# taz.de -- Attentat auf SPD-Bürgermeisterin: Kein politisches Attentat
       
       > Der Messerangriff auf die Bürgermeisterin von Herdecke, Iris Stalzer, hat
       > einen „familiären Hintergrund“. Als tatverdächtig gilt die
       > Adoptivtochter.
       
 (IMG) Bild: Herdecke, 7. Oktober, Ermittler am Tatort
       
       Hagen taz | Der Messerangriff auf d[1][ie designierte SPD-Bürgermeisterin
       der nordrhein-westfälischen Stadt Herdecke], Iris Stalzer, hat nach ersten
       Ermittlungen der Polizei offenbar keinen politischen Hintergrund. „Wir sind
       sicher, dass es sich um eine familiäre Auseinandersetzung, um einen
       familiären Streit gehandelt hat“, erklärte der Sprecher der auch für
       Tötungsdelikte in Herdecke zuständigen Staatsanwaltschaft Hagen, Bernd
       Haldorn, am Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz im dortigen
       Polizeipräsidium. Nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse gebe es keine
       Hinweise auf eine politisch motivierte Tat, so der Oberstaatsanwalt.
       
       Die Sozialdemokratin Stalzer, die ihr Amt als Rathauschefin am 1. November
       antreten sollte, wurde am Dienstagmittag in ihrem Haus in Herdecke durch
       Messerstiche in den Brustbereich schwer verletzt. Nach erster
       intensivmedizinischer Versorgung war die 57-Jährige dann mit einem
       Rettungshubschrauber in eine Bochumer Klinik geflogen worden. Mittlerweile
       sei Stalzer aber nicht mehr in Lebensgefahr, sagte Polizeidirektorin Ursula
       Schönberg, die den Einsatz vor Ort geleitet hat.
       
       Befürchtungen, Stalzer könne wie etwa [2][Kölns noch amtierende
       Oberbürgermeisterin Henriette Reker] im Jahr 2015 Opfer des Attentats eines
       Rechtsextremisten geworden sein, bestätigten sich damit nicht. Als aktuell
       tatverdächtig gilt vielmehr die 17-jährige Adoptivtochter Stalzers, die am
       Dienstag zusammen mit ihrem 15-jährigen Bruder aus dem Privathaus der
       frisch gewählten Oberbürgermeisterin im Herdecker Stadtteil Herrentisch
       abgeführt worden war.
       
       Die 17-jährige Tochter habe am Dienstagmittag gegen 12.05 Uhr selbst die
       Rettungskräfte alarmiert, sagte Polizeidirektorin Schönberg. Gegenüber der
       Polizei erklärten die beiden Jugendlichen offenbar zunächst, mehrere Männer
       hätten die von den Grünen zur SPD gewechselte Politikerin vor ihrem Haus
       angegriffen und mit mehreren Messerstichen verletzt. Danach habe sich
       Stalzer, die laut ihrer eigenen Homepage fast ihr „ganzes Leben in Herdecke
       verbracht“ hat und dort als Fachanwältin für Arbeitsrecht arbeitete, in das
       Haus der Familie geschleppt.
       
       ## Stalzer hat die Tochter selbst belastet
       
       Allerdings machten schon die ersten Ermittlungen der Polizei klar: Von
       Fakten wird diese Geschichte nicht gedeckt. „Es gab keinerlei Spuren
       außerhalb, aber eine erhebliche Spurenlage im Kellerraum des Hauses“, sagte
       der Leiter der zunächst gebildeten Mordkommission, Kriminalhauptkommissar
       Jens Rautenberg.
       
       Dabei handelte es sich bei dem mutmaßlichen Messerangriff der
       Adoptivtochter nicht um die erste gewalttätige innerfamiliäre
       Auseinandersetzung: Offenbar hat es bereits im Sommer einen Polizeieinsatz
       im Haus von Stalzer gegeben. Auch damals soll die 17-Jährige die
       Sozialdemokratin, die sich am Ende der NRW-Kommunalwahlen am 28. September
       mit 52,2 Prozent gegen ihren CDU-Konkurrenten Fabian Haas durchgesetzt hat,
       mit einem Messer angegriffen haben.
       
       Stalzer selbst hatte die eigene Tochter bei einer ausführlichen Vernehmung
       im Krankenhaus am Dienstagabend belastet. Da die 17-Jährige während der Tat
       von der zunächst vermuteten Tötungsabsicht zurückgetreten sei und selbst
       den Rettungsdienst alarmiert hat, geht Oberstaatsanwalt Haldorn aber nicht
       mehr von einem Mordversuch, sondern vom Verdacht der gefährlichen
       Körperverletzung aus.
       
       Beide Jugendliche sollten deshalb noch am Mittwoch dem Jugendamt aus dem
       Polizeigewahrsam übergeben werden. Eine Unterbringung beim Vater und
       Ehemann Stalzers scheide aus, hieß es im Polizeipräsidium Hagen – auch
       dieser sei in der Vergangenheit bereits Ziel häuslicher Gewalt gewesen.
       
       8 Oct 2025
       
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