# taz.de -- Video Assistant Referee: Ein ganzes Leben für das Regelwerk
       
       > Er ist viel mehr als nur ein Keller. Denn hinter dem VAR-Keller steckt
       > eine geheime DFB-Operation gegen das ständige Gemecker von Fans und
       > Trainer.
       
 (IMG) Bild: Fehlpfiff? Schiedsrichter Florian Lechner im Kontakt mit dem VAR-Keller
       
       Doch, das war ein guter Spieltagssamstag für den VAR-Keller gewesen, fanden
       jedenfalls die [1][Video-Schiris]. Der Schiedsrichter des Spiels Hoffenheim
       – Bayern hatte ein klares Foulspiel übersehen, erst die Korrektur durch VAR
       führte zum Elfmeter.
       
       Der Ausdruck Keller war als bewusstes Understatement eingeführt worden,
       obgleich tatsächlich fensterlos hatte das Regelwächter-Domizil nichts von
       einem Verlies. Vielmehr ähnelte es einem Luxusressort mit Einzelsuiten,
       Fitness- und Fernsehräumen und einer von einem Spitzenkoch geführten
       Kantine, die jeden Wunsch inklusive Bratwurst wie auf Schalke erfüllte.
       
       Denn, was die Öffentlichkeit nicht ahnte, war, dass die Videoschiedsrichter
       mitnichten nach Abpfiff nach Hause gingen, sondern dort lebten.
       
       Im Rahmen einer Geheimoperation hatte der DFB neue Konzepte zum Thema „Wie
       können wir die verdammten Fehlentscheidungen und das ständige Gemecker von
       Fans und Trainern minimieren?“ gesammelt und in beiläufigen
       Einzelgesprächen mit Schiedsrichtern die Idee „Sperren wir halt welche in
       einen Keller ein“ geprüft.
       
       Schnell stellte sich heraus: Es gab eine Menge Regelkundiger, die bereit
       waren, ihr Leben im von Fußball-Ignoranten und Hobby-Schiris nur so
       wimmelnden Draußen gegen einen Ort einzutauschen, an dem man unter sich
       war. Und sich auf die knallharten Regeln einzulassen, die auch darin
       bestanden, dass man bis ans Lebensende über den Keller schweigen musste.
       
       ## Was tun nach dem Keller-Leben?
       
       Einfach so aus dem Keller herauszuspazieren, wenn man genug hatte, ging
       nicht. Nur am Saisonende gab es die Chance, freizukommen. Dann wurde
       mittels eines komplizierten Punktesystems analysiert, wie sich die nichts
       von den VAR-Bedingungen ahnenden Trainer und Experten während der Spielzeit
       über Schirileistungen und Kellerentscheidungen geäußert hatten.
       Minuspunkte brachten [2][Wutausbrüche und das Verhauen von Eckfahnen,]
       Pluspunkte gab es dagegen für lobende Worte.
       
       Die Eingesperrten führten zwar penible Strichlisten, aber die
       Saisonauswertung führte immer wieder zu Überraschungen. Dafür war nämlich
       die KI zuständig, die ursprünglich dazu programmiert war,
       Abseitssituationen zu erkennen, mittlerweile aber auch Trainer-Launen
       analysieren konnte, wenn ihr danach war.
       
       Was aus denen wurde, die den Keller verlassen durften, wusste niemand,
       obwohl die individuellen Wünsche für ein etwaiges Leben danach immer wieder
       Gesprächsstoff gewesen waren. Sie reichten von „Irgendwo hinziehen, wo kein
       Fußball gespielt wird“ bis zu „Vom vielen Geld einen eigenen Verein
       gründen“. Gerüchteweise machten die meisten aber Fußballkneipen mit Namen
       wie „Zum Abseits“ oder „Drei Ecken, ein Elfer“ auf, wo sie Spieltag für
       Spieltag Strichlisten über die Schiri-Entscheidungen führten.
       
       21 Sep 2025
       
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 (DIR) Elke Wittich
       
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