# taz.de -- Umweltprobleme beim Hafenausbau: Giftiger Schlick im Meer versenkt
       
       > Der in der Nordsee verklappte Aushub für einen LNG-Terminal in
       > Brunsbüttel ist giftiger als er sein darf. Genau davor hatten
       > Umweltschützer gewarnt.
       
 (IMG) Bild: Wo gebuddelt wird, kommt Dreck hoch: Bauarbeiten für das schwimmende Flüssigerdgas-Terminal „Jetty“ im Elbhafen Brunsbüttel
       
       Hamburg taz | Wenn Hamburg Baggergut aus der Elbvertiefung in der Nordsee
       verklappen will, ist das ein Riesenthema. Der Stadtstaat ist auf die
       Zustimmung der Anrainer-Bundesländer angewiesen und muss sicherstellen,
       dass das ausgebaggerte Sediment nur wenig mehr Schadstoffe enthält als der
       Meeresboden, auf den es abgeladen werden soll.
       
       Jetzt hat sich herausgestellt, dass das Sediment, das beim Ausbau des
       Hafens im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel ausgehoben wird, stärker
       vergiftet ist als nach einem Übereinkommen der fünf Küstenbundesländer
       zulässig ist. Wie das Umweltministerium des Landes Schleswig-Holstein
       bestätigte, wurden verschiedene Richtwerte der „gemeinsamen
       Übergangsbestimmungen zum Umgang mit Baggergut in den Küstengewässern“
       (Gübak) überschritten – unklar ist allerdings, wie stark.
       
       „Die gesamte Chemie des Ostblocks liegt da im Untergrund“, befürchtet Ole
       Eggers, Geschäftsführer der Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND)
       Schleswig-Holstein. Die Elbe ist heute zwar so sauber, dass man darin baden
       kann. Bis zur Wende wurden jedoch reichlich Schadstoffe aus den wenig
       umweltfreundlichen Industriebetrieben des Ostblocks die Elbe hinab
       geschwemmt und im Sediment abgelagert. Wird gebuddelt, kommen sie wieder
       hoch.
       
       ## Hafenbecken muss ausgebaggert werden
       
       Im Brunsbütteler Hafen soll ein Anleger für die Entladung von
       Flüssiggas(LNG)-Tankern gebaut werden, wofür das Hafenbecken ausgebaggert
       werden muss. Getragen wird das Projekt von der „Elbehafen Energy Port &
       Logistics GmbH“ (EEPLG), einer Tochterfirma der „Brunsbüttel Ports GmbH“ im
       Auftrag der bundeseigenen „Deutsche Energy Terminal GmbH“ (DET).
       
       Der BUND und andere Umweltorganisationen hätten schon vor Beginn der
       Baggerei im Winter 2023 auf dieses möglicherweise giftige Erbe hingewiesen,
       sagt Eggers. Umso mehr ärgert er sich, dass anderthalb Jahre nach der
       Verklappung immer noch keine Probenergebnisse vorlägen. Dass es auch
       anderes gehe, zeigten die Verklappungen aus der Fahrrinnenunterhaltung der
       Elbe – ebenfalls bei der [1][Tonne E3 südöstlich von Helgoland]. Hier gebe
       es ein öffentlich einsehbares Monitoring, bei dem vor und nach der
       Verklappung Proben genommen und die Ergebnisse binnen drei Monaten
       veröffentlicht werden.
       
       ## Problem mit dem Daten
       
       Das vom grünen Minister Tobias Goldschmitdt geführte
       schleswig-holsteinische Umweltministerium verweist darauf, dass es sich um
       private Daten handele, die Landesbehörden nicht ohne Weiteres
       veröffentlichen dürften. Es sei jedoch ein Antrag nach dem
       [2][Informationszugangsgesetz] des Landes anhängig. „Aufgrund dessen
       erfolgt voraussichtlich im Laufe des Juli 2025 eine Veröffentlichung der
       Daten“, kündigt das Ministerium an.
       
       Eggers erinnert daran, dass er wegen der Daten dreimal nachgehakt habe –
       ohne Erfolg. „Es muss das Gefühl aufkommen, dass da was vertuscht werden
       soll“, sagt der BUND-Geschäftsführer.
       
       Nach Angaben des Umweltministeriums dürften 270.000 Tonnen trockenes
       Sediment aus dem neuen Anleger bei der Tonne E3 verklappt werden. Gut
       209.000 seien tatsächlich abgeladen worden, weitere Verklappungen nicht
       geplant. Die [3][Hamburger Hafenbehörde darf pro Jahr zwei Millionen
       Tonnen] Trockensubstanz ausschütten. Dieses Material sei aber grobkörnig
       und deshalb nicht so problematisch – im Gegensatz zu dem teils sehr feinen
       Material aus Brunsbüttel, sagt Eggers.
       
       Letzteres verdrifte, statt direkt abzusinken und könnte damit die Nordsee
       mit zusätzlichen Nährstoffen belasten, befürchtet Reinhard Knof, der
       Vorsitzende der [4][Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager]. Er fragt sich, ob
       das zu der „auffälligen [5][Algenblüte im Nationalpark Wattenmeer] im
       August 2024“ geführt haben könnte, „auch wenn kein direkter Zusammenhang
       nachgewiesen werden kann“.
       
       Das [6][Algenwachstum] wird auch durch die höhere Wassertemperatur aufgrund
       des Klimawandels begünstigt. Algen verrotten unter Verbrauch von
       Sauerstoff, der dann den Fischen und anderen Tieren fehlt.
       
       8 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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