# taz.de -- Neonaziprozess in Dortmund: „Combat 18“-Mitglieder sehen Gericht als Bühne
       
       > Die gewaltorientierte Neonazi-Organisation ist seit 2018 verboten. Bei
       > Prozessauftakt wird deutlich, dass die Angeklagten sie fortgeführt haben.
       
 (IMG) Bild: 2018 läuft der heute Angeklagte Robin Schmiermann für Combat 18 auf einer Demonstration in Dortmund
       
       Dortmund taz | Als hätte man ihnen den Prozess in Dortmund als Bühne
       angekündigt, saßen drei der vier Angeklagten schon eine halbe Stunde vor
       Verhandlungsbeginn auf der Anklagebank in Saal 130 am Dortmunder
       Landgericht. Einer von ihnen: Robin Schmiemann (40), Neonazi, verurteilter
       Gewalttäter, einst Brieffreund von Beate Zschäpe. Er macht Selfies, zeigt
       das „White Power“-Zeichen. Immerhin verdeckt seine Hose das Tattoo auf
       seinem Bein: „Whatever it takes – C18“
       
       „Combat 18“, benannt nach dem Zahlencode für „Adolf Hitler“, [1][wurde 2020
       in Deutschland verboten]. Der Grund: Die Organisation sei in Wesen und
       Zielsetzung mit dem Nationalsozialismus verwandt und
       gewaltorientiert organisiert. Sie rufe zur Bildung bewaffneter Zellen
       auf, plane Anschläge. Das Verbot folgte [2][dem Mord an Regierungspräsident
       Walter Lübcke] – der mutmaßliche Täter hatte früher Kontakt zu Stanley
       Röske, heute einer der Angeklagten. Die Ermittlungen offenbarten:
       [3][Combat 18 lief weiter] – mit Struktur, Treffen, Geldfluss.
       
       Robin Schmiemann ist in der militanten Rechten kein Unbekannter. Als junger
       Mann saß er wegen versuchten Mordes im Gefängnis – ein brutaler
       Raubüberfall, bei dem er einem Mann in den Rücken schoss. [4][Aus der Haft
       heraus schrieb er Beate Zschäpe,] die spätere Mitangeklagte im
       NSU-Prozess – und stilisierte sich öffentlich zum „politischen Gefangenen“.
       In den Nullerjahren galt er als Kopf der Dortmunder Combat-18-Zelle, ein
       Knotenpunkt für die militante Rechte in NRW.
       
       Röske, 49, gilt als Strippenzieher. Laut Bundesanwaltschaft organisierte er
       geheime Treffen mit Mitgliedern der Gruppe „Knockout 51“ in Eisenach.
       
       ## Konspirative Treffen, neue Mitglieder
       
       Die Generalbundesanwaltschaft wirft den vier Angeklagten – Stanley Röske
       (49), Robin Schmiemann (40), Kevin Langner (44) und Gregor Michels (45) –
       vor, spätestens ab Sommer 2018 die verbotene rechtsextreme Organisation
       Combat 18 Deutschland fortgeführt zu haben. Die Männer sollen an
       konspirativen Treffen teilgenommen, neue Mitglieder rekrutiert und die
       Gruppierung nach außen vertreten haben – etwa durch das Tragen von Kleidung
       mit einschlägigen Symbolen, durch strukturierte Aufnahmerituale und durch
       das Betreiben von Chatgruppen zur ideologischen Vernetzung.
       
       Laut Anklage organisierten sie zudem Szenetreffen, hielten die Hierarchie
       aufrecht und sorgten über den Verkauf von Merchandising-Artikeln für
       Einnahmen, mit denen Combat 18 weiterhin finanziert wurde. Aus Sicht der
       Bundesanwaltschaft verstießen sie damit gegen das Vereinigungsverbot (§ 85
       StGB) und führten eine Organisation fort, die in ihrer Zielsetzung und
       Struktur als wesensverwandt mit dem Nationalsozialismus eingestuft ist.
       
       Am ersten Verhandlungstag geht es um ein angeblich unpolitisches Treffen im
       April 2021, eine BKA-Beamtin und ein BKA-Beamter sagen aus, darunter eine
       Ermittlerin, die für die Auswertung beschlagnahmter Handys zuständig war.
       Sie schildert, wie Einladungen zu der Zusammenkunft über Telegram und
       Whatsapp verschickt wurden.
       
       ## „Ohne politische Kleidung“ am Parkplatz in Godisthal
       
       Der Chatverlauf sei eindeutig: Stanley Röske, mutmaßlicher Kopf von Combat
       18 Deutschland, habe das Treffen organisiert und ausdrücklich darum
       gebeten, keine politische Kleidung zu tragen. Treffpunkt: ein abgelegener
       Parkplatz nahe Goldisthal in Thüringen. Laut Generalbundesanwaltschaft soll
       Röske unter anderem Treffen mit Mitgliedern der rechtsextremen
       Kampfsportgruppe „Knockout 51“ in Eisenach organisiert haben.
       
       Der Prozess gegen Schmiemann, Röske und zwei weitere Rädelsführer von
       Combat 18 soll bis September 2025 laufen.
       
       26 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jennifer Stange
       
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