# taz.de -- Böses Internat: Gegenwart auf höchstem Niveau
       
       > In der Netflix-Serie „Wayward“ geht es um Erziehungshorror in einem
       > Milieu, das sich selbst für gut hält. Eigentliches Ereignis ist aber Mae
       > Martin.
       
 (IMG) Bild: Mae Martin als Alex Dempsey in „Wayward“
       
       Ist [1][„Wayward – Unberechenbar“] tatsächlich die beste Serie, die ich in
       diesem Jahr gesehen habe? Ah, nein – [2][„Slow Horses“] ist doch noch ein
       Ticken lustiger. Ist „Wayward“ die aufwühlendste Serie? Unbedingt! Das
       liegt erst in dritter Linie an der herausragenden Besetzung mit [3][Mae
       Martin], Toni Colette, Sarah Gadon und Alyvia Alyn Lind, um nur die Spitzen
       zu nennen.
       
       Es liegt erst in zweiter Linie an Setting und Plot. Dass nämlich mitten in
       der sich aus dem Kreis der Demokratien verabschiedenden Trump-USA ein ganz
       anderes – oder eben doch nicht? – Milieu in den Blick genommen wird: eine
       Kleinstadt im liberalen Vermont, wo Diversität noch als Wert gilt und alle
       solidarisch aufeinander achten; und dass schon in der ersten Folge, die
       sonst bei Serien etwas mühsam daherkommt, weil so viele Charaktere
       eingeführt und Handlungslinien gezogen werden müssen, handwerklich höchst
       geschickt gemacht und spannend das Unheil seinen Lauf nimmt.
       
       Das Geschehen um das toxische Hippie-Pädagogik praktizierende Internat
       „Tall Pines Academy“ ist hart und an den Bildschirm bindend. Und doch ist
       entscheidend für meine Faszination nicht die Tatsache, wie hier etwas
       dargestellt wird, sondern was verkörpert ist, konkret: wie Mae Martin sich
       selbst verkörpert.
       
       Denn was heißt es denn, wenn von Mae Martin als „nicht binäre kanadische
       Person, die in Comedy und Schauspiel tätig ist“, die Rede ist, wie es auf
       Wikipedia heißt?
       
       ## Immer noch keine Bartstoppeln
       
       Das bleibt für Leute für mich, die bislang wenig Umgang mit nicht binären
       Personen haben, abstrakt; in „Wayward“ aber wird diese Abstraktheit nach
       wenigen Minuten zur gesellschaftlichen Tatsache, insbesondere in der
       Paarbeziehung von Alex Dempsey (Mae Martin) mit Laura Redman (Sarah Gadon),
       wo immer wieder beiläufig von den noch nicht wachsenden Barstoppeln die
       Rede ist oder ein Piepser an die nächste Testosterongabe erinnert.
       
       Unsere Gegenwart auf höchstem Niveau erzählt – gibt es tatsächlich nicht so
       oft.
       
       3 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.netflix.com/de/title/81236299
 (DIR) [2] /Serie-Slow-Horses-bei-Apple-TV/!6032590
 (DIR) [3] /Comedian-Mae-Martin-ueber-Netflix-Serie/!5689523
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
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