# taz.de -- In Tunesien: Angriff auf Gaza-Flottile?
       
       > Auf einem Boot der Gaza-Flottile bricht Feuer aus. Die Aktivisten
       > sprechen von einem Drohenangriff. Videos zeigen den Feuerschweif eines
       > Geschosses.
       
 (IMG) Bild: Bild einer Überwachungskamera zeigt angeblich Feuer an Bord eines Schiffs der Gaza-Flottile
       
       Tunis taz | Seit dem frühen Dienstagmorgen liegen über 50 Schiffe aus
       Dutzenden Ländern im Hafen von Sidi Bousaid, einem Vorort von Tunis. Sie
       sind Teil der Aktivistengruppe „Global Sumud Flotilla“. Mit dem bisher
       größten Solidaritätskonvoi für Gaza protestieren sie gegen israelische
       Kriegsverbrechen und fordern ein Ende der Blockade von Gaza. In der Nacht
       auf Dienstag soll nun eines der ankernden Boot angegriffen worden sein,
       behaupten die Aktivisten.
       
       Der Friedensaktivist Miguel Duerte hielt auf dem sogenannten
       „Familienschiff“ Wache, als er eine Drohne bemerkte, die vier bis fünf
       Meter über ihm schwebte. „Zunächst hörte ich das laute Summen, dann sahen
       meine Kollegen und ich, wie sie zum Heck des Schiffes flog, kurz in der
       Luft stehen blieb und eine Bombe abwarf“, berichtete der Portugiese am
       Dienstagmorgen auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz vor dem
       berühmten „Théâtre Municipal“ im Zentrum von Tunis. Dutzende Journalisten
       und Hunderte Pro-Palästina-Anhänger hatten sich dort versammelt. Der
       Angriff löste in Tunesien binnen Stunden eine Welle der Empörung aus.
       
       „Es gelang uns das ausgebrochene Feuer schnell zu löschen“, berichtet
       Duerte, der sich zur Zeit des Angriffs mit fünf Mitstreiter:innen an
       Bord des unter portugiesischer Flagge fahrenden Schiffs befand. Aufnahmen
       von fest installierten Überwachungskameras von in der Nähe liegender Boote
       zeigen den Feuerschweif eines Geschosses und die von Duerte beschriebene
       Explosion. Das Innenministerium in Tunis zeigte sich zunächst
       zurückhaltend. Man habe keine Drohne wahrgenommen, hieß es in einer
       Erklärung am frühen Morgen. Die Explosion sei nach ersten Augenschein vom
       Schiff ausgegangen. Es würde aber weiter ermittellt.
       
       Der Tunesier Wael Naouar hatte bereits im Frühjahr einen Fahrzeugkonvoi
       nach Gaza organisiert, den ostlibysche Behörden stoppten. Nun gehört er,
       wie über 140 weitere Tunesier, zu den Mitinitiatoren des Sumud-Konvois. „Im
       Hafen von Sidi Bousaid wurde die Souveränität unseres Landes verletzt. Das
       muss vollständig aufgeklärt werden“, forderte Naouar auf einer
       Pressekonferenz.
       
       ## Aktivisten wollen trotzdem weiter nach Gaza
       
       Thiago Avila, einer der Köpfe der „Friedens-Flotilla“, erklärte vor
       jubelnder Menge am Theater, man lasse sich vom Angriff auf das
       Führungsschiff der Sumud-Flotte nicht einschüchtern. „Dies ist das 38.
       Schiff, das während der 17-jährigen Blockade des Gaza-Streifens angegriffen
       wurde – nur, weil es Teil einer humanitären und friedlichen Mission ist“,
       sagte Avila.
       
       Trotz der Explosion wollen am Mittwoch über 60 Schiffe in Richtung Gaza
       aufbrechen. An Bord ist auch [1][die Umweltaktivistin Greta Thunberg], die
       im Hafen des malerischen Sidi Bousaid unter großem Beifall empfangen wurde.
       
       In den vergangenen Tagen hatte sie mit Aktivisten aus 44 Ländern an einem
       Training zum Umgang mit extremer Gewalt teilgenommen. Die Besatzungen
       rechnen damit, noch vor Erreichen der Hoheitsgewässer des Gaza-Streifens
       von israelischen Spezialkommandos angegriffen zu werden.
       
       [2][Israels Sicherheitsminister Ben Gvir] hatte angekündigt, die Teilnehmer
       der „Global Sumud-Flotilla“ wie Terroristen zu behandeln. „Sumud“ bedeutet
       im Arabischen „Beharrlichkeit“. Greta Thunberg hatte bereits im Juni
       versucht, mit einer Jacht die Blockade Gazas zu durchbrechen, [3][wurde
       jedoch zusammen mit ihren Mitstreitern von israelischen Kommandos
       festgenommen und ausgewiesen.]
       
       9 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Palaestina-Solidaritaet/!6088380
 (DIR) [2] /Israels-rechter-Minister-Ben-Gvir-provoziert-auf-dem-Tempelberg/!6101760/
 (DIR) [3] /Palaestina-Hilfsschiff-vor-Gaza-gestoppt/!6093348
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mirco Keilberth
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Greta Thunberg
 (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
 (DIR) GNS
 (DIR) Tunesien
 (DIR) Gaza
 (DIR) Schiff
 (DIR) Italien
 (DIR) Israel
 (DIR) Israel
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Gaza-Solidarität in Italien: Proteststurm gegen Israels Stoppen der Gaza-Hilfsflotte
       
       In Italien ist die Unterstützung der Global Sumud Flotilla besonders groß.
       Das reicht zum Ärger von Ministerpräsidentin Meloni bis in rechte Kreise.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Gaza-Hilfsflotte meldet erneut Drohnenangriff
       
       Die Gaza-Flottilla hat erneut einen Drohnenangriff auf eines ihrer Boote
       gemeldet. Das israelische Militär hat Ziele im Jemen angegriffen.
       
 (DIR) Gaza-Stadt: Israel ruft zur Flucht auf
       
       Das Militär erklärt die komplette Stadt zur Evakuierungszone. Unterdessen
       reklamiert Hamas-Flügel das Attentat am Montag in Jerusalem für sich.
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Mitglied katarischer Sicherheitskräfte bei Angriff getötet
       
       Das israelische Militär hat einen Angriff auf die Führungsspitze der Hamas
       bestätigt. Die Terrororganisation reklamiert den Anschlag in Jerusalem für
       sich.
       
 (DIR) Krieg in Nahost: Zwischen Diplomatie und Terror
       
       US-Präsident Trump drängt auf ein Ende des Krieges im Gazastreifen – doch
       die Hürden sind groß. Derweil sterben bei einem Anschlag in Jerusalem sechs
       Israelis.