben bereits ihre Teilnahme zugesagt. Auf dem
Gipfel geht es um den Plan von US-Präsident Donald Trump zur Beendigung des
Kriegs im Gazastreifen. (rtr)
## Merkel reist im November nach Israel
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel reist im November nach Israel.
„Ich kann bestätigen, dass Bundeskanzlerin a.D. Merkel die Einladung des
Weizmann-Instituts zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an sie am 10.
November 2025 in Rehovot angenommen hat“, sagt eine Sprecherin der
Nachrichtenagentur Reuters. Über etwaige weitere Programmpunkte während
ihres Aufenthalts in Israel werde zu gegebener Zeit Auskunft gegeben. Zuvor
hatte das Nachrichtenportal Ynet Global über den Besuch berichtet und auch
geschrieben, dass Treffen mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog und
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geplant seien. (rtr)
## Zehntausende bei pro-palästinensischer Demonstration in Sydney
In der australischen Metropole Sydney nehmen zehntausende Menschen an einer
pro-palästinensischen Demonstration teil. Die Organisatoren der Palestine
Action Group sprechen von 30.000 Teilnehmern. Die Kundgebung sei eine von
rund 27 im ganzen Land. Eine Organisatorin erklärt, auch bei einem
Waffenstillstand setze Israel die militärische Besatzung des Gazastreifens
und des Westjordanlandes fort. Der Jüdische Rat Australiens wirft den
Organisatoren vor, ein Scheitern der Waffenruhe zu wollen. Nach Angaben der
Polizei gab es keine Festnahmen. Die Polizei macht keine Angaben zur
Teilnehmerzahl. (rtr)
## Drei Diplomaten aus Katar sterben bei Autounfall nahe Scharm el-Scheich
Bei einem Autounfall in der Nähe der ägyptischen Stadt Scharm el-Scheich
sind am Sonntag drei Diplomaten aus Katar ums Leben gekommen. Zwei weitere
katarische Diplomaten seien verletzt worden, teilte die Botschaft des
Golfstaates in Kairo mit. Die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur
Al-Kahera News berichtete, dass sich fünf Katarer und ein ägyptischer
Fahrer in dem Fahrzeug befanden, als dieses aufgrund eines Kontrollverlust
über das Lenkrad verunglückte. In den vergangenen Tagen waren Diplomaten
und offizielle Delegationen in den ägyptischen Badeort am Roten Meer
gereist, um dort Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die
Freilassung der dort festgehaltenen israelischen Geiseln zu führen.
Die katarische Botschaft in Kairo drückte ihre „tiefe Trauer und
Betroffenheit“ angesichts des Todes der drei Diplomaten aus. „Die
Verstorbenen und Verletzten werden heute mit einem katarischen Flugzeug
nach Doha gebracht“, hieß es in einer Erklärung. Die Verletzten würden
derzeit im internationalen Krankenhaus in Scharm el-Scheich medizinisch
versorgt. Katar hatte, neben Ägypten und den USA, in den indirekten
Gesprächen zwischen Israel und der Hamas vermittelt, die – nach
monatelangem Ringen – zu einer am Freitag in Kraft getretenen Waffenruhe
geführt haben. (afp)
## Trumps Tochter mit Botschaft ihres Vaters an Geiselfamilien
Die Tochter von US-Präsident Donald Trump, Ivanka, hat vor der erhofften
Freilassung der letzten Gaza-Geiseln eine Botschaft ihres Vaters auf einer
Kundgebung in Tel Aviv übermittelt. „Der Präsident wollte, dass ich das mit
Ihnen teile, wie er es schon so vielen von Ihnen persönlich gesagt hat: Er
sieht Sie, er hört Sie. Er steht Ihnen bei“, sagte die Präsidententochter
an die Familien der Geiseln gerichtet. Ivanka Trump ist die Ehefrau von
Jared Kushner, der zusammen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff stark
in die Vermittlerrolle der USA im Gaza-Krieg eingebunden war. Alle drei
sprachen auf der Kundgebung.
Kushner war während Trumps erster Amtszeit dessen Nahost-Berater und
knüpfte enge Verbindungen zu wichtigen Akteuren in der Region. Kritiker
weisen darauf hin, dass Kushner, der in der Immobilienbranche tätig ist,
wirtschaftliche Ambitionen im Nahen Osten hat. Die 43-Jährige ist Trumps
älteste Tochter. In der ersten Amtszeit ihres Vaters war sie als dessen
Beraterin im Weißen Haus tätig. Zuletzt blieb sie stärker im Hintergrund.
(dpa)
12 Oct 2025
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