# taz.de -- Deutsche Trainerinnen im Ausland: Sprungbrett Schweiz
       
       > Ungewöhnlich viele deutsche Trainerinnen gehen für ihre Karriere in die
       > Schweiz. Dort sollen jetzt endlich auch einheimische Coaches gefördert
       > werden.
       
 (IMG) Bild: Erfolgreich in der Schweiz: Imke Wübbenhorst feiert den Meisterinnentitel
       
       Hauchknapp ist [1][Trainerin Imke Wübbenhorst] am Ende dieser Saison mit
       ihren Young-Boys-Frauen Schweizer Meisterin geworden. Im Finale der
       Playoffs schlug sie die Grasshoppers Zürich im Elfmeterschießen mit 5:4.
       Weniger Erfolg hatte [2][Kim Kulig], die mit ihrem FC Basel im Halbfinale
       ausschied.
       
       Beide Deutsche betonen oft, wie glücklich sie in der Schweiz seien. Kulig
       hat auf ihrer ersten Stelle als Cheftrainerin bis 2027 verlängert,
       Wübbenhorst, seit 2022/23 in Bern, würde gleich gern dort eine Ära prägen.
       Zum deutschen Klassentreffen in der Schweiz gesellen sich noch [3][Nadine
       Angerer], die als Torwarttrainerin beim Schweizer Nationalteam arbeitet,
       und Anne Pochert, die Co-Trainerin bei der Schweizer U19 ist.
       
       In Scharen zieht es deutsche Trainerinnen in die Schweiz. Inka Grings
       coachte ab 2021 den FC Zürich, holte dort das Double und [4][war
       anschließend glücklos für ein Jahr Schweizer Nationaltrainerin]. Als
       Schweizer Auswahlcoach machte von 2012 bis 2018 auch Martina
       Voss-Tecklenburg auf sich aufmerksam, bevor der DFB sie als Bundestrainerin
       verpflichtete. Anne Pochert ging aus Jena zu Grasshoppers Zürich und folgte
       dort auf eine weitere Deutsche, Theresa Merk, künftig Akademie-Leiterin
       beim 1. FC Köln. Jacqueline Dünker wiederum, bis 2024 Trainerin beim FC
       Zürich, wurde Nachfolgerin von Grings, mittlerweile ist sie auch in Köln
       tätig.
       
       Um diese Wanderung nach Süden zu verstehen, reicht ein Blick auf die
       Trainerposten der deutschen Frauen-Bundesliga. Nur eine einzige Frau war in
       der abgelaufenen Saison dort Cheftrainerin. Die Klubs besetzen ihre Posten
       am liebsten mit Männern aus der dritten Reihe, für die Frauen bleibt
       höchstens der Job als Co-Trainerin. Im Männerfußball haben sie gleich gar
       keine Chance.
       
       Dass es in der kommenden Frauen-Bundesliga-Saison etwas besser aussehen
       wird, liegt ausgerechnet an den kleineren Klubs: Der 1. FC Köln hat Britta
       Carlson verpflichtet, und die beiden Aufsteiger HSV und Union Berlin haben
       weibliche Cheftrainerinnen. Ganz anders in der Schweiz: Dort sind es gerade
       die Spitzenteams, wo viele deutsche Frauen als Trainerinnen arbeiteten.
       Zwar sieht es auch hier beim Frauenanteil nicht mehr so rosig aus. Aber
       immerhin vier von zehn Klubs werden von Frauen trainiert, darunter die
       Topteams Young Boys, St. Gallen und FC Basel. Zwei dieser drei sind
       Deutsche.
       
       ## „Wieder in Ruhe arbeiten“
       
       „Ich wollte wieder in Ruhe arbeiten, ohne dass alles beäugt wird“, so
       begründete Imke Wübbenhorst ihren Wechsel in die Schweiz gegenüber dem NDR.
       „In Bern war es schön zu erleben, wie ich im Frauenfußball geschätzt
       werde.“ In Deutschland, wo sie zwischenzeitlich in der Männer-Oberliga
       coachte, habe sie das anders erlebt. „Man wurde darauf reduziert, dass man
       eine Frau ist. Aber dass ich mehr Verstand vom Fußball habe, das haben die
       komplett ausgeblendet.“ Ohnehin sei es enorm hart, die 20.000 Euro für die
       A-Plus-Lizenz an der DFB-Akademie zu stemmen; erst recht, wenn man nicht
       sicher sein könne, dann einen Job zu kriegen. „Ein wirklich schwerer Weg.“
       
       Über die Schweiz äußerte sich Wübbenhorst auch positiv, was die Akzeptanz
       von Müttern angeht – 2025 war sie nach Mutterschaft auf ihren Chefposten
       zurückgekehrt.
       
       Der DFB hat zuletzt verschiedene Maßnahmen wie reine Frauenlehrgänge und
       Stipendien eingeführt. Doch reicht das? Ex-Fußballerin und TV-Expertin
       Kathrin Lehmann kritisierte gegenüber der Frankfurter Rundschau, dass auch
       bei der EM nur sieben Cheftrainerinnen arbeiten, die meisten aus einem
       anderen Land als ihr Nationalteam. „Warum werden die wenigen
       Top-Trainerinnen eigentlich nicht in ihrem eigenen Land gefördert? Warum
       können Imke Wübbenhorst und Kim Kulig erfolgreich in der Schweiz arbeiten,
       aber nicht in ihrer Heimat Deutschland?“
       
       ## Auch Schweiz nicht progressiv
       
       Denn auch die Schweiz ist statistisch nicht ungewöhnlich progressiv, was
       die Beschäftigung von Trainerinnen betrifft. Nur acht Prozent aller
       Trainer:innenposten sind mit Frauen besetzt. Zudem gibt es kaum
       hochqualifzierte Schweizer Trainerinnen. Aber in der Schweizer Women’s
       Super League setzt man eben gern auf Ausländerinnen aus Deutschland.
       Womöglich profitieren Wübbenhorst und Co von dem Image, vermeintlich besser
       qualifiziert zu sein.
       
       Wenn Top-Trainerinnen eine Chance haben, dann oft jenseits der eigenen
       Heimat. Im Zuge der EM immerhin könnten sich Dinge bewegen. Bis 2027 soll
       sich die Zahl der Trainerinnen in der Schweiz verdoppeln. Und ganz oben in
       der ersten Liga sind gerade zwei junge Schweizerinnen auf Top-Positionen
       nachgerückt. Die erst 33-jährige Jasmin Schweer übernimmt ab diesen Sommer
       den FC St. Gallen, die 41-jährige Luzia Odermatt den FC Luzern.
       
       4 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
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