# taz.de -- Zukunft der linken Tageszeitung taz: Zum Optimismus verpflichtet
       
       > Am 17.10.2025 stellt die taz das Drucken an Werktagen ein, auch um weiter
       > am Wochenende drucken zu können. Wird das wirtschaftlich gutgehen? Die
       > taz-Geschäftsführung sieht die Sache zuversichtlich.
       
 (IMG) Bild: Kritische Berufsoptimisten: die taz-Geschäftsführer:innen Aline Lüllmann und Andreas Marggraf
       
       [1][Aus der taz] | Wenn Produktion und Vertrieb auf dem alten Weg nicht
       mehr zu finanzieren sind, braucht es neue Ideen für die Zeitung. Das wissen
       wir als Geschäftsführung der taz seit Langem. Diese aber werden nicht
       einfach ersonnen und direkt umgesetzt. Es braucht eine lange Zeit der
       Planung, des Abwägens, des Vorbereitens.
       
       Ganz viel davon passiert im Kopf. Können wir uns überhaupt vorstellen, ein
       anderes Produkt als eine gedruckte Zeitung zu machen? Wer sind wir dann –
       als taz? Was verändert sich an Arbeitsweise und Selbstwahrnehmung, wenn die
       werktägliche Zeitung digital wird, während die wochentaz weiterhin gedruckt
       und digital erscheint?
       
       ## „Wir mussten die Einsicht gewinnen, dass wir in der Medienkrise keine
       andere Wahl hatten und haben“
       
       Den Veränderungsschmerz konnten wir anfangs gut beobachten – bei
       Kolleg*innen wie bei Leser*innen. Auch uns wird die gedruckte
       Tageszeitung fehlen: das Papierrascheln, die Kaffeeflecken auf der Zeitung
       und die auf dem Küchentisch ausgebreiteten Seiten.
       
       Als Geschäftsführung haben wir von Anfang an die Chancen betont, manchmal
       sogar, obwohl wir selbst eher von Hoffnung als von Datengrundlagen
       getrieben waren. Auf unsere Sicht der medienökonomische Lage kommt es als
       Geschäftsführung in diesem Veränderungsprozess aber nicht so sehr an.
       
       ## Zukunft planen ohne Vorbilder
       
       Was zählt, ist, dass unsere Mitverlegenden – die Genoss*innen –, die
       Lesenden und die Redaktion der taz diese Schritte für plausibel halten.
       Wir mussten die Einsicht gewinnen, dass wir in der Medienkrise keine andere
       Wahl hatten und haben – und für diese ökonomischen und vertrieblichen
       Umstände Antworten zu finden hatten.
       
       Positive Vorbilder in der Medienlandschaft, an denen wir uns hätten
       orientieren können, gab es nicht. Zwar haben einzelne Zeitungen in
       bestimmten Regionen die Zustellung auf digitale Wege umgestellt – aber der
       Schritt, den wir jetzt gehen, ist ein anderer. Ein größerer. Ein
       einzigartiger.
       
       Eher erreichen uns Anfragen und ehrfürchtig staunende Blicke: Ihr wagt das
       wirklich? Meist voller Bewunderung erklären andere Verlagsleiter*innen,
       dass so ein Schritt wohl nur der taz zuzutrauen sei.
       
       ## Optimismus ist erlaubt
       
       Ja, all das spielt sicher eine Rolle. Unsere Artikel sind nicht so leicht
       ersetzbar. Aber was oft unterschätzt wird: Es ist ein Move des ganzen
       Hauses, ein Kraftakt.
       
       Über Jahre hinweg wurden neue Produkte und Erscheinungsformen entwickelt –
       während gleichzeitig die geliebte Papierzeitung ohne Qualitätsverlust
       weiter produziert wurde. Wir haben gerungen: Welche Aufgaben müssen
       abgeschlossen sein? Wie viele Abos brauchen wir, um souverän zu existieren?
       Welche Funktionen in der App müssen unbedingt fertig sein, damit wir eine
       Chance haben, unsere Leser*innen zu überzeugen – und den Umstieg ohne
       große finanzielle Einbußen zu schaffen?
       
       Jetzt sind wir so weit. Beziehungsweise: bald. Nun – dreieinhalb Monate vor
       dem großen Schritt – sehen wir aber schon: Selbst auf Grundlage der Zahlen
       haben wir hinlänglich Grund für einen gewissen Optimismus. Die Entwicklung
       der Zukunftsabos liegt leicht über Plan, selbst die bis Oktober
       verbleibenden Printabos sind zahlreicher als erwartet. Das ist wichtig und
       wertvoll – denn sie bilden die Ausgangsbasis für die Umwandlung.
       
       ## Rückendeckung der Leser:innen
       
       Uns haben unzählige Zuschriften und Anrufe erreicht. Viele Leser*innen
       wollen den Schritt mit uns gehen. Nicht immer voller Begeisterung, aber
       doch mit tiefsitzender Überzeugung. Das heißt zwar nicht, dass das ein
       Selbstläufer wird.
       
       Es gibt bereits viele Leser*innen, die sich verpflichtet haben, auch nach
       der Seitenwende dabeizubleiben. Aber es haben sich auch viele noch gar
       nicht gemeldet, und die Rückmeldungen sind lange nicht hinreichend, um die
       taz in der jetzigen Stärke weiterzuführen. Aber es sind bereits so viele,
       dass wir auf dieser Basis weiter aufbauen können.
       
       Und auch wenn die finale Rechnung nicht direkt im Oktober 2025 gemacht
       werden kann – sondern erst im Frühjahr 2026, wenn sich zeigt, wie viele der
       Umwandler*innen auch langfristig bleiben –, blicken wir schon jetzt
       etwas ruhiger auf diese Zeit. Denn: Wir sind wahrlich auf dem richtigen
       Weg. Und wir sehen es schimmern – das Licht des Erfolges.
       
       🐾 Aline Lüllmann und Andreas Marggraf führen die Geschäfte der taz und sind
       also aus beruflichen Gründen zu kritischem Optimismus verpflichtet.
       
       14 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Marggraf
 (DIR) Aline Lüllmann
       
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