# taz.de -- Frauenfußball-EM: Zu flügellastig, zu wenig flexibel
       
       > Das deutsche Team ist im Halbfinale ausgeschieden. Die selbst ernannten
       > Titelkandidatinnen spielten oft wie ein Underdog.
       
 (IMG) Bild: Verloren und traurig: Nach dem Spiel gegen Spanien umarmen sich die Spielerinnen Klara Bühl und Selina Cerci
       
       Am Ende haben sie vielleicht selbst geglaubt, dass Mentalität, Zweikampf
       und Aufopferung allein es schon richten werden bei dieser EM. Gegen [1][die
       spielstarken Spanierinnen] hat sich das DFB-Team im Halbfinale über alle
       Maßen eingeigelt – und ist verdient in der Verlängerung ausgeschieden. Seit
       der Abwehrschlacht gegen Frankreich ging der öffentliche Diskurs in
       Deutschland penetrant um vermeintliche deutsche Kampftugenden. Das ist
       sowohl [2][Ausweis des Zeitgeists] als auch der spielerischen Mängel, an
       denen die Elf im Turnier litt.
       
       Viel zu flügellastig war der Spielaufbau, viel zu wenig variabel die
       Offensive, gerade das Zentrum oft kaum eingebunden. Taktisch ist man in
       einem Fußball von vor zehn Jahren stecken geblieben. Also galt:
       Verteidigen, was das Zeug hält. Schön war das selten. Die selbst ernannten
       Titelkandidatinnen spielten oft wie ein Underdog. Gegen Spanien hätte es
       trotzdem wieder gut gehen können. Ein Glück, dass sich die Künstlerinnen
       durchgesetzt haben.
       
       Es ergibt sich nach dem [3][Halbfinal-Aus] eine merkwürdige Dissonanz
       zwischen der tatsächlichen Qualität des DFB-Teams und der Wahrnehmung. Denn
       viele Fans in Deutschland hat gerade diese Spielweise begeistert. In
       Deutschland gelten Tacklings und Flanke-Kopfball-Tor-Fußball seit je her
       mehr als ein kluger Pass in die Tiefe. Und traditionell werden Turniere vom
       Ergebnis her analysiert. Da war die DFB-Elf ein paar Minuten vom Finale
       entfernt.
       
       Es ist gut für den Fußball der Frauen, dass die Welle der Begeisterung
       rollt. Das leidenschaftliche Kollektiv hat es sich verdient. Schlecht ist
       diese Schönfärberei für die sportliche Aufarbeitung. Das Halbfinal-Aus war
       kein Pech, sondern eher ein etwas zu gutes Resultat. Die Deutschen müssten
       vor allem dringend ihren taktischen Rückstand im Offensivspiel angehen.
       
       Auch eine Spielidee war kaum erkennbar. Doch Trainer Wück und seine
       Spielerinnen hoben vor allem ihren Stolz und eigenes Pech hervor. Kanzler
       Merz schrieb ranschmeißerisch bei Instagram: „Bis zuletzt stark gekämpft,
       am Ende hat es leider doch nicht gereicht“. Unfreiwillig ziemlich gut auf
       den Punkt.
       
       24 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Fussball-EM-2025/!6097855
 (DIR) [2] /Neue-Fantypus-bei-der-EM-/!6101237
 (DIR) [3] /DFB-Team-vor-dem-EM-Halbfinale/!6101251
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
 (DIR) DFB Team Frauen
 (DIR) Deutscher Fußballbund (DFB)
 (DIR) Fußball
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) Kolumne Starke Gefühle
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
 (DIR) Fußball-EM der Frauen 2025
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Erstaunliche Frauenfußballwoche: Zwischen Euphorie und Depression
       
       Im deutschen Fußball der Frauen kann es derzeit ganz schnell finster
       werden, genauso schnell wird es aber wieder hell. Es sind bemerkenswerte
       Tage.
       
 (DIR) Ob Männer- oder Frauenfußball: Deutscher Nationalstolz ist immer gefährlich
       
       Der Schwarz-Rot-Gold-Ekel wich während der Fußball-EM der Frauen einem
       koketten Patriotismus. Das ist nicht Fortschritt, sondern Regression.
       
 (DIR) Deutsche EM-Bilanz: Zehnkampf, wenig Spiel, ein Wolle-Orakel
       
       Der Auftritt der deutschen Fußballerinnen hat besondere Momente für die
       Ewigkeit hinterlassen. Manche aber sollte man lieber schnellstens
       vergessen.
       
 (DIR) Nach dem Halbfinal-Aus der Deutschen: Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit
       
       Das Scheitern der DFB-Elf liegt nicht nur an der spanischen Spielkunst. Die
       Deutschen waren während des ganzen Turniers schlicht zu ideenlos.
       
 (DIR) Halbfinale der Fußball-EM: Furiose letzte Reserve
       
       Das englische Team zeigt gegen starke Italienerinnen wieder
       Last-Minute-Qualitäten. Michelle Agyemang wird eingewechselt und vollendet
       den Matchplan.
       
 (DIR) Emanzipation im Sport: Wie feministisch ist der Frauenfußball?
       
       Frauenfußball ist mittlerweile beliebt, vermarktbar und sexy. Kann etwas,
       das so sehr Ware ist, Feminismus sein?
       
 (DIR) Frauenfußball-EM: Können oder wollen sie nicht?
       
       Es ist Frauenfußball-EM und das deutsche Team steht unerwartet im
       Halbfinale. Denn das Spiel der Deutschen sieht oft aus, als sei es 2010
       eingefroren.