# taz.de -- Israelische Angriffe im Südlibanon: Ein Waffenstillstand, der keiner ist
       
       > Das israelische Militär hat am Mittwochabend Gebiete im Süden Libanons
       > bombardiert. Die Diskussionen zur Entwaffnung der Hisbollah gehen noch
       > weiter.
       
 (IMG) Bild: Bei einem Angriff auf den Stadtteil Deir Sayran in Nabatieh, Libanon, wurde am 6. August 2025 eine Person getötet
       
       Beirut taz | Das israelische Militär hat am Mittwochabend insgesamt 19 Orte
       in Südlibanon angegriffen. Mehrere Dörfer wurden bombardiert, besonders
       schwer betroffen war Deir Siryan im Bezirk Marjayoun. Dabei starb ein
       syrischer Mann, zwei weitere Menschen wurden verwundet, so das
       Gesundheitsministerium. Laut lokalen Medien wurde das Dorf einige Zeit
       ununterbrochen bombardiert, sodass Sanitäter die Orte nicht erreichen
       konnten.
       
       Das israelische Militär behauptete, Waffenlager und Raketenabschussrampen
       beschossen zu haben. Am Dienstag wurde ein elfjähriges Kind durch einen
       israelischen Drohnenangriff getötet und dessen Vater verletzt, berichtet
       die libanesische Tageszeitung L’Orient-Le Jour. Die beiden seien in der
       Garage ihres Hauses in Touline im Bezirk Marjayoun gewesen. Die staatliche
       Nachrichtenagentur NNA berichtet von israelischen Aufklärungsdrohnen, die
       über südlibanesischen Dörfern fliegen. Eigentlich gilt seit Ende November
       ein Waffenstillstandsabkommen. Doch das israelische Militär greift nahezu
       täglich im Libanon an, darunter viermal in Beirut. Israelische Angriffe
       töteten mindestens 291 Menschen, zählt L’Orient-Le Jour. Die Hisbollah hat
       seitdem keine Rakete auf Israel abgeschossen.
       
       Am Mittag kommt das libanesische Kabinett erneut zusammen, um über die
       [1][Entwaffnung der Hisbollah] zu entscheiden. Am Dienstag hatten die
       Minister*innen bereits mehrere Stunden beratschlagt. Danach verkündete
       Ministerpräsident Nawaf Salam, die Armee solle einen Plan zur Entwaffnung
       ausarbeiten.
       
       Bis zum Jahresende sollen alle Waffen im Land unter staatlicher Kontrolle
       gestellt werden. Sie behandeln die Entscheidung so, „als ob sie nicht
       existiert“, antworteten die Hisbollah am Mittwoch. Die Partei droht damit,
       ihre Minister*innen aus der Regierung zu nehmen, das könnte eine
       Regierungskrise auslösen. Die libanesische Führung sagt, ihr Ziel sei, alle
       Waffen in die Hände des Staates zu legen. Die Hisbollah kooperiere im
       Süden, betont Präsident Joseph Aoun.
       
       ## USA haben keine klare Strategie
       
       Doch den USA geht es nicht schnell genug. US-Gesandter Tom Barrack erhöht
       den Druck und droht, diplomatische Kanäle zu schließen. Am Mittwoch
       versuchte er es mit Zuckerbrot: Die Golfstaaten seien bereit, Gelder für
       Wiederaufbau und Arbeitsplätze in Aussicht zu stellen, sollte die Hisbollah
       bis Ende des Jahres entwaffnet werden. Die USA sollten zuerst dafür sorgen,
       dass Israel seine Angriffe einstelle, forderte der Parlamentssprecher Nabih
       Berri, ein Verbündeter der Hisbollah. Noch immer besetzt Israel fünf
       Standorte in Südlibanon.
       
       In arabischen Medien warnen mit der Angelegenheit vertraute Quellen davor,
       dass Israel seine Angriffe zu einem vollumfänglichen Krieg ausweitet. Die
       Hisbollah wiederum droht damit, sich mit aller Kraft gegen eine
       Entscheidung zu stellen. Unter Druck der USA wird die Regierung zu einer
       Entscheidung gezwungen: ein Krieg gegen Israel oder ein Krieg im eigenen
       Land, gegen die Hisbollah?
       
       Die libanesische Regierung kam nach dem offiziellen Ende des Krieges ins
       Amt. Die USA, Frankreich und Saudi-Arabien hatten massiv Druck gemacht,
       damit die meisten Parlamentsblöcke die Wahl von [2][Präsident Joseph Aoun]
       unterstützen. Die Wahl von Regierungschef Nawaf Salam – zuvor Chef des
       Internationalen Gerichtshofs – folgte einige Tage danach. Die beiden wollen
       einen starken Staat aufbauen, ohne Korruption. Doch der Regierung gehen die
       Argumente aus, wenn Israel weiterhin das Abkommen über den Waffenstillstand
       verletzt.
       
       7 Aug 2025
       
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