# taz.de -- FC Bayern in der Champions League: Unerwartetes Happy End
       
       > Mit einem Comeback-Sieg gegen die Titelverteidigerinnen des WFC Arsenal
       > tankt Bayern Selbstvertrauen. Doch der Weg an die europäische Spitze ist
       > weit.
       
 (IMG) Bild: Unbändige Freude: Glodis Perla Viggosdottir feiert ihr Tor zum 3:2 mit Alara Sehitler
       
       Als die Spanierin Mariona am Mittwochabend in der 23. Minute das 2:0 für
       Arsenal erzielte, hatte Georgia Stanway ein unangenehmes Déjà-vu. „Als wir
       das zweite Tor kassiert haben, habe ich gedacht: ‚Oh Gott, jetzt passiert
       das schon wieder!‘“, erzählte die Mittelfeld-Abräumerin des FC Bayern
       München und gab Einblicke in ihre Gefühlswelt. Die Erinnerungen der
       Engländerin schweiften zurück an den ersten Spieltag der Champions League,
       als die Münchnerinnen Anfang Oktober [1][mit 1:7 beim FC Barcelona
       verloren] hatten.
       
       Eine bittere Niederlage, die sich mit dem Selbstverständnis, dem
       Mia-san-mia, des FC Bayern kaum vereinbaren lässt und die Frauen-Mannschaft
       ordentlich durchgeschüttelt hat. Gegen Arsenal, die amtierenden
       Champions-League-Siegerinnen, drohte nun die nächste Pleite gegen ein
       europäisches Top-Team.
       
       Doch diesmal sollte es anders kommen. Nach schwachen 60 Minuten [2][vor
       15.407 Zuschauerinnen und Zuschauern] in der Fröttmaninger Arena begannen
       die Bayern-Frauen, das Spiel zu drehen. Ausschlaggebend dafür waren die
       Wechsel von Trainer José Barcala, der Alara, Pernille Harder und Arianna
       Caruso ins Spiel brachte. Die Statik im Mittelfeld veränderte sich dadurch
       komplett, plötzlich waren die Bayern-Frauen am Drücker.
       
       Alaras Anschlusstreffer (67.) verunsicherte Arsenal spürbar, das Publikum
       im nicht sonderlich gut gefüllten Stadion erwachte und trieb die Mannschaft
       nach vorne. Harder traf mit einem Schuss von der Strafraumkante zum
       Ausgleich (80.), Kapitänin Glódís Perla Viggósdóttir (86.) drückte
       schließlich eine Flanke von Klara Bühl zum umjubelten 3:2-Sieg über die
       Linie und bescherte dem Abend ein Happy End, mit dem eine halbe Stunde
       zuvor wohl niemand im Stadion gerechnet hätte.
       
       ## Neues Niveau
       
       „Die erste Halbzeit war gar nicht unser Spiel, wir waren sehr träge, immer
       zu spät, haben keine zweiten Bälle bekommen. In der Halbzeit haben wir dann
       die richtigen Schlüsse gezogen“, fasste Bühl den emotionalen Abend
       zusammen: „Es fühlt sich noch unwirklich an. Man kann noch gar nicht
       glauben, was passiert ist.“ Der Sieg sei gut für die Tabelle, aber mehr
       noch für das Selbstvertrauen, führte die Nationalspielerin weiter aus: „Es
       zeigt, dass wir auf diesem Niveau mithalten können.“
       
       Das selbst gesetzte Ziel der Münchnerinnen ist es, nach drei deutschen
       Meisterschaften in Folge auch in Europa zur Spitze zu gehören, in der
       Champions League ins Halbfinale, oder besser noch ins Endspiel
       vorzudringen. Nach der Niederlage in Barcelona wuchsen zumindest im Umfeld
       die Zweifel, ob das tatsächlich möglich ist. Nun unterstrichen die
       Bayern-Frauen mit dem Sieg gegen Arsenal ihre europäischen Ambitionen. „Wir
       sind nach wie vor davon überzeugt, wir haben so viel Qualität im Kader. Wir
       haben heute – wenn auch nicht über 90 Minuten – eindrucksvoll bewiesen,
       dass wir in der Lage sind, ganz oben mitzuspielen“, stellte Bianca Rech,
       die Direktorin der Frauenabteilung, klar.
       
       In den letzten Jahren schieden die Bayern-Frauen immer wieder früher als
       erhofft aus der Königinnenklasse aus, seit 2021 kam die Mannschaft nicht
       mehr über das Viertelfinale hinaus. Ob in dieser Saison nun der Sprung
       unter die besten vier Mannschaften Europas gelingen kann, werden die
       nächsten Wochen und Monate zeigen.
       
       Schon am kommenden Donnerstag wartet im Auswärtsspiel bei Paris
       Saint-Germain der nächste internationale Prüfstein auf die Münchnerinnen.
       Trotz des beeindruckenden Comebacks gegen Arsenal bleiben angesichts der
       schwachen ersten 60 Minuten ein paar Fragezeichen.
       
       Nach nun wettbewerbsübergreifend sieben Siegen in Folge zeigt die Formkurve
       zweifellos steil nach oben, die Mannschaft hat bewiesen, dass sie
       Rückstände und schwere Rückschläge, wie etwa [3][die Kreuzbandrisse von
       Lena Oberdorf und Sarah Zadrazil], wegstecken kann. „Wir haben gezeigt, was
       für einen Charakter wir haben“, erklärte Stanway: „Es ist nicht das erste
       Mal, dass wir einen Rückstand gedreht haben. Heute haben wir einmal mehr
       unter Beweis gestellt, wer wir sind.“ Das Mia-san-mia ist zurück, die bösen
       Erinnerungen an das Debakel in Barcelona sind erst mal vertrieben.
       
       13 Nov 2025
       
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