# taz.de -- Zugangskontrolle für die U-Bahn: Abhaken und auf Wiedervorlage
       
       > Die CDU wärmt eine sehr alte und aus Gründen erfolglose Idee wieder auf:
       > Sie will den Zugang zur U-Bahn mit Schranken beschränken.
       
 (IMG) Bild: Hält auf und kostet: U-Bahn-Schranke in der Pariser Métro
       
       Berlin taz | CDU-Fraktionschef Dirk Stettner trägt nicht nur gerne
       extravagante Anzüge, er hat auch extravagante Ideen. Wie diese: Drehkreuze
       oder Schranken sollen die Berliner U-Bahn vor dem Zugang von Menschen ohne
       Fahrschein – oder Fahrwunsch – schützen. Das funktioniere schließlich „in
       der ganzen Welt“, so Stettner, und es sei „gut für die Sicherheit und das
       Wohlbefinden unserer Stadt“. Ihm zufolge soll die neue Undurchlässigkeit
       Teil des Mobilitätskonzepts „Berlin 2035“ werden, das die
       Senatsverkehrsverwaltung aktuell zusammen mit der BVG erstellt.
       
       Kleiner Scherz. Extravagant ist an dieser Idee nichts, jedenfalls nicht im
       Sinne von überraschend oder ungewöhnlich. Alle Jahre oder auch Jahrzehnte
       wieder ploppt der Vorschlag in der Berliner Verkehrspolitik auf,
       üblicherweise aus den Reihen der CDU. Aber weil es kein Vorschlag ist, der
       sich sinnvollerweise auf die Berliner Realität übertragen lässt,
       verschwindet er genauso zuverlässig wieder im Untergrund, um mal im Bild zu
       bleiben.
       
       Natürlich hat Stettner Recht, wenn er darauf verweist, dass Schranken
       anderswo ein normaler Bestandteil von U-Bahn-Systemen sind. Nur auf das
       über mehr als 120 Jahre gewachsene Berliner Netz lässt sich das eben
       schlecht übertragen, will man nicht einen fast schon pharaonischen
       baulichen Aufwand betreiben.
       
       Das fängt mit vielen alten Stationen an, die in Berlin nach einem ganz
       anderen Prinzip errichtet wurden als in Paris, London, Prag oder Moskau.
       Die Tunnel wurden offen gebaut und verlaufen direkt unter der Straße, die
       Zugänge befinden sich oft auf schmalen Verkehrsinseln. Insbesondere beim
       heutigen Fahrgastaufkommen setzt das voraus, dass der Strom der NutzerInnen
       möglichst ungehindert fließen kann. Barrieren verlangsamen zwingend diesen
       Fluss und benötigen deshalb großzügige Zwischenebenen, die es an vielen
       Bahnhöfen einfach nicht gibt.
       
       ## Schmal ist eben nicht breit genug
       
       Hinzu kommen Probleme mit dem Denkmalschutz, aber auch mit der
       Barrierefreiheit: von den Fahrstühlen, die meist – sinnvollerweise – vom
       öffentlichen Straßenraum direkt auf den Bahnsteig führen und somit nur
       schwer zu kontrollieren sind, bis zu notwendigen extrabreiten Schranken für
       Rollstühle oder Kinderwagen. Weil das Konzept „Drehkreuz“ beinhaltet, dass
       die einzelnen Durchgänge möglichst schmal sind, werden die überbreiten
       Türen in anderen Metropolen von Personal überwacht.
       
       All das geht ins Geld, weshalb die von Stettner ins Spiel gebrachten 400
       Millionen Euro so glaubwürdig sind wie der Kostenrahmen des BER zu Anfang
       des Jahrtausends. Der Fraktionschef hat auch schon durchblicken lassen,
       dass man im Zweifel eben die Ticketpreise ein bisschen erhöhen müsse, um
       das alles auszufinanzieren. Wie es mit dem bundesweiten Einheitspreis des
       Deutschlandtickets unter einen Hut zu bringen ist, bleibt sein Geheimnis.
       
       Nicht überraschend – und der CDU-Mann müsste das eigentlich wissen – sind
       sowohl die BVG als auch der Fahrgastverband IGEB, die beide etwas von der
       Sache verstehen, klar gegen die Schrankenträume. Die Verkehrsbetriebe
       warnen vor einem „erheblichen baulichen, finanziellen und betrieblichen
       Aufwand“, und IGEB-Sprecher Christian Linow hält die Idee sogar für
       „fahrgastfeindlich“.
       
       Er habe gerade in Warschau „vernichtende“ Erfahrungen mit dem dortigen
       U-Bahn-Zugängen gemacht, berichtet er – Stichwort: QR-Code-Scanner, die
       beim QR-Code-Scannen versagen, während sich hinter dem verhinderten
       Fahrgast eine Schlange bildet. Sicheren und sauberen U-Bahnhöfen kann Linow
       durchaus etwas abgewinnen, funktionieren würde seiner Ansicht nach aber nur
       eine stärkere Personalpräsenz.
       
       Aufmerksame Augen und helfende Hände in jedem Bahnhof – das wär’s doch mal.
       Gab es ja auch früher schon, bis Berlin an den Rand der
       Funktionsuntüchtigkeit gespart wurde. Ob es irgendwann einmal wiederkommt,
       ist fraglich. Mit Sicherheit auf Wiedervorlage kommt dagegen die
       Drehkreuz-Idee der CDU.
       
       14 Oct 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Claudius Prößer
       
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 (DIR) U-Bahn Berlin
       
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