# taz.de -- Zollstreit: Europa stellt Gegenpaket zu US-Zöllen scharf
       
       > Die EU-Staaten einigen sich auf Vergeltungsmaßnahmen. Gleichzeitig gibt
       > es positive Signale im Handelskonflikt.
       
 (IMG) Bild: Schlimme Sache für alle Harley-Fans in Europa: Wenn die Zoll-Verhandlungen der USA mit der EU scheitern, wird die Harley teurer
       
       Berlin taz | [1][Knickt Donald Trump doch noch ein?] Oder bewegt sich in
       dem vom US-Präsidenten angezettelten Zollstreit mit der EU alles in
       Richtung Eskalation? Am Donnerstag zeigte die EU-Kommission, was passieren
       würde, wenn Trump mit der Drohung Ernst macht, ab 7. August pauschal
       Strafzölle in Höhe von happigen 30 Prozent für Importe aus Europa
       abzukassieren. Dafür läuft Ende Juli eine von den Amerikanern gesetzte
       Frist ab.
       
       Damit Europa dann nicht blank dasteht, stellten die 27 EU-Staaten ein Paket
       mit Gegenmaßnahmen scharf. Alle außer Ungarn stimmten zu. Sie bestätigten
       damit Pläne der EU-Kommission, im Notfall Gegenzölle auf US-Produkte im
       Wert von 93 Milliarden Euro erheben zu können. Dabei geht es um Jeans,
       Motorräder und einige Stahl- und Aluminiumprodukte. Also vor allem Waren,
       die Trumps konservative Wählerschichten treffen sollen, etwa
       Mitarbeiter*innen von Harley-Davidson, dem Motorradhersteller aus
       Milwaukee.
       
       Damit bliebe die EU-Reaktion weniger umfangreich als die bereits
       angekündigten US-Aufschläge. Diese treffen nach Brüsseler Einschätzung
       europäische Waren im Wert von rund 370 Milliarden Euro. Zudem wäre der
       angekündigte US-Zollsatz von 30 Prozent voraussichtlich höher als die
       EU-Sätze. Die Kommission arbeitet deshalb auch bereits an einem möglichen
       Vorgehen gegen US-Dienstleister und Digitalkonzerne. Das fürchtet Trump,
       denn mit den Bossen von Meta, Amazon oder Google hat er sich gerade gut
       gestellt.
       
       Zugleich blieb die Kommission aber bei ihrer besänftigenden Strategie, die
       auch schon als zu sanft kritisiert worden war: „Unser Fokus liegt darauf,
       am Verhandlungstisch eine Lösung mit den USA zu finden, und wir glauben,
       dass ein solches Resultat in Reichweite ist“, sagte ein Sprecher.
       
       Noch am Dienstag hatte das ganz anders ausgesehen, die EU-Taktik schien
       schiefgegangen zu sein. Derzeit seien keine weiteren Gespräche zwischen
       Handelskommissar Maroš Šefčovič und seinen US-Kollegen angesetzt, nicht mal
       mehr Telefonate habe es gegeben, hieß es aus Brüssel.
       
       ## EU soll regelmäßig US-Waren kaufen
       
       Dann sagte Bundeskanzler [2][Friedrich Merz (CDU) am Mittwochabend vor
       einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron,] dass man über
       Handelspolitik reden werde, „zu der wir in diesen Minuten hören, dass es
       möglicherweise Entscheidungen geben könnte“. Auch von der anderen Seite des
       Atlantiks gab es positive Signale: Trump, der sonst gerne über die Europäer
       lästert, sagte plötzlich, es würden „ernsthafte Verhandlungen“ mit der EU
       geführt.
       
       Gleichzeitig stellte er geringere Zollsätze für die Europäer in Aussicht,
       „wenn sie zustimmen, die Union für US-Unternehmen zu öffnen“. Er fordert
       allerdings regelmäßig, dass die EU mehr US-Waren kauft, um das
       Bilanzdefizit auszugleichen. Außerdem betont er ständig, dass die
       EU-Vorschriften für Verbraucher-, Klima- und Datenschutz amerikanische
       Produkte benachteiligen.
       
       Die Verhandlungssituation sehe besser als zuvor aus, ließen EU-Diplomaten
       durchblicken. Beide Seiten bewegten sich auf einen Abschluss mit einem
       15-prozentigen Zollsatz auf EU-Waren zu. Mit Japan hatte es in dieser Woche
       ebenfalls eine Einigung auf 15 Prozent gegeben. Allerdings hatte Japan
       Zugeständnisse gemacht, zum Beispiel, 550 Milliarden Dollar in den
       Vereinigten Staaten zu investieren.
       
       Möglicherweise gebe es wie für Japan auch für Europa einen sogenannten
       asymmetrischen Abschluss, wenn auch die EU ihrerseits den Zollsatz für
       US-Importe teilweise auf null Prozent senken sollte, hieß es. Auch die
       Financial Times berichtete von einer Einigung auf 15 Prozent. Mehrere
       Produkte, etwa Flugzeuge, Alkohol und medizinische Geräte sollten davon
       jedoch befreit werden. Eine Bestätigung dafür gab es jedoch nicht. (mit
       Agenturen)
       
       24 Jul 2025
       
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