# taz.de -- Asylbewerber in Großbritannien: Sie dürfen vorerst bleiben
       
       > Ein Hotel mit 138 Asylbewerbern im britischen Epping in der Nähe von
       > London wird vorerst nicht geräumt. Doch der Rechtsstreit geht weiter.
       
 (IMG) Bild: „Verlasst mein Land!“ Protest gegen Asylbewerber am Freitag vor dem Hochgericht in London
       
       London taz | 138 männliche Asylbewerber, die in einem Hotel in Epping nahe
       der britischen Hauptstadt London untergebracht sind, dürfen vorerst
       bleiben. So lautet ein Urteil von drei Richtern des englischen Hochgerichts
       (Appeal Court of the High Court of Justice) vom Freitagnachmittag. Zuvor
       hatten das britische Innenministerium sowie die Besitzer des Bell Hotels in
       Epping gegen eine erstinstanzliche Entscheidung Berufung eingelegt, die
       zugunsten der Kommunalregierung von Epping Forest ausgegangen war.
       
       Laut dieser Entscheidung [1][hätte das Hotel bis zum 12. September geräumt
       werden sollen]. Zu dem Rechtsstreit war es überhaupt erst gekommen, weil
       ein im Hotel untergebrachter Mann aus Äthiopien wegen mehrerer
       Sexualdelikte an einer Minderjährigen angeklagt worden war. Dieser Fall
       hatte nicht nur vor dem Bell Hotel, sondern landesweit Proteste ausgelöst.
       Insgesamt werden drei der 138 Asylbewerber Straftaten zur Last gelegt.
       
       In der Urteilsbegründung vom Freitag heißt es, dass der erstinstanzlich
       zuständige Richter die Ängste der Anwohner*innen zu Recht als Faktor
       berücksichtigt habe. Doch das sei nicht der entscheidende Grund gewesen, um
       das Hotel räumen zu lassen. Vielmehr habe das Hotel es angeblich
       unterlassen, einen Antrag auf eine Nutzungsänderung bei der Kommunalbehörde
       einzureichen.
       
       Diese habe jahrelang nicht reagiert, sondern sei erst im August und damit
       nach dem Beginn der Proteste im Juli tätig geworden. Jedoch habe die
       Behörde ihre Klage eingereicht, ohne die Hotelbesitzer rechtzeitig zu
       informieren.
       
       ## Nationale Angelegenheit
       
       Kritisiert wurde, dass der Richter der ersten Instanz dem Innenministerium
       keine Gelegenheit gegeben habe, sich bei der Anhörung zu äußern. Die
       Unterbringung von Flüchtlingen sei eine nationale Angelegenheit, da der
       Staat laut Flüchtlingskonvention dazu verpflichtet sei.
       
       Die Räumungsanordnung sei problematisch, da sie andere Kommunalregierungen
       zu einem ähnlichen Vorgehen sowie Aktivisten zu migrantenfeindlichen
       Protesten ermuntern könnten. Da das Hauptverfahren jedoch erst zwischen
       September und Oktober beginne, sei es nicht vertretbar, für die
       Asylbewerber eine andere Unterkunft zu suchen, hieß es im Urteil.
       
       Die Hotelbesitzer zeigten sich nach der Gerichtsentscheidung vom Freitag
       erleichtert. Sie forderten, dass das Hotel nun in Ruhe gelassen werde. Dem
       leitendem Kommunalrat von Epping Forest, Chris Whitbread hingegen war seine
       Verärgerung anzusehen. Epping werde sich von der Klage im Oktober nicht
       abhalten lassen, sagte er.
       
       Bereits kurz nach dem Urteil meldete sich der Chef der rechtspopulistischen
       Partei Reform UK Nigel Farage auf X zu Wort. Unter Premierminister Keir
       Starmer hätten illegale Einwanderer mehr Rechte als Briten. Die
       konservative Parteivorsitzende Kemi Badenoch forderte, dass
       Kommunalbehörden trotzdem weiter gegen die Unterbringung von Asylbewerbern
       in Hotels klagen sollten.
       
       29 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gerichtsentscheid-in-Grossbritannien/!6108378
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Asylsuchende
 (DIR) Justiz
 (DIR) Großbritannien
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Großbritannien
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) Messerangriff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Flüchtlingspolitik in Großbritannien: Ende einer Odyssee für einen Äthiopier
       
       Ein wegen Sexualvergehen inhaftierter Flüchtling kommt beim Abschieben frei
       und irrt tagelang durch London. Sein Fall hatte Großproteste ausgelöst.
       
 (DIR) Kontroverses Urteil in Großbritannien: Bootsflüchtling ist jetzt verurteilter Sexualstraftäter
       
       Ein britisches Gericht verurteilt einen äthiopischen Bootsflüchtling, der
       in Epping Mädchen belästigte. Sein Fall hatte rechte Proteste genährt.
       
 (DIR) Rechte Proteste in Großbritannien: Keine Hotels für Asylsuchende
       
       Erneut organisiert die britische Rechte landesweite Proteste. Gefordert
       wird die Schließung von Hotels, in denen Geflüchtete auf Staatskosten
       leben.
       
 (DIR) Gerichtsentscheid in Großbritannien: Flüchtlingshotel wird geräumt
       
       Nach wochenlangen Proteste, teilweise von Rechtsextremen angeheizt,
       entscheidet ein Gericht: Ein von Flüchtlingen bewohntes Hotel in Epping
       muss geräumt werden.
       
 (DIR) Ein Jahr Messerangriff in Southport: Menschen vorm Hotel
       
       In Großbritannien gibt es wieder eine rechte Protestwelle.
       Gegendemonstrationen in Epping bei London machen jedoch Hoffnung.