# taz.de -- Neue Musik aus Berlin: Raunen im Nebel
       
       > Mit Gesang, Klarinette und allerlei umgewidmeten Dingen bereichern Yan
       > Jun und Kai Fagaschinski die improvisierte Musik Berlins. Live am 1.
       > Oktober.
       
 (IMG) Bild: Ob Luft oder Regenschirm: Yan Jun und Kai Fagaschinski wissen, wie man improvisiert
       
       Ein Plädoyer für den Regenschirm als Musikinstrument! Tatsächlich findet er
       sich im Besteckkasten des Klarinettisten Kai Fagaschinski und des Sängers
       Yan Jun gleich in der Mehrzahl und neben Hausschuhen, Außenaufnahmen und
       unbenannten weiteren zur Klangerzeugung umgewidmeten Dingen. Der Albumtitel
       „Graveyard Processions“ lässt an Gotisches oder Schwermetallisches denken,
       zumal Fagaschinski ein T-Shirt der Doom-Dampfwalzer Saint Vitus trägt.
       
       Die eigenständige Musik aus Improvisation und Komposition, die das Duo
       stattdessen auf zwei epischen Stücken und zwei zwischengeschalteten
       Vignetten spielt, hat etwas nicht minder Dunkles, Rituelles an sich:
       Murmelnder, raunender Gesang, eine Klarinette als Nebelhorn, dabei genau
       gesetzte windschiefe Geräusche, geschlagenes Metall, knarrendes Holz.
       
       Der Autodidakt Kai Fagaschinski hat mit Bands wie den zwischen Song und
       Experiment operierenden The Magic I.D., [1][dem Splitter Orchester] und an
       Orten wie dem Raumschiff Zitrone in Prenzlauer Berg einiges für die
       improvisierte Musik in Berlin geleistet. Yan Jun aus Peking hat ohne Plazet
       einer Institution oder Urkunde als Musikkritiker begonnen, dann ein
       Plattenlabel gegründet und erst danach selber zu musizieren angefangen.
       
       Zwei Städtebewohner also, deren Klangbilder zutiefst ländlich wirken, und
       diese Landschaft darf man sich trotz des Vogelgezwitschers als karg, aber
       von stiller Schönheit denken: Gedämpfte Schritte verlaufen sich, das letzte
       Lied gehört den Insekten.
       
       30 Sep 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Robert Mießner
       
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