# taz.de -- Gerichtsentscheid über Satire: El Hotzo darf weiter schlechte Witze machen
       
       > Der Satiriker Sebastian Hotz hatte vor einem Jahr einen Witz über das
       > Attentat gegen Donald Trump gemacht. Ein Gericht entschied nun: Das war
       > erlaubt.
       
 (IMG) Bild: Sebastian Hotz gewinnt am 23. Juli vor Gericht
       
       Smoking, Vokuhila und Sonnenbrille: Mit dieser grotesken Fotomontage
       präsentiert sich der 29-jährige Sebastian Hotz – alias El Hotzo – auf
       seinem Instagram-Profil, das aktuell 1,2 Millionen Follower*innen
       zählt. Den Hinweis „satire haha“ in der Beschreibung seines X-Accounts
       bräuchte es eigentlich nicht, um zu verstehen: Das, was Hotz täglich
       mehrmals postet – nämlich zugespitzte, sarkastische Kommentare zu aktuellen
       Debatten und Alltagsbeobachtungen –, ist Satire.
       
       Trotzdem stand er am Mittwochmorgen vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten
       und musste sich [1][für einen Post] verantworten, in dem er vor einem Jahr
       das Attentat auf den damaligen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump
       mit dem „letzten Bus“ verglich: „leider knapp verpasst“. Das Gericht sprach
       ihn frei: Der Post sei eindeutig als Satire zu verstehen, wenn auch als
       geschmacklose.
       
       „Wenn schlechte Witze illegal wären, dann wären Richter*innen in
       Deutschland ganz schön überfordert“ – sagt Hotz in seiner Stellungnahme,
       für die er sich zu Beginn der Verhandlung mit gestrafften Schultern und in
       grauem Anzug gekleidet erhebt. Diese trockene Bemerkung, die so auch in
       einem Post von „El Hotzo“ hätte stehen können, lässt den Satiriker an
       diesem Morgen nicht weniger seriös wirken. Im Gegenteil. Und Hotz findet
       klare Worte: „Als Satiriker habe ich das Recht, dass nicht jeder Witz ein
       Volltreffer ist.“ Doch auch schlechte, ja sogar geschmacklose Witze müssten
       straffrei erzählt werden dürfen.
       
       Die Richterin stimmt ihm am Ende der einstündigen Verhandlung zu und
       ergänzt: „Man muss sich streiten können über gute und schlechte Meinungen.“
       
       Hotz hatte besagten Post damals kurz nach der Veröffentlichung wieder
       gelöscht. Nicht um damit einen möglichen Beweis zu vernichten, sondern weil
       er sich „einen schönen Sommertag“ nicht wegen eines blöden Witzes vermiesen
       lassen wollte. So zumindest rechtfertigt er sich vor Gericht. Der Sommertag
       wurde dann wohl doch nicht so schön – schnell wurden Screenshots von dem
       Post geteilt, später knapp 50 Anzeigen gestellt. Der damalige
       Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) kommentierte, die
       öffentliche Billigung von Straftaten sei strafbar und die
       Staatsanwaltschaft solle sich einschalten.
       
       Auch X-Eigentümer Elon Musk fragte den damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz
       (SPD) in einem Kommentar: „Was ist das?“, und empörte sich darüber, wie die
       deutsche Regierung jemanden finanzieren könne, der dem US-Präsidenten den
       Tod wünschen würde. Der RBB knickte daraufhin tatsächlich ein und beendete
       die Zusammenarbeit mit Hotz [2][für die von ihm moderierte Radiosendung
       „Theoretisch cool“.]
       
       Sein Comeback Ende letzten Jahres hätte dafür nicht weniger El-Hotzo-like
       sein können: Gemeinsam mit Jan Böhmermann ging er auf [3][„Vergebungsreise“
       durch die USA,] um sich bei Trump, Musk und den Bürger*innen zu
       entschuldigen. Dafür ließ er sich sogar ein Tattoo auf den Oberschenkel
       stechen: „I’m Sorry Mr President“, ergänzte es allerdings später um ein
       „not“. Ausgestrahlt wurde die 40-minütige Satire-Mockumentary auf RTL+.
       
       Ob man El Hotzo lustig findet oder nicht, ist Geschmackssache – viele
       Menschen in Deutschland tun es jedenfalls. Das zeigte auch der bis auf den
       letzten Platz gefüllte Gerichtssaal. Zuvor hatte Hotz auf seinem X-Account
       seine Follower*innen gebeten, zum Prozess zu kommen.
       
       Kurz nach der Verhandlung postet er in seiner Instagram-Story ein
       verpixeltes Stock-Foto von einer Person, die ihre Handschellen aufbricht.
       Das Signal: El Hotzo ist frei und darf weiter Witze machen.
       
       23 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Kulturkampf-um-El-Hotzo/!6021096
 (DIR) [2] https://kress.de/news/beitrag/147709-rbb-beendet-zusammenarbeit-mit-sebastian-hotz-auch-ard-kultur-distanziert-sich.html
 (DIR) [3] /Mockumentary-Im-sorry-Mr-President/!6044379
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emilia Papadakis
       
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